Kapitel 9

4.6K 78 3
                                    

  Als wir fertig sind, bin ich richtig müde. „Möchtest du vielleicht einen Film ansehen?" „Ja, sehr gerne." Wir gehen in sein Wohnzimmer und legen uns mit etwas Abstand auf die Couch. Er lässt mich den Film aussuchen, was ich ausnutze, um mal wieder meinen Lieblingsfilm zu sehen. Es geht um ein Mädchen, dass bei einem Autounfall ihre Familie verliert, aber trotzdem ist der Film sehr romantisch und schön, weil es immer wieder Rückblicke gibt, die den Film nicht so traurig erscheinen lassen. Als der Film beginnt, schaue ich zu Michi rüber und überlege, ob ich mich weiter zu ihm legen soll. Anscheinend fällt es ihm auf, denn er sagt: „Du kannst ruhig näherkommen, ich beiße nicht" Ich lächle und rutsche weiter zu ihm. Er legt seinen Arm um mich und zieht mich noch ein bisschen näher zu sich. Ahhh, das fühlt sich so gut an. Durch den Kamin, den Michi vorher noch angezündet hat, ist es außerdem noch romantischer als ohnehin schon. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und genieße einfach den Moment.

Als ich aufwache, bin ich kurz verwirrt, weil ich nicht in meinem Zimmer bin, bis ich mich an den gestrigen Abend erinnere. Ah ja, da war doch was. Es riecht schon richtig gut nach Rührei und Speck. Ich stehe auf und folge dem Geruch, da es in diesem Haus echt schwierig ist, sich nicht zu verlaufen. Als ich die Küche gefunden habe, sehe ich dort Michi am Ofen stehen. Bevor ich zu ihm gehe, beobachte ich ihn noch kurz. Er hat obenrum nichts an, so, dass ich seinen Oberkörper betrachten kann. „Na, gefällt dir, was du siehst?" Fuck, er hat mich beim starren erwischt. Wie hat er gemerkt, dass ich hier stehe? Ich werde rot, muss aber beim Anblick seines Gesichts auch lächeln. Er kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf den Mund. „Na, gut geschlafen?" „Ja. Dein Bett ist so angenehm" „Das freut mich. Gut, dass du keinen Code bei deinem Handy hast. So habe ich deinem Vater schreiben können, dass du hier schläfst und musste dich nicht aufwecken. Ich hab' übrigens woanders geschlafen, weil ich nicht wusste, wie du's magst." „Das ist süß von dir, danke. Das nächste Mal kannst du dich aber gerne auch zu mir ins Bett legen", sage ich und schaue ihn mit einem verlockenden Lächeln an. Es ist so süß, dass er an all diese Dinge gedacht hat, die ich in meiner Müdigkeit irgendwie alle vergessen habe. „Das habe ich gehofft, du siehst so süß aus, wenn du schläfst" „Acht echt? Ich dachte immer, ich schaue da aus wie ein sabberndes Walross" Er fängt an zu lachen. „Stimmt, die Ähnlichkeit war vorhanden" Ich schlage ihn leicht auf die Schulter. „Essen ist fertig. Ich hoffe, du magst Rührei und Speck." „Ja, perfekt. Danke"

„Ich muss jetzt langsam los zur Probe", sage ich während der gefühlt zehnten Folge von Riverdale. „Ich kann dich hinführen, wenn du willst." „Das musst du aber wirklich nicht. Ich kann auch mit dem Zug fahren" „Nein, ich mach' das gerne." „Ok, danke. Dann zieh ich mich schnell um und dann können wir schon fahren."

„Hast du heute eigentlich noch Dienst?", frage ich ihn auf dem Weg zum Studio. „Ja, ich hab' heute Nachtschicht. Ich muss sagen, ich würd' lieber weiter mit dir auf dem Sofa liegen und Serien schauen." „Ja, mir geht's auch so und das, obwohl ich tanzen über alles liebe" „Du hast mir von einem Vortanzen für eine wichtige Rolle erzählt. Wann ist das genau?" „Im Dezember – dafür muss man aber schon einige Monate vorher trainieren und da wir jetzt schon Oktober haben, muss ich mich echt ranhalten" „Du schaffst das ganz bestimmt. Wer wäre so dumm und würde dich ablehnen?" Ich lache leicht und sage: „Mal schauen, ob's was wird. Ich hoffe es zumindest" „Ganz bestimmt"

Inzwischen sind zwei Wochen vergangen und heute ist Halloween. Ich habe mich bei Michi zuhause einkaserniert, da mein Dad heute sowieso arbeitet, bis spät in die Nacht, oder besser gesagt, früh in den Morgen. Wir waren vorhin schon bei einer „Kürbisfarm" und haben uns dort einen zum Schnitzen geholt, worauf ich mich schon mega freue. Wir wollen uns heute einen richtig schönen Abend machen und haben beschlossen, ein paar Snacks zuzubereiten. Würstchen im Teigmantel, Cupcakes, ... Es soll alles im Halloween-Motto sein. „Kannst du mir mal den Zucker geben?", fragt Michi, der gerade damit beschäftigt ist, das Frosting für die Cupcakes zu machen. Ich gehe zu ihm und umarme ihn von hinten, während ich ihm gleichzeitig den Zucker gebe. „Danke, mit einer schöneren Übergabe hätte ich nicht rechnen können", sagt er und dreht sich zu mir um. Er gibt mir einen langen, sinnlichen Kuss. Ich schaue ihm in die Augen und vergesse komplett die Zeit. „Ich wollte dich jetzt schon länger was fragen und hab' immer auf den richtigen Moment gewartet und ich denke, das ist er – auch wenn ich mit Teig bekleckert bin" Ich lache, bin aber gleichzeitig auch total gespannt, was er fragen will. „Ich kenn' dich noch nicht lange und hoffe, dass es dir nicht zu früh ist, aber ich liebe es, mit dir Zeit zu verbringen und es fühlt sich einfach richtig an. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt fragen soll, oder ob es dann einfach irgendwann passiert, aber ich hätte es irgendwie gerne offiziell. Möchtest du meine Freundin sein?" „Ich hab' mir schon überlegt, ob ich fragen soll und muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, dass du es getan hast und ja, na klar will ich das", sage ich und küsse ihn leidenschaftlich. Unsere Zungen ringen miteinander, wie zwei Boxer im Ring, nur unfassbar zärtlich. Ich fühle mich so, als würde ich im Himmel schweben. Ich küsse einfach, jetzt ist es offiziell, meinen ersten Freund. 

Warum ausgerechnet Arzt? (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt