5. Das Küken und die Ordnung (alternativ auch: Das Küken und das Chaos)

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Das Küken hat jetzt schon ein schlechtes Gewissen, wenn es sich den Titel dieses Kapitels ansieht. Denn eigentlich kann das Küken nur mit Ordnung in einem Satz genannt werden, wenn da noch irgendwo „nicht“ oder „keine“ oder so steht. Ihr könnt euch vorstellen warum. Das Küken ist die niedliche Version des Wortes Chaos.

Es gibt nur einen Ort, wo das Küken einigermaßen in der Lage ist Ordnung zu bewahren. Das wären die Ordner am Computer. Zu sagen wir, siebzig Prozent. Aber da hört es auch schon auf. Wer „Ja, Nein, Vielleicht“ aktiv liest kann sich Meddis Zimmer in etwa so vorstellen, wie Ardys Zimmer. „Lady of Chaos“ und so. Obwohl es ja nicht so ist, dass sie null Ordnung hatte. Auf ihrem Schreibtisch liegen... alles aus Papier oder Plastik. Auf dem Schreibtischstuhl Klamotten und Taschen. Und Handtücher oder so. In dem Bücherschrank sorgfältig sortierte Bücher. Und leere Flaschen. Und Souvenirs. Vielleicht noch ein paar einzelne Notizen. Ein paar ist ein dehnbarer Begriff. Auf dem Boden... naja. Da liegt alles. Das muss das Küken wahrscheinlich nicht weiter ausführen. Was gibt es sonst noch. Der Nachttisch. Ähm... alte Kalender. Stifte. Unmengen an leeren EnergyDrinks. Das Küken wird ein großes Problem haben, wenn die das mit „Energy Drinks ab achtzehn“ durchsetzen. Dann wird die Ernährung komplett auf FritzKola umgestellt. Wenn das noch nicht zum Zustand des Kükens reicht, dann lasst euch gesagt sein, dass die Fensterbretter, der Einbauschrank und der Kleiderschrank auch alles Mögliche beinhalten.

Es ist übrigens immer herrlich, wenn das Küken sich au Feiern seiner Eltern ganz nett mit Leuten unterhält und am nächsten Morgen immer erzählt bekommt, wie entsetzt und überrascht diese Leute dann sind, wenn ihnen das Zimmer gezeigt wird. Und so ziemlich jeder Freund, der das erste Mal beim Küken ist sagt etwas, das meistens ungefähr so klingt: „Und ich dachte, ich wäre schlimm“. Jedes Mal wieder interessant. Aber klar, manchmal sieht es im Zimmer auch schön aus, wenn man dann mal aufräumen muss, damit man einen Film schauen darf oder so. Sache ist nun mal, dass man in diesen Zeiten dann für anderthalb Tage den Boden sieht, aber peinlich genau darauf achten muss, dass niemand ohne entsprechende Fachkenntnisse Schranktüren öffnet oder in Richtung des Schreibtischs schaut.

Aber man kann Ordnung ja wohl nicht auf ein Zimmer beschränken. Auch wenn das im all von dem Küken problemlos als Metapher für alles andere dienen kann. Ups. Man kann zum Beispiel die Schulsachen betrachten. Die Hefter des Kükens brauchen knappe drei Wochen um auseinander zu fallen und das mit dem Einheften kann man eigentlich komplett vergessen. Komplett. Mehr als komplett. Der einzige Hefter, in dem alle Blätter eingeheftet sind, ist Mathe. Aber da sieht man ziemlich deutlich, dass die meisten Blätter ziemlich kurzfristig und größtenteils falsch herum eingeheftet wurden. Denn das Küken lernt aus seinen Fehlern. Wenn der Hefter einmal von der Lehrerin durchgeschüttelt wird und hundert Prozent des Inhalts rausfallen, dann heftet man danach alles ein. Sortiert ist nichts, aber aufgrund von unverschämt viel Glück findet das Küken die meisten wichtigen Blätter immer mal wieder.

Auch die Schultasche selber ist meistens voller Müll, losen Blättern, überflüssigen Büchern und was weiß ich. Das Küken lebt nach dem Motto, lieber alles irgendwo als die wertvolle Lebenszeit verschwenden um Sachen zu sortieren oder aufzuräumen. Und es ist ein Messi der wirklich üblen Sorte. Es kann nichts wegwerfen. Zumindest nicht, wenn es irgendeine Art Verbindung dazu hat. Aber manchmal ist das richtig cool. Das Küken findet immer wieder uralte Notizen, an denen es dann mal bemerkt, wie lange es denn schon schreibt oder wie lange manche Ideen schon in seinem Kopf umher schwirren.

Womit wir auch schon beim wohl wichtigsten der Unordnung des Kükens wären. Der sogenannten „inneren Unordnung“. Das ist die am stärksten ausgeprägte und bezeichnet das Chaos, das im Kopf des Kükens herrscht und mit dem es sich tagtäglich rumschlagen muss. Okay. Stellt euch euer Gehirn vor. Und stellt euch vor, dass das Küken zwar ähnlich brillant ist, wie Sherlock, aber anstatt nur relevante Dinge zu speichern und zum Beispiel das Sonnensystem relativ konstant zu ignorieren, speichert das Küken nahezu alles. Problem an dieser Sache ist, dass das Gehirnvolumen des Kükens langsam aufgebraucht.

Gut. Wie könnte das Küken das Ganze anschaulicher erklären. Okay. Bücher.

Stellt euch eine riesige Bibliothek vor. Und zwar wirklich riesig. Nicht vergleichbar mir irgendwas, was ihr schon einmal gesehen habt. Nicht vergleichbar mit der Mittelpunktbibliothek, in der die meisten von euch vermutlich noch nie waren, die aber trotzdem mehr als riesig ist. Die Bibliothek ist wenig überraschend eine Metapher für das Gehirn. Einigen wenigen von euch mag der Name „Charles Augustus Magnussen“ etwas sagen. Für alle bei denen das nicht zutrifft. Schaut die BBC-Serie „Sherlock“. Neben „Gane of Thrones“ die einzige Serie, der das Küken sein ganzes Leben widmen könnte.

Aber zurück zu Magnussen. Er ist die Verkörperung einer sorgfältig sortierten Bibliothek. Unendlich viele Bücher, Ordner und alles perfekt dokumentiert. Warum das nicht jeder so kann. Nun ja, man kann über Magnussen viel schlechtes sagen, aber der Typ hat von Natur aus ein unglaublich raffiniertes Gehirn, das in der Lage ist Wunder zu verbringen und aus irgendeinem Grund deutlich mehr Kapazität hat, als jedes andere Gehirn. Vielleicht auch besser so, weil als Ausgleich für die unendliche Gehirnkapazität, hat der Typ null Gefühle. Außer vielleicht Genugtuung.

Dann ist da Sherlock. Und es mag einigen schwer fallen das zu glauben, aber Sherlocks Gehirnkapazität ist nicht viel größer, als die des Kükens. Aaaaaaaber Sherlock Holmes hat dafür einen anderen Supertrick drauf. Und zwar wird jedes Gehirn natürlich ständig mit Informationen überschüttet. Sherlock hat aber ein Talent. Und zwar ist er in der Lage die Bücher auszusortieren (siehe Sonnensystem), die er für irrelevant hält. So kommt er unglaublich einfach an die wichtigen Bücher ran und hat auch die entsprechenden Möglichkeiten um diese zu nutzen. Respekt von mir an beide. Magnussen und Sherlock leiden damit nicht unter den Problemen, mit denen das Küken sich rumschlägt.

Kommen wir jetzt zu der Bibliothek des Kükens. Stellt euch Regale vor, die voll mit Büchern gestellt sind und wo die Bücher in den Regalen eine Grundordnung haben. Das Problem ist bloß, dass das Kpken,wie oben schon erwähnt, ein Messi ist. Das heißt es kommen immer und immer mehr Bücher dazu. Und das Küken ist nicht in der Lage auch nur ein einziges wegzuwerfen oder auszuschließen. Das erklärt übrigens alles. Das Küken ist extrem vergesslich. Das liegt einfach daran, dass das Küken die neuen Bücher, die nicht mehr in die Regale passen, auf die älteren Bücher, die aber auch noch keinen Platz in den Regalen haben, rauflegt. Und so kommt es an die etwas älteren Bücher nicht mehr ran. Und aufgrund der absolut unwahrscheinlichen Mengen an Büchern, die da täglich angespült werden und die das Küken nicht einsortieren kann, weil die Zeit dazu nicht reicht, ist es natürlich auch schwer die Bücher wieder zu finden. Dafür hat das Küken alle Grundlagen einigermaßen sinnvoll einsortiert und ist sehr gut darin Prioritäten zu setzen. Ihr müsstet einfach sehen, wie riesig der Schrank für Game of Thrones ist, während zum Beispiel ... Kochen nicht existiert. Hihi.

Und natürlich versucht das Küken ein paar wichtige Sachen in Erinnerung zu behalten und weil in deren Regal null Platz ist und die Dinger auf dem Boden zu hundert Prozent verloren sind, quetscht es diese Bücher einfach willkürlich in leerere Regale mit rein. Das hat zur Folge das in leeren Regalen wie Physik auf einmal Dinge wie Hunger Games auftauchen. Um ehrlich zu sein ist der Physik-Schrank des Kükens mehr mit anderen Dingen gefüllt. Denn es gibt nun mal nicht besonders viele Dinge, die in dem Physikregal stehen und die tatsächlich etwas mit Physik zu tun haben. Prinzip verstanden? Das Gehirn des Kükens ist vollgestopft mit unnützem Wissen und das versperrt sehr oft den Zugang zu den wichtigen Dingen.

Zusammengefasst: Das Küken liebt das Chaos. Und es ist vollkommen unfähig etwas anderes zu schaffen. Und aus dem Chaos entstehen die besten Ideen. Weil das Chaos einen nicht zwingt, sich an Regeln zu halten.

Aus dem Leben eines KükensDonde viven las historias. Descúbrelo ahora