Kapitel 49: Ein letzter Augenblick

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Silas

Sie war es. Ich erkannte sie wieder. Diese verdammte Hexe! Sie war an allem Schuld. Nun wäre es so weit und ich würde ihr ihre verdammte Kehle aufreissen! Ich knurrte und wollte mich gerade auf sie stürzen, als Lucius mich mit einem Zeichen aufhielt und ich kurz inne hielt.

"Was soll heißen zu spät? Wo ist Luana?" schrie Lucius. Meine Pfoten gruben sich in die trockene Erde. Ich musste mich noch etwas zurück halten. Mein Freund hatte recht. Wir mussten zuerst herausfinden wo Katharina war und was mit ihr passiert war. Das hatte oberste Priorität.

Ich spürte es. Meine Seelengefährtin brauchte mich. Sie brauchte mich so sehr. Aber mir war es nicht möglich zu ihr zu gelangen. Diese Hilflosigkeit war schlimmer als jede Wunde. Schlimmer als jeder Schmerz.

Mich plagten die Schuldgefühle. Ich war für Katharinas Sicherheit verantwortlich. Ich musste dafür Sorge tragen, dass ihr nichts zu stieß. Ich hatte versagt. Wieder mal. Als Gefährte war ich eine absolute Null.

Als Katharina die Waldhütte verließ, wollte sie etwas für sich sein. Ich hatte mitbekommen, dass sie sich ein paar Stunden zuvor wohl mit Lucius gestritten hatte, aber um was es dabei genau ging, konnte ich nicht hören. Ich drehte meine Ohren extra weg, da ich die Privatsphäre der Beiden respektieren wollte. Vielleicht war das ja ein Fehler gewesen?

Ich hätte ihr nachgehen sollen als sie hinter der Hütte verschwunden war. Doch als ich dann merkte, dass sie weg war, war es zu spät. Ich war immer zu spät. Und jetzt stand diese Hexe vor uns. Ich wollte all meinen Frust an ihr auslassen. All die negativen Gefühle die sich in mir aufgestaut hatten. Ich wollte töten. Verdammt noch mal ich wollte SIE töten!

"Bei ihrem Vater. Wo sonst? Aber bald wird sie kein Problem mehr sein. In der Hölle verbrennt ihre Seele und dieser Nephelim ist bald Geschichte." sprach Lilith. Mein Herz blieb für ein paar Sekunden stehen. Was hatte sie da gesagt? Katharina. Ihr Vater? In der Hölle? Katharina war in der Hölle? Ihre Seele... Nein das durfte nicht sein. Wie? Verdammt, nein!

Ich konnte mich nun einfach nicht mehr zurück halten. Mein Verstand schaltete sich aus. Dafür würde sie bezahlen. Diese Hexe hatte mir das Wichtigste in meinen Leben genommen. Meine Katharina. Meine Liebe. Mein Schicksal.

Ich sprang also los, direkt auf sie zu. Als die Hexe mich sah, wie ich mich ihr in rasenden Tempo näherte, begann sie zu grinsen. Ja, sie grinste über das ganze Gesicht. Dieses Lächeln würde ich ihr in wenigen Sekunden mit meinen Krallen heraus kratzen.

"Silas! Nicht!" hörte ich noch Lucius rufen, doch es war zu spät. Lilith befand sich nur noch wenige Schritte vor mir, und ich riss mein Maul weit auf damit ich meine Zähne gleich in ihrem Fleisch versenken konnte. Begleitet von einem Knurren. Gleich bist DU Geschichte, du elendes Weib! Du bezahlst gleich für alles was du ihr angetan hast!

Doch meine Zähne erreichten ihren Körper nicht. Für wenige Augenblicke hing ich in der Luft. Was passierte da gerade? Ich konnte mich nicht mehr vom Fleck bewegen. Dann war da ein Schmerz. Ein fürchterlicher Schmerz. So etwas, hatte ich noch nie gespürt.

Mein Knochen brachen. Aber nicht wegen einer Wandlung. Nein. Zuerst brachen die Knochen in meinen Pfoten. Der Schmerz zog sich schleichend hinauf in meine Hüften. In meine Brust. Dann mein Genick. Ich wandelte mich nicht. Mein Körper zerbrach innerlich.

Schlapp fiel ich zu Boden. Es war ein dumpfer Aufprall. Die Vampire eilten zu mir. Lucius biss sich ins Gelenk und wollte mir sein Blut geben, doch es würde nicht funktionieren. Mein Herz machte noch ein bis zwei Schläge. Meine Gedanken kannten nur ein Wort. Katharina.

Mein Kraft verschwand. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Meine Seele verließ meinen Körper.

ICH LIEBE DICH, KATHARINA.

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt