23. Das Küken auf Fahrradtour

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23. Das Küken auf Fahrradtour

Das Küken hatte einen außergewöhnlich seltsamen Sommer voller hochprozentiger Schnapsideen. Eine der Ideen ist schon etwas älter. Und zwar wollte ich einer Freundin zum 18. Geburtstag unbedingt einen Campingausflug mit Fahrradtour schenken. Ich habe einen wunderschönen Gutschein gebastelt und wir einigten uns auf ein Datum. Und dann war das drei Monate lang kein Thema mehr. Bis ich zum ersten Mal selber einen Ausflug organisieren musste.

Zumindest der Anfang lief sehr vielversprechend. Ich hatte zwei Campingplätze, einen im Speewald, einen anderen in Richtung Oder, herausgesucht und wir wollten ein wunderschönes Dreieck fahren. Berlin, Spreewald, Schervenzsee, Berlin. Meiner Freundin (sie sammelt Schweine als Kuscheltiere und Figuren, also schenke ich ihr für dieses Kapitelchen mal den Spitznamen Schweinchen) und mir war durchaus klar, dass das nur in einer Katastrophe enden konnte, aber wir waren bereit, es zumindest zu versuchen.

Wir packten Sachen. Zelt, Campingkocher, Isomatten und Schlafsäcke. Black Stories, Besteck und Ladekbel. Dicke Sachen, da wir alle diesen eher wenig sommerlichen Sommer mitbekommen haben. Wasserkanister, Trinkflaschenin rauhen Mengen, Fahrradhelme und so weiter. Last Minute zogen wir auch Flickzeug in Betracht, aber wir fanden nicht besonders viel und waren außerdem der Meinung, dass wir selbst mit Flickzeug eher geringe Chancen hatten, irgendetwas zu flicken. Weil wir einfach dumm sind. Wir nahmen ein Spray mit, das angeblich auch helfen sollte. Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich nur zwei Monate vorher einen zweistündigen Fahrradreparatur-Crashkurs gemacht und trotzdem keinen Plan hatte.

Und bei erstaunlich gutem Wetter ging es los. Die ersten paar Kilometer war ich schon ein paar Mal gefahren. Dementsprechend gut ging es los. Wir traten fleißig in die Pedalen, quatschten und fragten uns, wie lange wir wohl für den von Google Maps als viereinhalb Stunden angekündigten Weg brauchen würden. Die erste Pause machten wir nach anderthalb Stunden. Wir hatten Tütensuppen und Nudeln dabei, aber wir kannten einander und da unsere Pause rein "zufällig" an einem Edeka war, packten noch einen guten Haufen Süßigkeiten, Toastbrot, Nutella und Käse dazu. Und wir aßen ein kleines Eis. Soweit so gut.

Und weiter ging es. Ich hatte mir den Weg gut eingeprägt, bis wir in ein Dorf kamen, das von Wald umrandet war und keinerlei Straßenschilder hatte. Wir versuchten einen Rennradfahrer zu fragen, aber er raste an uns vorbei. Also blieb mir keine andere Wahl als mein Handy zu nutzen. Spoiler: Mein Handyakku hat einen Wackelkontakt und geht meistens aus, sobald ich mich an mobile Daten ranwage. Und es war in diesem Fall auch keine große Hilfe weil es kaum lud. Wir improvisierten, fuhren irgendwo lang und kamen an einer Brücke heraus, die über eine riesengoße und sehr stark von Autos befahrene Straße führte. Eine Straße, von der wir kurz glaubten, dass mein Handy sie für uns eingeplant hatte.

Mein Handy war aber klüger, als das. Wir fuhren über die Brücke, ich bekam Empfang und hatte ab da mein Handy im Rucksack und einen Kopfhörer, der mir Richtungen ansagen konnte, im Ohr. Und es klappte ganz fantastisch. Mein Handy empfahl mir, statt der großen Straße einfach den schönen Waldweg neben der großen Straße zu nehmen, der uns auf eine wunderschön leere Landstraße führte, der wir 17 Kilometer folgen durften.

Im nächsten Dorf machten wir immer noch bei fantastischem Wetter Mittagspause. Es gab Toast mit Käse und dann stiegen wir auf Toast mit Nutella um. Wir nahmen uns eine Stunde zur Erholung, bevor wir uns mit neuer Motivation auf die Fahrräder schwangen und weiterrollten.

Wir fuhren auf der Autobahn links ran, weil ich unbedingt Mais klauen wollte (den wir beide nicht aßen, sondern nur den Rest der Strecke als unnötigen Ballast mit uns rum schleppten, aber immerhin kam ich mir cool vor) und kamen dann in eine verdammt hügelige Gegend. Wir überholten einen Opa, der eins von diesen coolen Rädern hatte, in denen man liegt und tritt, und wurden auf dem höchsten der Berge dann wieder zurück überholt, weil wir Schwächlinge sind und pausieren mussten und weil ich versuchte, einen unreifen Apfel vom Baum zu pflücken (ich schaffte es, aber er war so sauer, dass ich es letztendlich bereute).

Aus dem Leben eines KükensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt