Wahrnehmung Teil 1:

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Annika und Rosemary befanden sich seit geraumer Zeit in der Kammer. Von dem Assimilationsprozess bekommen Beide nichts mit, denn kurz nachdem sie eingetroffen sind verloren sie das Bewusstsein.

Es überkamen Erinnerungen:
„Wir gehören nicht hierher!" antwortete Kathryn ruhig und gelassen. „Du kommst von der Zukunft und bist gestrandet, genauso wie ich. Es gab einen Zwischenfall...Ach vergiss es einfach. Wir müssen einen Weg finden, wie wir hier wegkommen!"

„Seven of Nine, tertiäres Attribut von Unimatrix 01" ertönte eine Stimme.
Schlagartig schreckte Annika nach oben: „Was zum...Wo bin ich?!" Sie befand sich nicht länger in ihrem Bett, sondern in einem Borg Schiff
Die Borg Königin trat näher: „Willkommen zu Hause" Sie ging um die Pritsche herum. „Du hast dich verändert. Haare, Gewand, rosige Haut, verjüngt"
Annika verschränkte ihre Arme vor der Brust: „Und was kommt als nächstes? Annika, ich bin deine Mutter?"
Die Borg Königin blickte sie mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck an: „Ja, dein Sinn für Humor kommt auf der Erde bestimmt gut an. Perfekt für deine Aufgabe"
„Aufgabe?"
„Du wirst unser Auge sein" begann die Königin. „Wie du sicherlich schon erfahren hast haben wir dir einen speziellen Nanosonden Virus verabreicht. Dieser wird den Assimilationsprozess verzögern. In der Zwischenzeit kannst du ohne Probleme Informationen beschaffen"
Annika musste etwas schmunzeln: „Bin ich ein Spion?"
„Nenne es wie du willst" antwortete ihr Gegenüber. „Jede noch so kleine unscheinbare Information könnte uns dabei helfen das Ziel zu erreichen"
„Was für ein Ziel?"
„Aber ist das nicht offensichtlich?" fragte die Borg Königin. „Die Assimilation der gesamten Menschheit"
Diese Aussage ließ Annika das Blut in den Adern gefrieren: „Niemals!"
„Bedauerlicherweise hast du keine andere Wahl" die Königin nickte ein paar Drohnen zu, die während des Gespräches neben der Pritsche standen und beobachteten.
Plötzlich hörte Annika ein Zischen, dann wurden ihre Augenlider immer schwerer und ihre Glieder gehorchten ihr nicht mehr. Von diesem Moment war ihr klar gewesen, dass das gesamte Schicksal der Menschheit nun in ihren Händen liegt. Sie war nicht mehr länger eine dreizehnjährige Schülerin gewesen, sondern sie war ein Spion. Ein Spion, der von den Borg beauftragt wurde Informationen über das Verhalten der Menschen zu beschaffen um dann den gesamten Planeten zu assimilieren.

Schon seit einer Ewigkeit streifte Annika durch den Raum der Königin in Hoffnung irgendeine Schwachstelle zu finden und diese auszunutzen. Doch jedesmal stieß sie auf Sackgassen. Offenbar war dies eine gut geplante Entführung gewesen.
Die Stimme der Borg Königin holte sie wieder in die Realität zurück: „Es ist zwecklos"
Annika verschränkte die Arme vor ihrer Brust: „Es ist zwecklos mich hier festzuhalten, weil ich nicht kooperieren werde"
„Dann wird das Ganze hier wohl länger andauern müssen"

Nach dem Training beschloss Annika sich im See etwas abzukühlen und Sonne zu tanken. Während dem Eislaufen hatte die Dreizehnjährige sich zum ersten Mal seit Tagen wie ein stinknormaler Teenager gefühlt.
Annika bemerkte, dass sie nicht mehr allein war, denn ein anderes Mädchen in ihrem Alter näherte sich und breitete ihr Handtuch neben ihr aus. Sie blickte zu Annika: „Ich hoffe ich störe dich gerade nicht"
„Nein, schon okay" sie blickte das Mädchen genauer an. Sie hatte eine sehr starke gebräunte Haut, über ihre schwarzen Haare war ein dunkler Schal gelegt geworden. Annikas Blick wanderte weiter Richtung Hals und sie bemerkte einen grauen Fleck. DIESER Fleck! Sie konnte garnicht aufhören die Stelle anzustarren. Ihr Gegenüber bemerkte Annikas Blicke. Sofort begann sich Annika zu entschuldigen: „Was? Tut mir leid, tut mir leid. Ich wollte dich nicht anstarren. Das ist respektlos von mir gewesen"
Das Mädchen lächelte mild: „Schon in Ordnung. Ich habe mich mittlerweile an die Veränderung gewöhnt. Ich habe einen Virus...eine Krankheit in meinen Körper. Er wird sich im Laufe der Zeit verändern."
„Ich habe auch eine Krankheit" gab Annika zu. „Ehrlich gesagt zeige ich noch keine Symptome, aber mein Körper wird sich auch ziemlich verändern"
„Wahrscheinlich hast du die gleiche Krankheit" vermutete ihr Gegenüber.
Annika schüttelte mit dem Kopf: „Nein, das hast du wahrscheinlich nicht. Ich bin leider die Einzige. Ich bin allein und kann nichts dagegen machen"
„Dann wird es dich beruhigen zu erfahren, dass du nicht mehr die Einzige bist" sagte die Schwarzhaarige zu ihr.
Die Dreizehnjährige konnte nicht länger ihre Tarnung aufrechterhalten. Sie ging das Risiko ein, als Verrückte abgestempelt zu werden, also fragte sie: „Du bist auch eine Borg?"
Sie bekam erstaunlicherweise eine passende Antwort zu ihrer gewagten Frage: „Ja, ich wurde auch von diesem Nanosonden Virus infiziert"
„Wie lange ist es her?"
„Vor zwei Wochen" erzählte Rosemary. „Zunächst habe ich auch keine Symptome bemerkt. Doch nach ungefähr einer Woche bekam ich meine Assimilationsröhrchen und ich war mit dem Kollektiv verbunden"
Annika zuckte nach der Aussage etwas zusammen, schon allein die Vorstellung bereite ihr Unbehagen: „Ich will nicht mit dem Kollektiv verbunden sein, wenn ich ehrlich bin"
„Ich weiß, dass es anfangs schwierig ist aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran" sagte ihr Gegenüber beschwichtigend.
Nun war es Annika vollkommen klar, dass diese Begegnung nicht rein zufällig geschah: „Sie hat dich geschickt, nicht wahr?"
„Wie bitte?"
„Die Borg Königin" sagte Annika und begann ihre Sachen zusammenzupacken. „Egal was sie sagt, egal was sie auch versuchen mag. Sie kann es vergessen!"
Rosemary zuckte mit den Schultern: „Zugegeben: Ja, ich wurde vom Kollektiv geschickt. Ich bin aber auch aus persönlichen Gründen hier und zwar möchte ich dir den Übergang zum Kollektiv erleichtern."
Die Blondhaarige winkte ab: „Auf deine Hilfe kann ich verzichten, danke"
„Ich bin hier, wenn du mich brauchst" rief Rosemary hinterher.
Annika machte eine wegwerfende Geste, ohne sich dabei umzudrehen. Zunächst war Annika über die Begegnung erfreut gewesen. Sie war froh, dass sie nicht die Einzige mit diesem Problem war. Doch nun war sie wütend: Die Begegnung, das Treffen! Das war alles geplant gewesen!

GestrandetDonde viven las historias. Descúbrelo ahora