Kapitel 44: Die Gefangene

188 24 16
                                    

Als ich wieder zu mir kam, konnte ich nichts Vertrautes wahr nehmen. Man hatte mich bewusstlos geschlagen. Meine Hände ertasteten meinen Kopf, wo ich zuvor den Schmerz verspürt hatte, aber ich konnte keine Verletzung finden. Natürlich nicht. Denn ich hatte ja einige Stunden zuvor Lucius Blut zu mir genommen. Es war zwar nur ein Tropfen, aber es reichte aus damit meine Wunde gleich wieder heilte.

Ich versuchte mich umzusehen, und das war schwer. Nichts als Schwärze schien mich zu umgeben. Dunkelheit. Jedoch war ich allein. Ja, ich konnte niemand anderen wahr nehmen. Kein anderes Wesen war bei mir.

Mit meinen Händen versuchte ich nun meine Umgebung zu erkunden. Vielleicht war Lamchita ja noch in der Nähe?

"Lamchita?" flüsterte ich leise und hoffte der Nebelpader würde mich hören, aber es blieb still. Zu still. Nicht das geringste Geräusch. Das war unheimlich. Zu unheimlich. In einem Wald konnte man doch Nachts Geräusche hören. Tiere die in der Dunkelheit jagten. Eulen deren Ruf durch die Gegend schallte. Aber hier war nichts. Gar nichts. Der Boden war kalt und hart aber... hier war keine Erde. Der Boden schien komplett aus Stein zu bestehen. Und ebenmäßig. Wo war ich?

Mein Blick ging nach oben. Der Vollmond würde mir bestimmt Erkenntnis über meinen Aufenthalt bringen, aber ich konnte ihn nicht sehen. Auch über mir, war alles pechschwarz. Kein Himmel. Nur Dunkelheit.

Ich durfte jetzt aber nicht meinen Kampfgeist wieder verlieren. Egal wo ich war, irgendwie würde ich schon einen Weg zurück zu meinen Freunden finden. Ich tastete mich weiter voran und erspürte Wände. Und je mehr ich meine Umgebung blind erforschte, umso mehr kam der Verdacht in mir auf, dass ich mich in irgendeinen Gemäuer befinden musste. Aber wo? Mir war nicht bekannt dass so etwas im blauen Wald exestierte. War ich überhaupt noch im blauen Wald?

Ich wusste nicht wie lange ich hier schon war, wie viel Zeit vergangen war. Wie lange ich ohne Bewusstsein war. Aber ich wusste ich musste irgendwie hier einen Weg hinaus finden. Irgendjemand hatte mich hier her gebracht. Vermutlich diejenigen, die mich k.o. geschlagen hatten. Sie hatten mich daran gehindert mein Licht einzusetzen, damit meine Freunde mich nicht finden konnten.

Ob mich die Vampire hören könnten wenn ich nur laut genug rufen würde? Naja wahrscheinlich nicht, wenn diese steinernen Oberflächen so dick wären wie ich vermutete. Doch irgendwas musste ich doch tun. Und dann kam es mir in den Sinn. Natürlich. Ich hatte mein Licht. Es war der perfekte Moment um auszuprobieren ob ich es bewusst steuern könnte. Nur ein bisschen um mir einen Überblick über meinen Aufenthaltsort zu verschaffen.

Ich setzte mich auf den Boden, legte meine Hände flach auf meine Beine und schloss die Augen. Dabei versuchte ich so ruhig wie möglich zu atmen um tief in mich hinein zu horchen. Ich dachte an meine Freunde. An schöne Momente die wir miteinander teilten. Daran wie sie lachten, wie wohl ich mich in ihrer Gegenwart fühlte. Bei ihnen war ich zu Hause. Ich spürte Liebe. Dieses Gefühl war so tief in mir drin, als würde ich komplett aus dieser Emotion bestehen. Ich ließ zu dass es mich ausfüllte, spürte die Kraft in jeder Faser meines Körpers. Meine linke Hand hob sich. Ich versuchte dieses Gefühl in mir, in meine Finger leiten zu lassen. Die Kuppeln meiner Finger, begannen sich aufzuwärmen und als ich die Augen öffnete, konnte ich das sanfte Leuchten aus ihnen sehen.

Ich hatte es geschafft und ich lächelte. Das war ein gutes Gefühl. Doch das Licht war noch zu schwach. Ich konzentrierte mich noch mal, und nach einigen Augenblicken wurde das Leuchten eine Spur heller. Ich wusste nun wie ich meine Kraft steuern konnte. Das machte mich glücklich.

Langsam stand ich auf und sah mich nun um. Ich hatte recht gehabt. Ich befand mich wirklich in einem Raum komplett aus Stein. Der Raum, indem ich mich befand, schien rund zu sein. Keine Ecken. Es erinnerte mich an ein Gefängnis in einem Burgturm. Aber ich konnte keine Tür erkennen. Wie also hatte man mich hier herein gebracht? Dieses Rätsel galt es nun noch zu lösen.

Doch plötzlich erschrak ich. Meine Vermutung, ich wäre hier allein, war falsch. Ich war nicht allein. Hier war eine Frau an der Wand fest gekettet. Ihr Zustand sah grauenvoll aus. Sie blutete aus den verschiedensten Stellen, ihre Haare waren dreckig und zerupft. Ein Bein war in einem so unnatürlichen Winkel, dass es den Anschein erweckte es sei gebrochen. Was hatte man mit dieser Frau nur gemacht? Hatte man sie gefoltert? Warum hatte man sie eingesperrt? War sie gefährlich? Oder war sie einfach nur ein Opfer und wurde hier festgehalten, so wie ich?

"Hallo? Hörst du mich?" fragte ich an sie gerichtet. Aber die Frau reagierte nicht. Also rutschte ich näher an sie heran. Mit meinen Licht erkannte ich dass sie ihre Augen geschlossen hatte. War sie bewusstlos? Schlief sie oder war sie vielleicht sogar tot?

Mit meiner rechten Hand versuchte ich einen Puls zu ertasten. Als ich ihren Hals berührte, zuckte sie so plötzlich, dass es mich erschrak. Sie lebte! Den Himmel sei Dank, sie lebte!

Diese Frau versuchte langsam, mit einem schmerzenden Stöhnen die Augen zu öffnen. Als sie mich sah, zuckte sie erschrocken zurück. Mitleid durchflutete mich. Was hatte sie nur durchgemacht? Und wie lange war sie schon hier?

"Ganz ruhig, ich tu dir nichts. Meine Name ist Luana. Wie heißt du?"

Die Unbekannte starrte auf meine leuchtenden Finger. Okay, ich verstand dass das wohl sehr seltsam erscheinen musste. Aber es war besser als in vollkommener Dunkelheit zu sitzen. Dann starrte sie mir mit zugekniffenen Augen entgegen.

"Katharina?"

-------------------------------------------------------------

Was denkt ihr, wo befindet sich Luana jetzt? Und wer ist diese Frau?
Schreibt es in die Kommentare, ich würde mich freuen ❤️

Wenn euch das Kapitel gefallen hat, dann drückt doch unten auf den kleinen Stern ⭐ und lasst mir ein Vote da.

Ein Vote ist die Belohnung und die Bestätigung das das Kapitel / Buch gefällt, ein Kommentar gibt die Möglichkeit des Austausches zwischen Autor und Leser.

Bitte nehmt dies war und werdet vom stummen Leser, zum aktiven Leser
❤️❤️❤️❤️

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now