Kapitel 15: Ein neuer Freund

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Als ich wieder zu mir kam, hatte ich noch immer Kopfschmerzen. Aber bei weitem nicht so stark wie noch einige Stunden zuvor. Ich befand mich in meinen Bett in Maritas Hütte. Langsam gewöhnte ich mich daran herum getragen zu werden. Nunja, solange mich niemand verschleppt ist es ja halb so wild, oder?

Die Worte des Wolfes, namens Silas, schwirrten in meinen Kopf herum. Irgendwas hatten sie in mir ausgelöst, aber ich konnte einfach nicht sagen was. Ob das tatsächlich alles der Wahrheit entsprach? Meine Kräfte.. Meine Feinde... Ich hatte tatsächlich Feinde die meinen Tot wünschten? Und welche Rolle hatte dieser Werwolf wirklich in meinen Leben? Nein, in meinen vorherigen Leben. Ich hatte ein neues mit Marita und Lucius begonnen....
Zumindest wollte ich mir das einreden.

Langsam richtete ich meinen Körper auf, und sah mich um. Das Tageslicht war in die Hütte vorgedrungen, also wunderte ich mich nun nicht mehr dass Lucius nicht da war. Erst gestern hatten wir darüber gesprochen, meine Welt schien so perfekt...

Ich nahm eine der Decken und wickelte mich darin ein als ich aufstand, anschließend schaute ich nach meiner Freundin. Die Hexe war im Küchenbereich sehr beschäftigt, und immer noch war ihr Lächeln verschwunden. Ich fühlte mich schlecht, denn das war wohl meinetwegen. Leise seufzte ich, und ging auf Zehenspitzen Richtung Tür, um Maritas Konzentration nicht zu stören. Sie hatte verschiedene Kräuter am Tresen stehen. Ein paar Fläschchen konnte ich auch entdecken, dessen flüssiger Inhalt komische Farben aufwiesen. Ich vermutete das war nichts was man trinken sollte.

Als ich die Hütte verließ, zog ich die Tür hinter mir zu und setzte mich auf einen Baumstumpf der sich einige Schritte davor befand. Ich wollte mich nach dem Stand der Sonne richten um herauszufinden welche Tageszeit wir hatten, allerdings war diese nicht zu sehen. Das erste Mal, seit ich mich in diesem Wald befand, war der Himmel überzogen von einer grauen Wolkendecke, und es würde vermutlich nicht lange dauern bis es zu regnen begann.

Auch eine Premiere war, dass ich seit Tagen das erste Mal ganz allein war, und ich erwischte mich dabei die Ruhe zu genießen. Vielleicht half mir die Ruhe auch, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.

Ich war also so was wie ein Medium? Nachdem was Silas mir erzählt hatte, hatte ich Fähigkeiten. Ich sollte versuchen diese zu erforschen.

Der Werwolf war der felsenfesten Überzeugung, dass er mein Seelengefährte war. Was bedeutete das? Ich schloss meine Augen und versuchte tief in mich hinein zu horchen. Es war nicht zu leugnen, dass ich mich gut in seiner Nähe fühlte, ich spürte ich konnte ihm vertrauen. Aber wie passte das alles zusammen? Wenige Stunden bevor er aufgetaucht ist, habe ich immerhin meinen Vampir meine Gefühle gestanden, und diese Bindung wollte ich auf keinen Fall wieder verlieren. Vielleicht gehörte Silas zu meinen alten Leben.. Zu Katharina.
Und Lucius gehört zu meinen neuen Leben, zu Luana.

Warum muss das denn so kompliziert sein?

Ich behielt meine Augen geschlossen und versuchte diese Gedankengänge auszuschalten. Stattdessen begann ich mich auf die Geräusche um mich herum zu konzentrieren. Zuerst bemerkte ich den Wind, der meine Haare leicht durcheinander wehte. Es war nicht kalt, sondern angenehm. Dazu kamen die Blätter die in der Brise zu rascheln begannen. Fast hörte es sich an als ob mir der Wald ein Lied vor spielte.

Das Lied hatte mir wirklich geholfen ein wenig zu entspannen, und meine Probleme schienen in den Hintergrund zu rücken. Ich begann sanft zu Lächeln und öffnete langsam wieder meine Augen und dann...

"Hallo? Ist da jemand?" fragte ich, denn irgendwie kam ich mir beobachtet vor. Ich schaute mich um, doch konnte niemanden entdecken. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingebildet, dachte ich, vernahm dann aber zu meiner Überraschung eine Bewegung in weiter Ferne. Also stand ich auf und ging langsam in besagte Richtung um etwas zu erkennen. Ein Gefühl von Anspannung und Vorsicht überkam mich. Ganz langsam bewegten sich meine Füße über den Waldboden, fast so, als wäre ich federleicht.

Wieder erhaschte ich eine Bewegung, ich kam dieser näher und näher, bis ich etwas erkennen konnte. Ich sah Ohren die sich zu mir drehten. Schnurrhaare die sich bewegten als die Nase schnupperte. Die Tatzen bewegten sich etwas nach hinten um von mir zurück zu weichen. Ich hielt in meiner Bewegung inne. War das tatsächlich eine Wildkatze? Ein... Leopard? Nein, die waren doch größer...

Mit achtsamer Bewegung legte ich die Decke ab und ging in die Knie. Über mein Handeln dachte ich nicht nach, aber ich spürte Neugier. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und die Katze begann an dieser zu schnuppern. Ich war über dieses Erlebnis so erstaunt, dass ich mich nicht mehr wagte als einfach nur still zu halten und mich beschnuppern zu lassen.

Die Katze wirkte ebenfalls sehr neugierig auf mich. Nach dem Schnuppern an meiner Hand, näherte sie sich ein kleines Stückchen mehr, um an meiner Schulter und dann an meinen Gesicht weiter zu machen. Irgendwie gefiel mir das, und ein schmunzeln entkam mir.

"Hallo, du bist aber ein sehr hübsches Tier. Meine Name ist Luana, und wer bist du?" flüsterte ich ganz leise der Katze zu. Diese zuckte mit ihren Schnurrhaaren und schmiegte sich plötzlich an meine Schulter. Ich musste auflachen und begann es sanft zu streicheln. Dem Tier schien es zu gefallen, denn es legte sich zu meinen Füßen hin und begann hauchzart zu schnurren. Meine Hand bewegte sich sanft über dessen Rücken und ich bewunderte die schönen Flecken, die auf dem Fell der Katze gezeichnet waren.

"Unglaublich. Nebelpader suchen für gewöhnlich nicht die Nähe anderer Wesen." erklang eine tiefere Stimme und sofort drehte ich mich ruckartig um und erkannte dass sich eine seltsame Kreatur genähert hatte.

Luana, Gefangene des ÜbernatürlichenWhere stories live. Discover now