21. Das Küken, der Winter und euer zum Scheitern verurteilter Adventskalender

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Das Küken und der Winter

Mit dem Küken und dem Winter ist das so eine Sache. Tatsächlich würde es mich freuen, sagen zu können, dass das Küken den Winter aus tiefstem Herzen hasst, aber dann würde ich lügen. Allerdings ist der Winter die verabscheuungswürdigste Jahreszeit. Das ist so. Warum?

Nun, im Winter ist es kalt. Wer möchte denn in mehreren Schichten durch die Gegend rennen, draußen frieren und einen plötzlichen Hitzetod erleiden, wenn er auch nur in die Nähe von warmen Räumen oder sogar der vollen berliner U-Bahn kommt? Niemand. Ganz besonders nicht das Küken. Und dann ist der Winter grau. Die weiße Weihnacht ist eine einzige Lüge, erfunden von den Regierungen, um... keine Ahnung. Ich versuche nicht oft, Verschwörungstheorien zu erfinden. Jedenfalls hat das Küken keine Ahnung, wann es das letzte Mal eine weiße Weihnacht erlebt hat. Und um das pure Böse des Winters zu beweisen muss man im Prinzip doch nur darauf hinweisen, dass die Tage – in denen die meisten Menschen aktiv sind – kürzer werden. Es wird schneller dunkel. Wir leben im Winter weniger, meine Freunde. Zwischenergebnis: Der Winter ist ganz einfach grau und kalt und dunkel und ruft damit beim Küken die allgemein bekannte Winterdepression hervor und auf einmal hört es nur noch AnnenMayKantereit, OK KID und Casper, statt wie sonst Alligatoah, Bob Marley und den 257ern mit positiven Vibes oder lustigen Texten.

Es ist tatsächlich so, dass das Küken nicht nach draußen möchte, wenn es kalt und grau ist. Drinnen wiederum ist es langweilig. Alles, was das Küken gerne macht, fällt auf einmal nahezu vollkommen weg. Mit Glatteis lässt es sich nicht Fahrradfahren, man kann nicht spazieren, man kann nicht vor Arbeit schwimmen gehen, man muss mit Freunden etwas planen, anstatt einfach ziellos durch die Gegend zu laufen, kein Picknick, kein Sonnen in x-beliebigen Parks, keine Open Air Veranstaltungen, kein gar nichts. Das Küken versifft im Winter und ist dementsprechend oft schlecht gelaunt, gelangweilt oder macht sich zu viele Gedanken über Dinge, über die es nicht nachdenken will.

Gott sei Dank ist das eine Frage der Perspektive. Nicht alle Leute hassen Kälte und nicht alle Leute finden Grün schöner als Grau und Weiß (und schwarz). Schwarz ist schon der nächste ganz schreckliche Punkt. Wenn die Gegend trister wird, werden auch die Leute trister. Dunkelblaue und schwarze Jeans zu schwarzen Mänteln und schwarzen Schals. Alles wird düster. Schaut mal aus dem Fenster, wenn ihr auf Arbeit, in der Bahn oder der Schule feststeckt. Neunzig Prozent der Menschheit ist grau.

Dann ist für das Küken das Fahrradfahren tatsächlich eine große Sache. Es fährt noch und es wird wohl noch sehr lange fahren, aber es wird auch sehr oft im komplett vereisten Wald fallen, festgefrorene Finger hinter sich lassen und das Fahrradschloss mit Gewalt aufbrechen müssen.

Aber hey, das sollte ein nettes Kapitel werden. Kommen wir also nun zu den kleinen, aber feinen Freuden des Winters. Manchmal liegt Schnee und der kann auch mal schön (wenn auch auf Dauer eintönig) aussehen und ermöglicht das ab und an doch ganz nette Schlittenfahren, Schneeengel machen, Schneeballschlachten veranstalten und Schneemänner bauen. Aber sollte der Schnee überhand nehmen, fällt wieder auf, wie kalt und eklig er ist.

Es gibt Spekulatius in jedem Supermarkt.

Man darf Schokolade essen (dafür gibt es aber keine geilen Früchte mehr).

Plätzchen backen!

Auch das Glatteis hat seine Vorteile. Viele Leute fangen an wie Pinguine zu laufen und egal wie sehr ich versuche nicht zu lachen, manchmal ist es einfach unmöglich.

Das Küken schätzt es auch sehr, einmal pro Winter „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", bestimmt fünfzig mal „Den Grinch" und ein halbes Mal (eine Hälfte versteckt es sich ängstlich unter der Decke, weil es ein Schisser ist) irgendeine Version von „A Christmas Carol" zu schauen.

Aus dem Leben eines KükensМесто, где живут истории. Откройте их для себя