Kapitel 57: Bis in alle Ewigkeit

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Völlig bestürzt darüber, was ich eben getan hatte, begann ich weg zu fliegen. Noch einmal hörte ich wie meine Freunde meinen Namen riefen, aber ich musste hier weg. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich war schockiert über mich selbst. Zu welchem Monster hatte ich mich verwandelt?

Lucifer erschien neben mir, er hatte kein Problem damit mit mir mit zu haltend, und es wunderte mich auch nicht.
"Lass mich in Ruhe." sagte ich zu ihm. Ich wollte ihn jetzt nicht bei mir haben. Ich wollte allein sein.

"Du wirst lernen das Böse zu akzeptieren. Es ist nun ein Teil von dir, ebenso wie das Gute. Du lernst damit umzugehen und wirst die Balance finden. Genauso wie deine Freunde es geschafft haben."

Ich flog auf den höchsten Punkt im blauen Wald zu. Es war ein Berg und die Bäume bildeten die Spitze einer wunderschönen Landschaft. Noch war es dunkel, aber ich sah mit meinen neuen Augen unglaublich gut. Meine Füße landeten auf dem Boden und ich hatte das Gefühl als würde die Erde zu mir sprechen. Doch ich konnte es nicht genießen. Ich fühlte mich furchtbar. Ich hatte ein Leben ausgelöscht. In mir drin tobte ein Kampf und ich war dabei daran zu Grunde zu gehen.

Lucifer landete neben mir und zog mich in seine Arme. Ich ließ diese Geste zu und umarmte meinen Vater ebenfalls, während mir viele Tränen die Wangen runter liefen. Als der Höllenengel sich wieder von mir löste, wischte er meine Tränen weg.
"Ich muss wieder zurück in die Hölle. Ich liebe dich, meine Tochter. Du bist unglaublich stark und ich weiß dass du es schaffst. Du wirst unglaubliches erreichen, und du wirst niemals allein sein."

Dann erhob sich Lucifer und er schien mit der Nacht zu verschmelzen und ich konnte ihn nicht mehr sehen. Er war weg.

Ich ließ mich zu Boden sinken und setzte mich, wobei meine Flügel halb über der Erde hingen. Auch wenn ich nicht wusste, wie ich nun weiter machen sollte, so glaubte ich den Worten meines Vaters. Es war mir unbegreiflich, dennoch spürte ich diese Stärke in mir, die er wohl gemeint hatte. Ich fühlte mich so gut, und gleichzeitig auch so schlecht. War das mein neues Ich? Würde es ab jetzt für immer so sein? Bis in alle Ewigkeit?

Stunden schienen zu vergehen während ich reglos auf diesem Platz saß und dabei zusah, wie der Himmel langsam heller wurde. Doch dann merkte ich, wie sich mir jemand in rasantem Tempo näherte, aber ich musste meinen Blick nicht erheben um zu wissen um wem es sich handelte. Ich konnte es fühlen. Ich konnte fühlen wie meine Seele von diesem jemanden angezogen wurde, wie mein Körper sich nach ihm verzehrte. Doch ich blieb weiter reglos sitzen.

Völlig ausser Atem kam Lucius bei mir an. Er musste durch den gesamten Wald gelaufen sein um mich zu finden. Völlig ausser Puste ließ er sich neben mir nieder und begann nach meiner Hand zu greifen.
"Luana, bitte. Ich hatte dich schon zwei mal verloren, tu mir das nicht wieder an. Flieg nicht einfach weg. Rede mit mir." bat mich mein Liebster und langsam drehte ich meinen Kopf zu seinem.

"Ich bin ein Monster. Nicht besser wie Ceadda. Ich habe ihn erbarmungslos umgebracht. Und... Es hat mir gefallen. Ich wollte zwar ein Vampir werden, aber keine Mörderin." murmelte ich leise und Tränen brachen aus meinen Augen heraus. Sofort nahm Lucius mein Gesicht in seine Hände und schüttelte seinen Kopf.

"Du bist nun viel mehr, als ein Vampir. Dass du nach deinem Erwachen einen unbändigen Durst verspürst, ist normal. Auch für einen herkömmlichen Vampir. Aber das dauert nicht lange an. Sobald du wieder genug Blut im Körper hast, wird dieser Drang schwächer werden. Und zusammen bekommen wir das hin. Leider aber hast du einen Vorteil. Ich kann nicht fliegen, also bitte. Bitte Luana, verlasse mich niemals wieder. Lebe, Kämpfe, für mich. Für uns."

Neue Tränen liefen meine Wangen hinab. Aber es waren keine Blutstränen wie bei anderen Vampiren, nein, es waren normale Tränen. Und meine Augen begannen sich nun auch wieder zu verändern. Das Schwarz wich und hervor traten wieder meine menschlichen, rehbraunen Augen. Lucius lächelte mich liebevoll an und küsste meine Nasenspitze.
"Da ist sie ja wieder. Meine Luana. Mein Engel."

Ich lächelte zärtlich und umarmte Lucius.
"Ich verspreche es dir. Ich werde dich nie wieder verlassen. Ab jetzt, werden wir zusammen die Ewigkeit verbringen." hauchte ich ihm leise zu, kurz darauf begannen wir uns zu küssen ehe die ersten Sonnenstrahlen auf unsere Körper fielen.

Es brannte. Es tat höllisch weh als das Licht meine Haut berührte. Lucius zog mich sofort in den Schatten und verwirrt sah ich meinen Liebsten an.
"Tja, das Sonnenlicht ist wohl nun wieder Geschichte. Du bist nun eine Kreatur der Nacht. Dich schwächt die Sonne von jetzt an genau wie uns anderen."

Mein Blut hatte bei der Verwandlung die Immunität gegen das Tageslicht verloren. Als dunkler Nephelim müsste ich mich von nun an auch am Tage verstecken und mein Leben würde sich nur mehr in der Dunkelheit abspielen. Ich seufzte traurig aus. Mir würde die Wärme fehlen. Die vielen Farben. Die Macht meinen Vampirfreunden ein kostbares Geschenk zu machen. Von nun an war ich wie sie. Aber auch wie mein Vater.

Lucius und ich begaben uns in den Schutz der Bäume um uns eine Höhle zu suchen, aber mit meinen gigantischen Flügeln war es ganz schön schwer mich fort zu bewegen, da sie ständig an irgend einem Ast oder Gebüsch hängen blieben. Dass sie nun ein Teil meines Körpers waren, war auch etwas was ich lernen musste mich daran zu gewöhnen. Genauso wie an den Blutdurst.

Schließlich fanden wir eine Höhle in der wir uns verstecken konnten bis die Sonne wieder untergehen würde. Man hätte meinen können wir würden schlafen, oder uns körperlichen Aktivitäten widmen, aber die Wahrheit war, dass wir einfach nur viele viele Stunden geredet hatten.

Als es wieder dunkel wurde machten wir uns auf dem Weg zu Marita, Isabella und Lestat.
Meine Familie. Meine Familie die mir von nun an helfen würde mit meinen neuen Ich zurecht zu kommen.

Seit ich in den blauen Wald gekommen war, hatte sich ein Ereignis an das nächste gereit. Ich musste mit Schmerz, Verlust und Trauer zurecht kommen, aber auch mit Liebe, Hoffnung und Magie. Auch als dunkler Nephelim fehlten mir die Erinnerungen an mein altes Leben, an Katharina. Aber das war nun inzwischen ohne Bedeutung. Denn alles was ich erlebt hatte, hatte mich in mein wahres zu Hause geführt. Es half mir meine Liebe zu finden, meine Freunde, meine Bestimmung. Silas würde nach wie vor eine Leere in meinen inzwischen nicht mehr schlagenden Herzen hinterlassen, aber er würde dennoch für immer bei uns sein.

Ende

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now