18. Das Küken schreibt online

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Das Küken schreibt online

Nein!", werdet ihr sagen.

Wirklich? Das wussten wir ja noch gar nicht." Ja, ich lebe gerade meinen Hang zur Dramatik aus. Natürlich wisst ihr, dass ich online schreibe. Sonst würdet ihr diesen ganzen Mist ja gar nicht lesen können. Und „Mist" ist auch schon das Stichwort. Ich schreibe das hier nicht, um FF.de oder Wattpad in den Himmel zu loben. Ich mache jetzt genau dasselbe, wie tausende Online-Autoren vor mir. Ich jammere rum.

Ich schreibe online. Aber das heißt nicht, dass ich mich für eine tolle Autorin halte. Wäre ich eine tolle Autorin, dann würde ich wahrscheinlich nicht online schreiben, sondern meinen Reichtum in mich hinein fressen und zu allen meinen Büchern noch viele kleine Geschichten außenrum schreiben, mit denen ich dann noch mehr Kohle mache. Da das nicht zutrifft, kann ich wohl keine tolle Autorin sein. Klingt schlüssig, richtig? Aber ich habe das Gefühl, das nicht alle in der Lage sind, das zu begreifen. Und wehe, einer schreibt mir in ein Review oder Kommentar, dass ich eine ganz tolle Autorin bin.

Prinzipiell haben beide Seiten, die ich nutze, dieselbe Funktion. Menschen können schreiben und dafür Rückmeldung bekommen. Was ich wirklich toll finde. Man kann ohne ein perfektes Buch geschrieben zu haben, Erfahrung sammeln und dafür auch noch Rückmeldung bekommen. Man kann lernen. Das ist toll. Das ist wirklich toll. Und alle hundert Geschichten ist auch mal etwas dabei, das man lesen kann. Manchmal sogar etwas, das man gerne liest. Das heißt, Autoren und Leser profitieren. Theoretisch kann man bestimmt auch Freunde finden, wäre man nicht so abgehoben wie ich.

Fangen wir mit „FanFiktion.de" an. Da habe ich weniger zu meckern. Die haben das gut gemacht. Man kann nicht schreiben, was man will, weil die Seite begründete Richtlinien hat. Es ist einzig und allein deutschsprachig. Das ist nicht zwangsweise toll, aber ich kann ja auch englische FanFictions lesen. Muss halt nur auf englischsprachige Seiten gehen. Es baut darauf auf, dass die Autoren Rückmeldung bekommen. Es gibt keine „Kommentare" es gibt „Reviews". Der Unterschied? „Toll *-*" kann ein Kommentar sein. Das kann kein Review sein. Reviews werden nicht geprüft, es gibt allerdings eine sehr geringe Anzahl an Zeichen, die man mindestens schreiben muss. Im Prinzip sind Reviews dazu da, um tatsächlich zu schreiben, was einem gefallen und was einem nicht gefallen hat. Gute Idee. Klappt nicht immer, vor allem, weil man einzelne Gedanken bis zum Ende des Kapitels schon wieder vergessen hat und meistens auch ansatzweise Aufwand im Review schreiben steckt. Daher kommen nur wenige Reviews. Aber hey, ein gutes Review ist mehr wert, als hunderte von Smilies.

Was auch wunderbar ist, ist das Leerkapitel verboten sind. Das sind die Kapitel in denen dann steht: „Ich kann heute leider nicht hochladen, weil mein Papa schon wieder gestorben ist. Aber ihr könnt mir auf Instagram folgen." Es tut mir wirklich Leid für Menschen, denen etwas schlimmes passiert und sie können das gerne in einem Text verarbeiten. Wirklich. Aber nicht in drei Worten, die sie dann in ihre Geschichte posten, um Mitleid abzugreifen. Und das mag klischeehaft klingen und zugegebenermaßen, ja, ich habe übertrieben, aber so in der Art sieht das teilweise wirklich aus. Es gibt konkrete Altersbegrenzungen, die zwar niemanden interessieren, aber immerhin schon mal einen Hinweise auf den Inhalt der Geschichte geben. Man hat eine Bibliothek, in die man gute Geschichten reinballern kann und wenn man möchte, wird man von Updates informiert. Man kann sich auf seinem Profil vorstellen.

Ich behaupte nicht, dass Geschichten auf dieser Plattform ein hohes Niveau haben, aber das Durchschnittsniveau liegt deutlich über dem, der deutschsprachigen Wattpad-Geschichten. Weil FanFiktion.de etwas seriöser ist. Steinigt mich nicht, das ist so. Meiner Meinung nach.

Und jetzt Wattpad. Gott, ich könnte Bücher füllen, mit dem, was mich an Wattpad aufregt. Nummer 1: Wattpad ist voller famegeiler Dreizehnjähriger. Das ist nicht böse gemeint. Ich bin sechzehn. Ich stelle mich hier über niemanden. Ich erwarte allerdings auch nicht, dass auf Wattpad gevoted und kommentiert wird. Ich kann schon mit einem „Lasst bitte ein Vote da" echt nicht leben. Und das ist noch eine höfliche Form, von dem, was manche Menschen da raushauen. Votes stehen nicht für, „Hab ich durchgelesen". Votes stehen für „Das war doch mal richtig korrekt". Ich habe es auch schon gesehen, das Leute ohne jegliches Talent mit dafür unverschämt vielen Lesern, Geschichten abgebrochen haben, weil sie das Gefühl hatten nur für sich zu schreiben. Kurzes Kommentar dazu: Diese Seiten sind dazu da, für dich zu schreiben. Und wenn du Rückmeldung bekommst, dann hast du dich geehrt zu fühlen, das jemand dein unprofessionell dahingekrakeltes Zeug für relevant genug hält, ihm deine Zeit zu schenken.

Aus dem Leben eines KükensHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin