Kapitel 32: Geständnisse

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Eine Woche später...

Die Elfen waren erfolgreich und hatten alle Spuren der bösen Magie beseitigt. Somit konnten Marita und ich wieder zurück zur Hütte kehren. Auch Lucius und Isabella sind dort nun eingezogen, wodurch wir aber die Fenster der Hütte lichtdicht machen mussten. Und auch Silas blieb immer in unmittelbarer Nähe. Er blieb vorerst in seiner Menschengestalt. Als Wolf fühlte er sich zwar wohler, aber es war für alle so um vieles angenehmer. Zu fünft wurde es zwar hin und wieder eng in der Hütte, aber wir achteten darauf dass wir nicht immer alle zur selben Zeit drin waren. Es fühlte sich an, als ob wir nun eine richtige, kleine Familie geworden sind. Marita störte es in keinster Weise, dass sie ihr zu Hause mit uns allen teilen musste. Im Gegenteil, sie sagte ihr gefiel es immer in unserer Gesellschaft zu sein.

Zwischen Silas und Lucius lief es auch richtig gut. Ich glaube die Sorge um mich hat die beiden etwas zusammen geschweißt. Manchmal, wenn ich die beiden beobachtete, wirkten sie wie richtige Freunde, trotz der Tatsache dass sich ihre Spezies nicht vertrug.  Sie akzeptierten und respektierten sich gegenseitig.

Für Isabella war es eher schwierig. Sie mochte uns alle sehr, aber ihr Blutdurst machte ihr schwer zu schaffen. Marita gab den Vampiren zwar immer wieder etwas Blut, aber es war zu wenig um beide satt zu bekommen. Ich bot ihnen auch mein Blut an, aber Lucius war strickt dagegen. Aber das Warum wollte er uns einfach nicht sagen.

Alles schien wieder friedlich zu sein. Nichts machte den Eindruck, als ob irgendwoher Gefahr drohte, aber es fühlte sich eher wie die Ruhe vor dem Sturm an. Dennoch wollten wir fünf es genießen solange es anhielt.

Heute war ein stark bewölkter Tag, deshalb war es den beiden Vampiren möglich, auch vor Sonnenuntergang raus zu gehen. Lucius wollte dies nutzen, um etwas mit mir allein zu sein. Deshalb verabschiedeten wir uns von den anderen und gingen etwas im Wald spazieren.

Bei einer kleinen Blumenlichtung hielten wir an und setzten uns.

"Du bist so wunderschön..." raunte mir mein Vampir zu und begann meine Haare zur Seite zu streichen und meinen Hals zu küssen. Ich schloss meine Augen und genoss dabei jede einzelne Berührung.

"Lucius... Warum willst du nicht, dass ich euch mein Blut gebe? Du hast es doch schon einmal getrunken. Wofor hast du Angst? Ist es, weil da neben dem menschlichen noch ein anderer Geschmack ist? Hast du Angst was deine Mutter dazu sagt?"

Er seufzte auf meine Fragerei hin leise aus und fuhr mit seinen Fingern langsam meine Pulsschlagader entlang, was mir Gänsehaut bereitete.

"Nein, davor habe ich keine Angst. Es gibt da aber etwas, was ich dir noch nicht über dein Blut erzählt habe."

Nun wurde ich aber neugierig. Was meinte er denn? Was wusste er?

"Weist du denn inzwischen was das für eine Note in meinen Blut ist?"

"Das ist mir nach wie vor ein Rätsel aber..."
Lucius schaute sich um, als ob er sichergehen wollte dass wir auch wirklich allein waren. Dann hauchte er mir die Antwort so leise ins Ohr, dass ich sie selbst kaum verstehen konnte.

"An dem Tag, nachdem ich dein Blut getrunken habe, Liebste, konnte ich ohne Probleme in das Sonnenlicht."

Meine Augen wurden groß vor Staunen. War das wirklich möglich? Konnte mein Blut das wirklich bewirken?

"Du meinst... Es hat dich immun gemacht? Aber das... Ist doch großartig! Unglaublich!!"

"Immun nur für ca 24 Stunden. Am darauffolgenden Tag war wieder alles beim alten. Wir müssen mit diesem Wissen sehr vorsichtig umgehen. Wenn andere erfahren, was dein Blut kann, dann werden bestimmt noch viel mehr Wesen hinter dir her sein."

Ich kniff meine Augen nachdenklich zusammen. Damit hatte Lucius wirklich recht.

"Nun gut aber... Wir sollten es Isabella, Marita und Silas sagen. Sie würden es bestimmt niemanden verraten. Selbst wenn euch jemand im Tageslicht dann sieht... Niemand muss erfahren, was der wahre Grund dahinter ist, oder?"

Nun dachte er über meine Worte nach.
"Ganz schön schlau. Wir können uns ja irgendwas einfallen lassen. Aber du hast recht. Sagen wir es den anderen. Vielleicht haben sie ja irgend eine Ahnung, was noch für ein Wesen in dir stecken könnte."

Ich lächelte und küsste meinen Vampir. Ich war so unglaublich glücklich dass mein Blut so etwas konnte. Sein Blut hatte mich geheilt, und meines machte ihn immun gegen Sonnenlicht. Wir ergänzten uns einfach perfekt.

"Ich liebe dich, Lucius."
Diese Gefühle die in mir waren, waren schon sehr lange offensichtlich, meiner Meinung nach. Doch es war das erste Mal, dass ich diese Worte ihm gegenüber deutlich aussprach.

Lucius Gesichtsausdruck war kaum zu definieren. Ich wurde nervös und hibbelig. Hatte ich es zu früh gesagt? Die Angst, er würde doch anders fühlen, kam auch wieder zum Vorschein. Obwohl wir inzwischen so viel zusammen erlebt hatten in so kurzer Zeit.

"Ich liebe dich auch, Luana."
Mein Herz machte einen riesigen Sprung als er meine Gefühle ganz offiziell erwiderte. Ich war in diesem Moment der glücklichste Mensch auf Erden. Erneut küssten wir uns in zwischen der wunderschönen Blumen auf dieser Lichtung. Wir lagen Arm in Arm und genossen diesen zauberhaften Augenblick unserer Zweisamkeit.

Wir vergaßen völlig die Zeit, die um uns herum verstrich. Nach und nach wurde es langsam dunkler.

"Nun, da du mir ja gesagt hast, was mein Blut kann, möchtest du nicht etwas davon? Um ehrlich zu sein, fand ich es ganz schön, als du es getrunken hast." gestand ich ihm schüchtern und meine Wangen wurden dabei ganz rot.

"Hmm... Und ich fand es auch schön, wie du meines getrunken hast. Aber ich glaube, du würdest es nicht zum Vergnügen machen, oder?"

Ich wurde total verlegen. Wenn ich daran dachte, wie ich das Vampirblut meines Liebsten getrunken hatte, kamen ganz eigenartige Gefühle in mir hoch.

"Auch wenn ich nicht ganz ich selbst war, muss ich gestehen dass ich es... toll fand. Ich weiß auch nicht. Das Blut mit dir zu teilen... Ich kann mir nicht vorstellen dass es etwas noch intimeres geben kann. Aber die Antwort auf deine Frage ist ja. Ich würde es wieder machen. "

Lucius Augen begannen zu strahlen. Ich glaubte nicht, dass er mit so einer Antwort gerechnet hatte. Aber es schien ihm unglaublich glücklich zu machen.

"Dann lass uns voneinander trinken. Auch für Vampire gibt es nichts innigeres als gegenseitig Blut zu trinken."

"Aber vorher möchte ich noch etwas wissen, Lucius. Ich verwandle mich dadurch nicht in einem Vampir, oder?"

Er lachte. Nein, er schmunzelte. Ich wusste auch nicht warum wir noch nie darüber gesprochen hatten wie man zu einem Vampir wurde.

"Nein, meine Liebste. Um ein Vampir zu werden, muss man mit Vampirblut im Körper sterben. Also solange du am Leben bleibst, lebst du."

Ich lächlte dem wunderschönen Mann, in dessen Armen ich lag, verliebt an. Das bedeutete, solange ich sein Blut in mir hatte, würde ich wieder zu ihm zurückkehren. Selbst nach meinen Tod.

Und dann, nachdem wir uns ein weiteres Mal geküsst hatten, biss sich Lucius ins Handgelenk und hielt es mir hin. Langsam senkte ich meine Lippen zu seiner Wunde, die bald heilen würde, und begann sein Blut zu saugen. Und während ich seinen Geschmack langsam in mich aufnahm, begann er meinen Hals frei zu legen und ich spürte wie seine spitzen Zähne in mich drangen.

Dieses Teilen des Blutes, war wieder eine völlig neue und extreme Erfahrung. Diese Gefühle die sich dabei in mir an die Oberfläche drangen, waren kaum zu beschreiben. Ich wollte, dass dieser Moment niemals endete.

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now