Kapitel 10: Magisch ✅

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Ich war von dem Glück regelrecht durchdrungen und konnte nichts anderes mehr spüren. Wenn es nach mir ginge, dann würde dass hier für die Ewigkeit andauern. Lucius und ich hatten uns gestanden, dass wir für den jeweils anderen tiefe Gefühle hegten und dass war wie ein wahr gewordener Traum.

Den restlichen Tag bis kurz vor Sonnenuntergang verbrachten wir in trauter Zweisamkeit. Wir hielten uns an den Händen und unsere Finger waren permanent ineinander verschlungen, als wären wir miteinander verschmolzen.

Wir sprachen über alles was in den letzten Tagen passiert war und teilten einander mit was wir in bestimmten Situationen empfunden hatten. Nur diesen visionären Tagtraum von dem Kuss behielt ich für mich. Ich fühlte mich zufrieden damit einfach nur bei ihm sein zu können, denn wie nahe wir uns in nächster Zeit kommen würden, wollte ich dem Zufall oder dem Schicksal oder was auch immer überlassen. Doch eines wusste ich, ich wollte so viel Zeit wie möglich mit Lucius verbringen und das war genug.

"Luana, ich möchte dir etwas zeigen. Aber dazu musst du mir voll und ganz vertrauen." sagte mein Vampir plötzlich zu mir und ich sah überrascht zu ihm auf, ehe ich liebevoll lächelte.

"Natürlich vertraue ich dir. Was willst du mir denn zeigen?" antwortete ich ihm neugierig, doch anstatt mir eine Antwort zu geben, packte Lucius mich und warf mich auf seinen Rücken, wo ich mich sofort instinktiv fest hielt. Meine Beine schlangen sich um seine Hüfte, genauso wie meine Arme um seinen kräftigen Oberkörper. Bei dieser Nähe wurde ich etwas verlegen und meine Wangen färbten sich rosa. Was hatte er nur vor?

Dann sprang Lucius ohne Vorwarnung mit riesiger Kraft einen Baum hinauf, und das so schnell dass mir direkt schwindelig wurde. Wie ein Tier kletterte er mit enormer Geschwindigkeit den dicken Stamm hinauf, sprang auf den nächsten Baum der noch höher war und wiederholte das. Ich kniff dabei meine Augen zusammen, weil ich bereits spürte wie mein Kreislauf völlig durcheinander geriet.

Als ich merkte, dass die Geschwindigkeit nachließ, öffnete ich wieder meine Augen doch diese wurden vor Erstaunen riesig. Wir befanden uns in unglaublicher Höhe, wo Lucius' Beine sicher auf einem der Äste standen. Er schien mit dem Gleichgewicht nicht das geringste Problem zu haben.

Langsam ließ er mich wieder runter, doch gab mir weiterhin mit einem Arm um meine Hüfte gelegt Sicherheit. Dennoch sah er mich amüsiert an, während ich mich weiterhin begeistert und ungläubig umsah. Wir befanden uns tatsächlich in den höchsten Baumwipfeln des Waldes. Vor uns lag eine Landschaft, die so atemberaubend schön war, dass man es kaum in Worte fassen konnte.

Der Wald war wirklich riesig und sein Anblick war vergleichbar wie der des Meeres. Der blaue Wald schien sich ins Unendliche zu erstrecken, doch das war nicht das Highlight, welches sich mir bot. Nein, es war der Sonnenuntergang vor unseren Augen, der so nahe wirkte als könnte man ihn ergreifen.

Das sanfte Licht, welches sich in alle Richtungen brach, wie es Wolken in ein blasses Rosa färbte, war traumhaft schön. Die Blätter der Bäume schienen das Licht zu reflektieren, und da wusste ich woher der Wald seinen Namen hatte. Im Licht der untergehenden Sonne schienen die Blätter blau zu funkeln. Man konnte die Magie sehen, die diesen Ort so besonders machte.

