Kapitel 54: Verzweiflung

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Lucius

Ein Schrei riss mich aus meinen Schlaf. Es war Marita, die aus der Hütte hinaus stürmte. Was war denn vorgefallen dass sie so hysterisch war? Ich erhob mich aus meinen Bett um ihr zu folgen, um meine Freundin zu fragen was denn los sei. Aber... Was war dass für ein unglaublicher starker Geruch nach Blut? Er erfüllte die ganze Luft um uns herum. Und wo war Luana?

Ein schreckliches Gefühl durchzog mich plötzlich. Nein, das durfte nicht wahr sein.
Mit meiner übernatürlichen Geschwindigkeit lief ich sofort in die Richtung aus der der Blutgeruch kam. Und dass es die Richtung war in der Silas Grab lag, beunruhigte mich nur umso mehr.

Ich überholte Marita und dann sah ich sie. Sie lag auf dem Boden des Waldes und starrte in den Himmel. Um ihren Körper herum war alles in rote Farbe getaucht und... Ihr Herz schlug nicht mehr!

"LUANA! LUANA!"

Nein, das durfte einfach nicht wahr sein, nicht nachdem was wir alles durchgemacht hatten. Sie konnte mich doch nicht einfach verlassen! Tränen begannen meine Wangen hinunter zu laufen. Blutstränen die sich am Boden mit dem meiner Liebsten vermischten. Ich schrie immer wieder verzweifelt ihren Namen. Ich konnte das nicht glauben. Das konnte nicht wahr sein!

Ich fiel auf die Knie neben ihren Körper und nahm Luana in meine Arme. Sie war kalt. Warum war sie nur so kalt? Wie lange lag sie hier schon? Und dann entdeckte ich das Messer in ihrem Rücken. Es steckte so tief drin, dass es bis zu ihrem Bauch austrat.
Wer auch immer das getan hatte würde dafür bezahlen!

Marita kam nun endlich auch bei uns an. Auch sie war fürchterlich geschockt, erstarrt und fassungslos bei dem Bild was sich ihr bot. Meine Luana konnte nicht tot sein. Nein das konnte sie mir nicht antun! Langsam zog ich die Waffe aus ihren Körper, biss mir in mein Handgelenk und presste es auf ihre Lippen, obwohl ich wusste dass es zu spät war. Mein Liebste weilte nicht mehr unter den Lebenden.

"Lucius." sprach die Hexe mich an und nahm mein Gesicht in ihre Hände damit ich sie ansah. "Wann hat Luana das letzte mal dein Blut getrunken? Wird sie sich verwandeln?"

Meine Augen wurden groß. Natürlich. Luana war die letzten Monate richtig süchtig nach meinen Blut gewesen. Ich war so geschockt als ich ihren leblosen Körper sah, dass ich nicht mal auf den Gedanken gekommen war. Sie müsste genug Blut in ihrem Organismus von mir gehabt haben.
"Es müsste keine vierundzwanzig Stunden her sein." meinte ich trocken mit gebrochen Stimme. Sie würde wieder aufwachen. Meine Luana würde mich nicht verlassen, daran musste ich fest glauben. Aber sie war ein Nephelim. Konnten sich Halbengel in Vampire verwandeln? Ich hoffte es. Ich hoffte es so sehr!

Nach ungefähr einer Stunde schien Luana immer noch wie tot zu sein. Ich begann sie hoch zu heben und zurück in die Hütte zu tragen. Dort legte ich sie in ihr Bett, zog ihr die blutigen Klamotten aus, wusch sie und zog ihr was neues an. Dann setzte ich mich zu ihr, nahm ihre Hand in meine und betete. Ich betete dass sie bald aufwachen würde. So konnte sie nicht abtreten. Ich konnte nicht ohne sie sein. Sie war doch mein Leben.

Draußen wurde es bereits dunkel, aber das war mir egal. Wie lange dauerte es bis man bei einer Verwandlung wieder aufwachte? Ich hatte es vergessen.

