Das Mysterium Teil 1:

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„Sind Sie sicher, dass die Scanner korrekt eingestellt waren?" fragte Apella seinen Kollegen skeptisch, als Annika die Krankenstation verließ.
„Ich habe diese mehrmals rekalibriert und jedesmal zeigt es dasselbe Bild an" beharrte Triplan erneut.
„Und wieso ist sie laut DNA- Scan Cardassianerin?"
Ihr Kollege senkte seinen Kopf und überdachte seine Meinung: „Womöglich hat der Scanner doch eine Fehlfunktion"
„Das glaube ich auch"
„Benötigen Sie noch meine Hilfe?" fragte er schließlich als er nur noch wenige Minuten bis zu seinem Dienstende bevorstand.
Doch die Cardassianerin winkte ab: „Nein, danke. Ich mache auch gleich Feierabend"
„Bis morgen" Triplan verließ den Raum.
„Bis morgen"

Kurze Zeit später wurde Annika von Apella auf die Krankenstation gerufen. Die Blondhaarige war verwirrt: Zuerst von der Krankenstation entlassen und dann aber wieder hineingerufen werden.
Die Cardasssianerin beachtete die Blondhaarige kaum. Sondern war voll und ganz auf die Scans konzentriert. Müdigkeit breitete sich in ihren Gliedern aus, schluckte sie aber dennoch hinunter.
Dann blickte sie auf den Monitor: Das kann nicht sein! Dachte sie sich.

Wenige Momente zuvor:
"Überwältigender Anblick, nicht wahr?" erklang es leise direkt hinter ihr. Das Rauschen in ihrem Kopf war so laut, Annika hatte nicht bemerkt, dass jemand an sie herangetreten war. "Wenn sich die Station noch etwas weiterdreht, kann man auf Bajor hinabsehen, einfach wunderschön." Annika drehte sich zu der Stimme um und erkannte verschwommen den, der sich ihr als Skrain Dukat vorgestellt hatte, bevor ihr endgültig schwarz vor Augen wurde, und sie taumelte. Dukat erkannte ihr Dilemma, zwei starke Hände griffen nach ihren Oberarmen, hielten sie aufrecht und schoben sie zum Sofa. Als Annika mit den Waden gegen das weiche Polster stieß, ließ sie sich einfach sacken und die Hände gestatteten ihrem Körper, sich zu setzen. Für einen Moment hielt er sie noch, vermutlich um sicher zu gehen, dass Annika nicht doch noch auf dem Fußboden landete, dann lies Dukat sie los.

Einen kurzen Moment, oder viele Augenblicke später, Annika kann nur raten, ließ das Rauschen nach, ihre Augen klarten sich und ich gewann an innerer Festigkeit zurück. Annika blickte auf und eine große Hand mit einem Glas Wasser kam in ihre Sicht. Wortlos griff Annika danach, nahm erst einen Schluck, dann noch einen, und leerte schließlich das ganze Glas. "Noch eins?" fragte Dukat und ein wenig Besorgnis erklang in der Stimme. Annika winkte ab, räusperte sich um ihre Stimmbänder wachzurütteln und schob ein dünnes "Nein Danke." nach. Annika stellte das Glas auf dem Tisch ab.

Gegenwart:
Apella blickte noch ein letztes Mal auf ihren Monitor um die Ergebnisse von der vorherigen Untersuchung mit der jetzigen zu vergleichen. Doch es gab keine Veränderung, das Genom und die anderen Auffälligkeiten existierten nach wie vor.
Sie zog sich in den Nebenraum zurück um in Ruhe nachzudenken. Eigentlich hätte sie und Triplan Feierabend, doch das Mysterium ließ sie einfach nicht los. Warum trägt sie ein cardassianisches Genom in sich? Und was ist mit der anderen DNS?
„Und?" fragte er.
Seine Vorgesetzte hob fragend die Schultern, sie war mit ihrem Latein endgültig am Ende: „Irgendetwas merkwürdiges geht hier vor und wir wissen nicht was"
„Sollen wir sie verhaften lassen?" fragte ihr Kollege sichtlich besorgt.
Doch die Cardassianerin winkte ab: „Noch nicht. Wir sollten sie erstmal beobachten lassen und währenddessen nach Beweisen suchen"

