Kapitel 56: Vampirengel

205 27 17
                                    

Luana

Ich wusste nicht was es war. Ob es die Tatsache war, dass ich jetzt anders war. Ein schwarzer Engel wie mein Vater. Oder dass ich gleichzeitig nun auch ein Vampir, wie mein Geliebter war. Oder dass ich Lucius Blut trank und er meines. Jetzt, war es nicht einfach nur ein Rausch. Sein Blut ernährte mich von jetzt an. Und ich konnte nicht nur meine Gefühle spüren, sondern gleichzeitig auch die von ihm. Ich konnte nicht nachdenken. Ich spürte nur noch Verlangen.

Ich wollte mit Lucius eins sein. Nicht nur sein Blut, auch seinen Körper. Das Verlangen nahm mich immer mehr ein und es beherrschte mich komplett. An unsere Umgebung, an unsere Freunde, daran verschwendete ich keinen einzigen Gedanken. Das alles war unbedeutend geworden. Also gaben wir uns an Ort und Stelle hin und verschmolzen zu einem einzigen Organismus. Lucius war nun ein Teil meiner Selbst, und ich ebenso seines. Wir würden von nun an nicht mehr ohne den anderen exestieren können. Ich brauchte ihn wie ein Mensch die Luft zum Atmen. Er war mein Erschaffer, mein Gefährte, meine Liebe. Er war meine Seele.

Nachdem wir beide einen unglaublichen Höhepunkt erlebt hatten, löste ich langsam meine Flügel die uns bis zu diesem Zeitpunkt umgaben. Es überraschte mich, da es wie von selbst ging. Doch plötzlich erinnerte ich mich an etwas.
"Ceadda. Er war es. Er hat mich getötet." knurrte ich und eine Wut wie ich es noch niemals zuvor in meinen Leben verspürt hatte, kam in mir hoch. Ich knurrte aufgebracht und fletschte meine Zähne.

"Was? Dieser Werwolfarsch? Dafür wird er bezahlen. Das verspreche ich dir." meinte Lucius und ich schüttelte meinen Kopf.

"Nein. Ich werde mich selbst darum kümmern." argumentierte ich und ohne dass ich es selbst kontrollieren konnte, erhob ich mich mit meinen schwarzen Flügeln in die Lüfte. Meine neuen, übrsinnlichen Sinne schienen wie von Selbst die Spur aufzunehmen und ich flog davon, während ich Lucius, Marita und Isabella nach mir rufen hörte. Doch ich war so zornig. Ich wollte meine Zähne in Ceaddas Fleisch jagen, seine Eingeweide heraus holen und ihm das Herz aus seiner Brust reißen.

Wieso hatte ich nun solch abscheuliche Gedanken? Wieso war ich nur so auf Rache aus? War das der Vampir in mir? Oder der Engel? Oder einfach nur ich selbst? Ich entschied mich dass das egal war. Ich wollte es also tat ich es. Und wie ich es tun würde!

Auf einmal tauchte neben mir am Himmel Lucifer auf. Er musterte mich mit einem neutralen Blick und ich versuchte diesen aber zu ignorieren.
"Du wirst mich nicht aufhalten." sagte ich zu meinen Vater. Ich versuchte schneller zu fliegen und es wunderte mich wie gut ich dies beherrschte, obwohl ich es zum ersten Mal tat.

Lucifer lachte.
"Es steht mir nicht im Sinn dich aufzuhalten, mein Kind. Ich will dir zusehen. Zusehen wie du deinen Instinkten nachgibst. Aber bedenke, erst durch die Tat des Werwolfs, hast du deine Bestimmung erreicht."

Ich dachte etwas über diese Worte nach, aber es änderte nichts daran dass ich Ceadda töten wollte. Nur daran konnte ich denken.

Nach einer Weile wurde der Geruch von Wolf immer Stärker. Gleich würden wir uns über ihren Gebiet befinden und es gab nichts was mich aufhalten könnte. Ich fühlte mich erhaben und mächtig. Unbesiegbar.

Dann sah ich sie. Die Werwölfe. Allesamt in ihrer Wolfsgestalt. Ohne zu zögern ging in in den Sturzflug und landete schließlich auf einer kleinen Lichtung sanft auf meinen nackten Füßen. Lucifer landete direkt neben mir und die Wölfe sahen uns alle mit großen Augen an. Die einen neugierig, die anderen feindselig. Ein Wolf winselte vor Angst, einer jaulte. Ein anderer fletschte die Zähne.

Diese Wölfe interessierten mich nicht. Ihnen würde kein Leid zu stoßen. Nur der Alpha, der uns allen immer Unrecht tat, ihm allein galt meine Wut.
"Ceadda! Zeige dich, du Feigling!" brüllte ich. Nach wenigen Sekunden kam der große, schwarze Wolf hervor. Er knurrte mich zunächst an, dann aber schien er mich zu erkennen. Seine Augen weiteten sich. Er konnte wohl nicht glauben was er da sah.

"Du dachtest Du hättest mich getötet. Mich. Luana. Tochter Lucifers. Zunächst war ich ein Mensch mit Engelsblut. Und durch deine Tat ist nun das aus mir geworden. Ein Vampirengel. Du fühltest dich immer durch mich und meine Freunde bedroht, obwohl wir nur Frieden wollten. In einem Wald der Zuflucht für allerlei Kreaturen bieten soll. Du bist nicht würdig der Alpha dieser Wölfe zu sein!"

Erneut knurrte Ceadda und begab sich in eine Kampfstellung. Es irritierte mich, dass ich die Gedanken der Wölfe nicht mehr hören konnte, aber dies war nicht mehr nötig. Die Furcht, die ich zuvor immer in Ceaddas Gegenwart verspürt hatte, war wie weg geblasen. Ich wusste, jetzt war ich viel stärker als er.

Plötzlich wichen die anderen Wölfe vor Ceadda zurück. Es war als ob sie mir den Weg frei räumen wollten um mein Vorhaben durch zu ziehen. Ich musste etwas schmunzeln und ging näher auf Ceadda zu. Er knurrte so laut auf, wie ich es noch nie gehört hatte, ehe er einen Angriff auf mich startete. Ich hob meine Hände und ein violettes Licht trat aus ihnen aus. War das mein Licht? Es war doch immer weiß und hell gewesen. Doch das neue, violette Licht, schien dem Alpha verletzt zu haben. Und diese Tatsache gefiel mir.

Meine Füße begannen sich vom Boden zu heben und mit Hilfe meiner Flügel stürzte ich auf Ceadda zu. Er wollte mich abwehren, aber ich biss ihm in die Kehle. Sofort schmeckte ich das Blut in meinen Mund und ich verspürte den Wunsch mehr davon haben zu wollen. Ceadda versuchte mich ebenfalls zu beissen, aber schaffte es nicht mich zu erwischen. Ich beförderte mich über seinen Rücken, packte ihn und flog mit ihm zusammen nach oben, weit über die Baumwipfel. Plötzlich hörte ich Lucius meinen Namen rufen. Ich hielt kurz inne, doch dann schlug ich erneut meine Zähne in das Fleisch des Wolfes. Gierig begann ich sein Blut aus seinem Körper zu saugen bis sein Herz aufhörte zu schlagen, dann ließ ich seinen leblosen Körper fallen.

Der Leichnam des Alphas schlug hart auf dem Boden auf. Ich hatte ihm tatsächlich getötet.

Was habe ich nur getan?

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now