"Lucius?" hörte ich es hinter mir. Lestat und Isabella waren gekommen. Sie hatten mich am Tage schreien gehört, aber wegen des Sonnenlichts war es ihnen nicht möglich gewesen früher zu erscheinen. Als sie Luana erblickten, waren sie genauso schwer getroffen wie Marita einige Stunden zuvor. Aber es war nichts gegen meinen Schmerz. Wenn Luana nicht zurück kehren würde, würde ich auch nicht mehr weiter leben wollen. Dann wollte ich auch sterben.

"Sie wacht nicht mehr auf, Lestat. Wieso wacht sie nicht auf?" fragte ich meinen Vater verzweifelt, welcher mir fürsorglich die Hand auf die Schulter legte.

"Sie wird aufwachen. Eine Verwandlung kann sehr lange dauern. Und da sie nicht vollkommen menschlich ist, könnte es noch länger als üblich sein." sprach er mit sanfter Stimme. Ich nickte und hielt ihre Hand noch fester. Meine geliebte Luana sah aus als würde sie schlafen.

Die Stunden vergingen. Die Nacht wich dem Tag, aber Isabella und Lestat blieben bei Luana und mir in der Hütte. Sie leisteten mir Beistand und auch Marita weichte uns nicht von der Seite. Allmählich befürchtete ich das Schlimmste. Was wenn das Nephelimblut ihre Verwandlung verhinderte?

Lucifer. Ich weiß nicht ob du mich hören kannst oder nicht. Aber deine Tochter braucht dich jetzt. Ich konnte sie nicht beschützen. Ich habe versagt. Aber scheisse, ich liebe sie doch so wahnsinnig! Bitte bring sie wieder zurück zu mir. Bitte bitte bitte! Du bist doch der Herrscher der Hölle. Ein Engel! Du kannst das doch, oder? Bitte hilf mir. Hilf uns! Rette deine Tochter, bitte Lucifer!

Ich sprach dieses Gebet an Luanas Vater in meinen Gedanken aus. Ich verstand nichts von Glauben, dem Himmel und der Hölle oder Engeln. Aber ich war einfach so verzweifelt. So konnte das alles einfach nicht enden.

Die Sonne verschwand wieder und die Nacht brach erneut herein. Luana hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Marita zuckte mit den Schultern als wir sie ansahen, denn sie wusste nicht wer das sein könnte, obwohl sie das sonst immer wusste.

Als die Hexe die Tür öffnete, weiteten sich plötzlich ihre Augen. Völlig geschockt trat sie einige Schritte zurück und ein Mann kam herein. Ein Mann den wir Vampire sofort erkannten.
"Wo ist sie?" fragte er und betrat immer weiter das Innere der Hütte. Seine schwarzen Flügel nahmen außerordentlich viel Platz ein, obwohl er versuchte sie knapp an seinem Rücken zu halten.

Lucifer war gekommen. Nachdem Marita zu uns gedeutete hatte, näherte er sich und begann mich dann mit einem Blick zu mustern den ich nicht deuten konnte. Kurz sah er zu Luana, die reglos auf ihrem Bett lag, dann wieder zu mir. Seine beiden Hände legte er auf meine Schultern und lehnte seinen Kopf gegen meinen. Das irritierte mich, blieb aber reglos.

"Ich habe dich gehört." sagte er. Lucifer hatte tatsächlich mein Gebet gehört? Das kam mir irgendwie unmöglich vor, aber was wusste ich denn schon?
Lucifer löste sich wieder von mir, ging ans Bett und kniete sich davor nieder. Er legte seine Hände an Luanas Kopf, öffnete ihre Augenlieder und schien sie zu untersuchen. Dann seufzte er laut aus.

"Meine geliebte Tochter. Deine Seele wohnt noch in dir. Die Verwandlung ist fast abgeschlossen."

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now