Kurze Zeit später wurde Annika erneut in Dukats Quartier gerufen.
Dukat hörte den Türsummer und gab dem Computer die Anweisung, die Tür zu öffnen. Aus dem hinteren Teil des Hauptraumes seines Quartiers beobachtete er wie Annika den Raum betrat und sich vorsichtig nach allen Seiten umsah. Die Kleidung, die Apella für sie besorgt hatte, war wohl eher für eine Cardassianerin gemacht worden und saß nicht besonders vorteilhaft und ihre Haare benötigten dringend Aufmerksamkeit. Zwei Dinge, um die er sich heute noch kümmern würde. Wie von einer unsichtbaren Hand gezogen ging Annika um die Möbel herum zu dem großen Fenster. Er konnte sehen, wie sich ihr Mund vor erstaunen leicht öffnete und sie hob die Hand und legte sie an das Fenster. Er ging zu ihr hinüber, ohne sich dabei besonders leise zu bewegen, aber sie reagierte nicht auf seine Annäherung, sie sah weiter starr aus dem Fenster. Ihre andere Hand ging ebenfalls nach oben und tastete nach der Wand neben dem Fenster, aber die Bewegung wirkte kraftlos.

"Immernoch von der Aussicht fasziniert?" sprach er Annika an und befürchtete schon sie zu erschrecken, deshalb redete er einfach weiter über die schöne Aussicht, als sie sich zu ihm umdrehte. Ihr Blick war glasig und verschleiert und ihr Körper begann zu schwanken. Hatte Triplan sie zu früh von der Krankenstation entlassen? Er griff mit beiden Händen nach ihren Oberarmen um Annika zu stabilisieren, führte sie zur Sitzecke und ließ sie Platz nehmen. Als er sicher war, dass die Frau nicht vollends ihr Bewusstsein verliert, orderte er ein Glas kaltes Wasser beim Replikator und hielt es ihr erneut hin. Langsam kam Annikas Körperspannung zurück und endlich griff sie nach dem Glas um es nach und nach zu leeren.

Dukat erwog kurz, Triplan in sein Quartier zu bitten, beschloss dann aber, noch ein wenig abzuwarten. "Noch eins?" fragte Dukat, aber Annika verneinte. Er setzte sich ebenfalls, schlug die Beine lässig übereinander und wartete, bis sein Gast sich soweit gefangen hatte, dass ein Gespräch möglich war. "Nun, Annika, ich kann mir vorstellen, dass Du eine Menge Fragen hast. Ich jedenfalls habe Fragen und würde mich freuen, wenn wir diese in einem Gespräch für beide Seiten aufklären könnten. Und übrigens, wenn Du Hunger hast, oder Durst, ich habe vor Deiner Ankunft hier meinen Replikator geprüft: Wir haben eine sehr kleine, aber fürs erste hoffentlich ausreichende, Auswahl an menschlichen Getränken und Mahlzeiten. Ich fürchte, die cardassianische Küche könnte Dich derzeit überfordern." Er lächelte sie an. Annika blickte zurück. "Cardassianisch? Nein Danke! Ich bin ehrlich gesagt nicht gerade begeistert von der aktuellen Situation! Tut mir Leid ich habe nicht gerade gute Erfahrungen mit Cardassianern gemacht" sie wedelte mit ihrer Hand in seine Richtung und suchte nach unverfänglichen Worten "Eure Spezies hat nicht gerade den besten Ruf." "Glaube ich zumindest." Schob sie hinterher, "denn ich kann mich grad mal daran erinnern, wie ich heiße, dass ich ein Mensch bin und vom Planeten Erde stamme. Ihr kennt die Erde?" fragte Annika hoffnungsvoll. "Ja, wir sind Cardassianer," bestätigte Dukat "und die Erde ist ziemlich weit weg. Aber ich würde sagen, darum kümmern wir uns später. Kannst Du mir sagen, in welchem Jahr eurer Zeitrechnung du warst bevor du hierher gekommnen bist?" "Du meinst in diesen Kälteschlaf? Nein, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich da hineingeraten bin. Aber ich habe seit meinem Erwachen zwei Mal ernsthaft versucht, meine Erinnerungen zu durchforschen. Jedes Mal hat es sich angefühlt, als wenn man mir einen Dolch ins Gehirn treibt."

Dukat überlegte kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte "Mich hat überrascht, dass Du angesichts unserer Anwesenheit recht ruhig geblieben bist. "Es ist erschreckend." Annika nickte, "Aber wenn ich ehrlich bin, zuerst war ich gar nicht richtig bei mir, und als ich wieder klarer denken konnte, war eindeutig, dass mir niemand was zuleide tun möchte. Und da habe ich beschlossen, erstmal abzuwarten, was passiert. Schreien und mit den Armen wedelnd weglaufen kann ich ja immer noch." feixte sie und Dukat schmunzelte. "Jedenfalls bist Du weder feige noch dumm und Du hast ganz offensichtlich Humor. Das gefällt mir. Da Du heute einen sehr aufwühlenden, anstrengenden Tag hattest, mache ich folgenden Vorschlag: Ich bringe Dich zu Deinem Quartier, das ich bereits herrichten ließ und zeige Dir, wie man mit dem Computer umgeht. Dann kannst Du Dich selbst über die Erde und Cardassia informieren. Vielleicht kommen mit den Bildern und Informationen auch Erinnerungen zurück. Außerdem schicke ich Dir eine Frau, die dir mit den Haaren und allem anderen hilft, Tuvalu heißt sie. Wenn Du irgendwas an Utensilien benötigst, sag es ihr, auf dem Promenadendeck gibt es einige Geschäfte. Und morgen bringt Tuvalu Dich zu unserem Schneider, dort lässt Du Dir alles anfertigen, was Du für Dich als notwendig erachtest. Ich bin bis morgen Abend nicht auf der Station, deshalb schlage ich vor, wir speisen morgen Abend hier in meinem Quartier zusammen und reden weiter." Annika nickte "Das klingt gut, es ist oft von Vorteil, dem Geist Ruhe zu gönnen, an irgendwas muss ich mich ja noch erinnern. Aber was die Utensilien und die Kleidung angeht, ich habe doch gar kein Geld." Dukat stand auf, streckte ihr eine Hand entgegen um ihr aufzuhelfen und führte sie an einer Hand Richtung Ausgang. "Mach Dir um die Bezahlung keine Gedanken, ich kümmere mich darum. Du bist mein Gast, Annika Hansen." "Seven" sagte sie. "meine Freunde nennen mich Seven." Dukat neigte den Kopf ein wenig zur Seite, dann lächelte er. "Seven also. Ich denke, da Du weder eine meiner Untergeben bist noch einer der Arbeiter hier, kannst Du mich Skrain nennen."

Dukat führte sie aus seinem Quartier, in die Richtung, in der nicht der Aufzug lag, mit dem Annika zuvor hergekommen war, bis zur nächsten Abzweigung und öffnete die Tür, die dieser genau gegenüber lag. Diese Unterkunft war deutlich kleiner, aber ausreichend. Ein kleiner Wohnbereich mit Sofa, Schreibtisch und Stühlen, einem Wandbildschirm und dem, was Dukat einen Replikator nannte, öffnete sich nach links zu einem Schlafraum, in dem ein Bett Platz fand. Eine Kommode vor dem Fenster und ein Wandschrank in der Wand zum Badezimmer ergänzten die Ausstattung.

Das Bad war mit einer Art Toilette, einer Reinigungszelle, wie Annika sie von der Krankenstation her kannte und einem Waschbecken mit fließendem Wasser ausgestattet. Sie würde Tuvalu später nach den genauen Funktionsweisen der Badausstattung befragen.

Die Funktionen des Computers waren recht einfach zu lernen. Nur Fragen stellen, und auf die Antworten lauschen. Auch der Replikator war simpel zu bedienen, wenn man wusste, was man wollte, und das Gerät entsprechend programmiert war. "Ich denke, damit wirst Du zurechtkommen, Seven. Und jeden Moment müsste sich Tuvalu hier einfinden. Bis zu meiner Rückkehr wird sie Dir bei allem helfen. Ich freue mich auf das Essen und unser nächstes Gespräch und bedauere es, heute nicht mehr Zeit zu haben, aber Deine Ankunft war nicht geplant und meine Pflichten rufen." Dukat verabschiedete sich von Annika und ließ sie allein in der ungewohnten Umgebung zurück.

GestrandetWhere stories live. Discover now