Dieser Anblick zog mich in einen regelrechten Bann aus dem ich mich nicht mehr lösen konnte. Der Baum auf dem wir uns befanden lag bereits im Schatten, wodurch wir schweigend und unbekümmert diesen Moment genießen konnten, bis die Sonne vom Himmel komplett verschwunden war.

Lucius zog mich liebevoll in seine Arme und ich konnte mir nicht vorstellen jemals glücklicher gewesen zu sein. Es kam mir vor wie ein wunderschöner Traum, aus dem ich nie wieder erwachen wollte. Dabei überkam mich das Gefühl als würde ich schweben und ich schloss genießend meine Augen.

Ein plötzlicher Windstoß wirbelte meine Haare durcheinander, ich hatte das Gefühl als würden meine Beine nachgeben und als ich meine Augen wieder öffnete, stellte ich sprachlos fest, dass wir uns wieder auf dem Waldboden befanden. Lucius hielt mich immer noch fest und schien mich nicht los lassen zu wollen, und ich wollte es auch nicht. Wir standen einfach nur da und blickten uns tief in die Augen, während um uns herum die Nacht herein brach.

Mir war, als könnte ich die Luft um uns herum knistern spüren, als der Vampir langsam seinen Kopf senkte und sich meinen Gesicht vorsichtig näherte. Er bewegte sich so langsam, dass ich das Gefühl hatte ihn in Zeitlupe zu beobachten. Dann spürte ich seine Hand, die langsam über meinen Hinterkopf streichelte, seinen Atem wie er gegen meine Haut hauchte und anschließend seine Lippen, welche sich zart auf meine legten.

Sofort schloss ich genießend meine Augen und überließ meinen Liebsten jegliche Kontrolle. Auch wenn sein Kuss nur ganz leicht war, bewegten seine Lippen sich langsam und gaben mir eine liebevolle Liebkosung, welche die Schmetterlinge in meinen Bauch wild umher flattern ließen.

Ich konnte hören wie Lucius leise aber zufrieden ausseufzte, doch dann löste er sich wieder von mir. An die die Kälte seiner Haut hatte ich mich inzwischen so sehr gewöhnt, dass ich sie kaum noch wahr nahm und ich ergriff seine Hand, weil ich nicht wollte dass unser Kontakt abbrach. Mein Vampir ließ es zu und begann mich langsam durch den Wald zu führen.

Dieser wirkte auf mich nicht mehr so unheimlich oder erdrückend, wie es es in meiner ersten Nacht hier gewesen war. Jetzt war es das absolute Gegenteil, als wäre der Wald durch unsere Gefühle zum Leben erwacht. Die Sterne über uns ertrahlten in einem wunderschönen Licht, die Dunkelheit des Waldes wurde durch kleine, bunte Leuchtkäfer erhellt. Egal wo man hinsah, erblühten Blumen welche den Anschein erweckten, in der Finsternis zu erstrahlen. Ich meinte auch kleine Wesen entdeckt zu haben, die sich hinter den Bäumen vor uns versteckten. Der leichte Wind, der kaum merkbar war, schien auf seine eigene Weise mit uns zu kommunizieren. Es war einfach traumhaft und zum ersten Mal fühlte ich mich an diesen sagenhaften Ort wirklich zu Hause.

Als wir nach einer Weile schließlich bei Marita's Hütte ankamen, lachten Lucius und ich. Ich hatte den Eindruck, als wäre auch er voller Glück, genau wie ich. Wir betraten das Heim der Hexe und als ich mich im Inneren umsah, wurden wir beide überrascht. Marita saß nachdenklich und kerzengerade an ihrem Tisch. So hatte ich sie zuvor noch nie gesehen und das Lächeln, welches bisher ihr Markenzeichen gewesen war, schien gänzlich verschwunden zu sein.

Doch das war nicht das einzige sonderbare, denn zu ihrer Rechten saß ein junger Mann der mir völlig fremd war. Allerdings war da irgendetwas an ihm, was mir vertraut vor kam, so als würde ich ihn kennen. Das war wirklich seltsam. Wer das wohl war? Doch dann hörte ich ein tiefes Knurren aus der Kehle des Vampirs an meiner Seite.

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum