Kapitel 20: Werwölfe

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Als ich nach einer Weile wieder wach wurde, hörte ich das Heulen eines Wolfes. Noch im Halbschlaf musste ich mich erstmal orientieren wo ich war. Lucius hielt mich immer noch in seinen Armen in der Höhle, jedoch war auch er inzwischen eingeschlafen.

Für einen Augenblick hatte ich gehofft, dass das Ritual, und wie es ausser Kontrolle geraten war, nur ein Alptraum gewesen ist. Aber da wir in dieser schönen Höhle waren, und nicht in der Hütte, musste es wohl real gewesen sein.

Zumindest hatte das ganze etwas positives. Ich war bei meinen geliebten Vampir und konnte ihm zum ersten Mal zusehen wie er schlief. All seine Gesichtszüge waren entspannt, seine dunklen Haare waren wild durcheinander, und dennoch empfand ich seinen Anblick als wunderschön. Ich bedeutete diesen Mann wirklich etwas, auch wenn ich nicht verstand wieso.

Wieder hörte ich dieses Heulen. Ich hatte es mir nicht eingebildet. Ob das Silas war? Mein Blick verharrte kurz in der Richtung wo ich den Ausgang vermutete, dann schaute ich wieder zu Lucius. Wie spät war es wohl? Er schlief so friedlich, und wollte ihn deshalb nicht wecken. Bevor er aufwachen würde, wäre ich bestimmt wieder zurück, dachte ich mir.

Also löste ich mich ganz vorsichtig aus seinen Armen und ging ganz leise den felsenen Gang, der vom Bereich des Sees weg führte, entlang. Es war der einzige Weg, also wäre ein Verlaufen wohl ausgeschlossen. Ich musste nicht lange gehen, als ich das Tageslicht erblicken konnte und trat mit zugekniffenen Augen hinaus.

Ich hoffte ich hörte ein erneutes Heulen, damit ich wusste in welche Richtung ich gehen musste, aber da war leider nichts. Ich seufzte leise und sah mich um, nachdem sich meine Augen an das Tageslicht gewöhnt hatten. Dieser Bereich des Waldes war mir völlig fremd. Aber das traf vermutlich auf gut 98 Prozent des blauen Waldes zu.

Gerade spielte ich wieder mit dem Gedanken zu Lucius zurück zu kehren, als ein neues Heulen zu hören war. Sofort machte ich mich also auf den Weg und schlug die Richtung ein, in der ich den Wolf vermutete.

Während ich mich immer weiter vor kämpfte, weil der Boden hier wild bewachsen war und überall Wurzeln aus der Erde ragten, versuchte ich mir den Weg gut einzuprägen. Anders als die Umgebung bei Maritas Hütte, war hier keinerlei Weg oder irgend was ähnliches zu erkennen. Es war ein richtiger Dschungel aus Bäume und Pflanzen, deren Art ich nicht bestimmen konnte.

Ich war mir sicher, dass mich Wesen beobachteten. Sie waren klein und versteckten sich hinter den Bäumen. Dafür hatte ich aber keine Zeit jetzt, denn ich musste den Wolf finden. Auf einmal tauchte eine kleine Figur vor meiner Nase auf. Es sah aus wie ein kleines Mädchen, vielleicht so groß wie ein Finger und es hatte Flügel. Ich blieb verblüfft stehen und starrte es an.

Es kicherte, stupste meine Nase an und flog dann wieder davon.
"Hat mich auch gefreut.." nuschelte ich und setzte meinen Weg fort.

Wieder heulte ein Wolf auf. Ich versuchte schneller zu laufen, denn diesmal hörte sich das Geräusch so an, als ob es ganz in der Nähe war. Und dann sprang mir auf einmal ein großer, schwarzer Wolf entgegen.

Ich schrie kurz auf, weil ich mich so erschreckt hatte, hielt mir dann aber gleich die Hand vor dem Mund. Immerhin hatte ich ja nach einem Wolf gesucht, aber augenscheinlich nach einem anderen. Das Tier vor mir, war nicht Silas. Zum einen stimmte die Fellfarbe nicht, und zum anderen war er gut zwei Köpfe größer. Und die Augen...

Doch ehe ich eine weitere Reaktion zeigen konnte, tauchten links und rechts von ihm nun noch weitere Wölfe auf. Das musste das Wolfsrudel sein, nahm ich an. Insgesamt standen nun neun Wölfe vor mir, doch keiner der Silas auch nur ähnlich sah.
"H.. Hallo.. Ich bin..." stammelte ich.

"Wir wissen ganz genau wer du bist." hörte ich eine Stimme in meinen Kopf. Was war das? Verwirrt blickte ich mich um, konnte aber ausser den Wölfen sonst nichts erkennen.

"Dein Freund war bereits bei uns. Er sucht dich."
Kurz stockte mir der Atem. Einige Momente verstrichen, bis ich realisierte dass diese Stimme von dem schwarzen Wolf kam. Eine meiner Fähigkeiten meldete sich wohl gerade, dass war die einzige Möglichkeit wie es sich erklären ließ, dass ich das Tier verstehen konnte.

"Nun.. Dann... Ich suche ihn auch." meine Stimme klang sehr unsicher, dabei ärgerte ich mich über mich selbst, dass ich kein selbstbewussteres Auftreten hatte. Der Wolf, der anscheinend sowas wie der Anführer war, kam etwas näher auf mich zu.

"An dir klebt eigenartiger Geruch. Magie und... Vampir?"

Ich begann mich bei dem Ton seiner Worte unwohl zu fühlen. Es war wohl eine schlechte Idee gewesen, dass ich allein die Höhle verlassen hatte. Der schwarze Wolf machte mir Angst, und die anderen acht auch, denn sie starrten mich alle unentwegt an.

" J.. Ja, ich bin.. Mit einem.. Befreundet..." stotterte ich. Kaum hatte ich meine Antwort ausgesprochen, begann der Wolf vor mir zu knurren.

"Vampire sind keine Freunde. Sie saugen dein Blut aus bist du tot bist. Lass dich nicht täuschen, kleines Mädchen."

Nun stieg die Wut in mir auf. Nicht nur dass er mich kleines Mädchen nannte, nein auch wie er über Vampire sprach verärgerte mich.
"Ich lasse mich nicht täuschen, und ein kleines Mädchen bin ich auch nicht!" konterte ich. Dann begann der Alpha dunkel zu lachen an, zumindest wirkte es auf mich so, dabei ging er noch näher auf mich zu.

"Bleib weg von ihr!"

Diese Stimme kannte ich doch. Das war Lucius! Er stand plötzlich zwischen mir und den Wolf und schob mich mit einen Arm hinter sich.

Es war doch hellichter Tag. Die Sonne! Wie ging denn dass? Meine Augen starrten auf den Vampir und ich erkannte wie seine Haut  rauchte.

"Lucius... Die Sonne... Du musst hier weg." flüsterte ich, aber mein Vampir reagierte nicht auf mich. Stattdessen funkelte er den Wolf vor uns an.

"Dummer Vampir!" hörte ich die Stimme des schwarzen Tieres, ehe er sich auf Lucius stürzte! Es ging wahnsinnig schnell, als der Vampir mich mit einer Hand nach hinten schleuderte. Er wollte mich beschützen, ja, aber so konnte er nicht der Attacke entkommen und wurde direkt in die Schulter gebissen. Daraufhin schrie mein Vampir auf und verpasste dem anderen einen Schlag in den Bauch sodass dieser sich krümmte.

Das Wolfsrudel begann zu knurren und machte sich kampfbereit, als ein weiterer Werwolf auftauchte. Das war Silas! Er stellte sich zwischen dem Schwarzen und Lucius.

"Was soll das? Ich habe euch um Hilfe gebeten, nicht um einen Kampf auszutragen!" rief Silas knurrend.

"Du bist nicht von hier, du verstehst das nicht! Die Vampire müssen verjagt werden!"

Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte so die Stimmen der Tiere auszublenden um schnell zu Lucius zu laufen. Seine Wunde war unglaublich tief und er blutete stark. Dazu begann seine Haut immer mehr zu verbrennen. Er musste hier weg, und zwar schnell!

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now