Kapitel 6: Der Spaziergang ✅

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Luana

Völlig schlaftrunken öffnete ich meine Augen und erschrak mich, als Marita's Gesicht nah an dem meinen war. Sie hatte mich wohl eben geweckt und ich sah mich völlig verwirrt um. Wann war ich eingeschlafen?

"Los aufwachen, Liebes. Es ist Zeit hinein zu gehen." sagte die Rothaarige zu mir und immer noch ein wenig orientierungslos, setzte ich mich auf und stellte fest, dass das wärmende Lagerfeuer bereits erloschen war. Der Himmel hatte bereits begonnen sich zu lichten und ich rieb mir müde die Augen und konnte ein herzhaftes Gähnen nicht unterdrücken. Allerdings merkte ich kurz darauf, dass mein Rücken unglaublich schmerzte. Das kam davon, wenn man am harten Waldboden einschlief.

Nachdem ich mich noch einmal umsah, musste ich ebenso feststellen dass die angebliche Hexe und ich wieder allein waren. Gut, auf die Gesellschaft dieser Lene konnte ich durchaus verzichten, aber dass auch Lucius weg war, machte mir mehr aus als es sollte. Dabei kannte ich ihn kaum.

Ich musste aufhören über ihn nachzudenken. Und ich sollte mit ihm wohl auch keine Zeit mehr verbringen, auch wenn ich nicht wusste wie ich das anstellen sollte, wenn er wieder hier auftauchte. Er war ein Vampir und ich... Keine Ahnung, aber dieser Mann beraubte mich meines Verstandes, so viel war inzwischen klar.

Ich ließ mich von Marita wieder in die Hütte begleiten, wo sie mir einen wirklich sehr gemütlichen Schlafplatz zurecht gemacht hatte, wofür ich ihr wirklich sehr dankbar war. Immerhin war ich eine Fremde und dass sie mir ein Dach über den Kopf gab, war wirklich sehr selbstlos von ihr. Ich lächelte ihr dankbar zu und legte mich auch gleich hin, um noch ein wenig zu schlafen.

Als ich wieder wach wurde, war bereits hellichter Tag und die Sonne schien mit all ihrer Kraft durch die kleinen Fenster der Waldhütte. Ich konnte fröhliches Vogelzwitschern hören, als ich langsam aufstand und mich nach meiner Gastgeberin umsah. Ich entdeckte Marita vertieft in ein Buch, ehe ich langsamen Schrittes zu ihr ging und mich auf dem Stuhl zu ihrer Linken setzte.

"Marita, ich möchte mich herzlich für deine Gastfreundschaft bedanken. Aber wie soll es denn nun eigentlich weiter gehen? Soll ich hier bleiben? Oder weiter ziehen? Was soll ich denn nun eigentlich machen?" fragte ich sie ein wenig ratlos. Marita sah von ihrem Buch auf, und natürlich hatte sie ein herzliches Lächeln auf dem Gesicht, so wie fast immer.

"Guten Morgen. Mach dir darüber keine Gedanken. Ich finde es schön dich hier zu haben. Du musst selbst entscheiden ob du bleiben willst oder eher gehen möchtest. Aber warte bitte noch ein paar Tage. Du bist noch nicht völlig über den Berg." erklärte sie mir ruhig.

Die Worte der älteren Frau ergaben für mich durchaus Sinn, wenn ich daran dachte wie ich mich gestern übergeben hatte. Meine Hand glitt zu meinen Magen, der sich im selben Augenblick zusammen zog und nach Nahrung forderte. Ich hatte Hunger. Marita allerdings schien dies zu merken. Sie kicherte und stand auf, um mir eine Schüssel zu holen, die sie mir zusammen mit einer Gabel überreichte.

In dem Gefäß befanden sich allerlei Früchte, die in mundgerechte Stücke geschnitten waren. Mir lief förmlich das Wasser im Mund zusammen und ich begann genüsslich den leckeres Obstsalat zu essen. Jeder Biss war ein regelrechter Genuss und mir kam es so vor, als ob ich noch nie was besseres gegessen hätte. Aber vermutlich lag das nur an meiner fehlenden Erinnerung. Marita reichte mir auch noch einen dunkelgelben Saft, der ebenso süßlich schmeckte.

"Stammt das alles aus deinem Garten?" erkundigte ich mich neugierig bei meiner neuen Freundin und schob mir genüsslich das nächste Stück in meinen Mund.

"Zum Teil. Der Wald birgt viele Schätze. Wir haben hier einfach alles was wir zum Leben brauchen." erklärte sie mir und ich nickte ehe ich fertig aß. Dabei dachte ich etwas nach und wandte mich wieder der Waldhexe zu.

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now