Under the bridge

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Als ich in den Flieger stieg, den ich kurzfristig herausgesucht hatte, vermisste ich meine zweite Familie in London schon. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass dieses Gefühl in 2 Stunden verflogen sein würde, denn dann würde mein neues Leben beginnen. Ich guckte schnell auf mein Handy und überlegte ob ich nicht vielleicht die Nummern der 5köpfigen Band löschen sollte, als ich eine SMS erhielt. Louis. Schon wieder.
"Hey Caro. Wir sind immer noch verdammt traurig, dass du nicht hier bei uns bist. Liam will jetzt sogar Titanic gucken, weil er eh schon am Weinen ist. Falls irgendetwas ist, worüber du nicht mit uns reden möchtest, speicher dir die Nummern von unseren Müttern: (hier folgten 5 Nummern, die ich sofort einspeicherte!) Harrys Mom ist sogar gerade bei Nialls Mom, falls du mal irgendwann in nächster Zeit nach Mullingar reisen möchtest.
Xx Louis"
Ganz oben in meinem Kontaktverzeichnis stand jetzt also 'Anne' die Mutter von Harry.
Dann schaltete ich das Handy aus, weil mir die Stewardess schon ungütige Blicke zu warf. Der Flug nach Dublin dauerte nicht lange und auch die Busfahrt bis zu Nialls Heimatstadt war nicht von langer Dauer. Endlich dort angekommen machte ich mich auf die Suche nach einer Pension, die ich von meinem Geld bezahlen konnte. Ich wurde ziemlich schnell fündig und stellte meine Koffer dort ab. Dann ging ich zu Nando's, bestellte eine Pepsi und redete mit dem Vorsitzenden, dass dieser mit meinem Chef in London telefonieren sollte um meine Stelle nach Mullingar zu verlegen. Alles lief wie am Schnürchen, also ging ich wieder in die Pension, legte mich auf mein Bett und schlief ein. In den nächsten zwei Wochen passierte nicht viel mehr, ausser, dass ich dauerhaft SMS von Anna, Niall, Zayn, Louis und Liam erhielt. Harry zuckte sich kein einziges Mal. Sogar Perrie schrieb mir und auch Eleanor schien von meinem Verschwinden etwas mitbekommen zu haben.
"Hi Caro. Ich weiß wir kennen uns kaum, aber seit du weg bist, ist Louis nicht er selbst. Ihr wart so gut befreundet und nicht nur er sondern die ganze Band und deine beste Freundin Anna leidet darunter. Wenn du reden möchtest, ruf mich an.
Xx El"
Ich ignorierte die SMS gnadenlos und fühlte mich dadurch noch schlechter. Ein paar Tage später war mein Kontostand aufgebraucht und der Winter angebrochen. Die Pension schmiss mich raus und ich wurde nicht mehr von Nando's bezahlt. Na toll! Jetzt hatte ich nicht mal mehr eine Wohnung. Es war gerade mal 11 Uhr früh und in Mullingar waren schon -12 Grad. Ich setzte mich ans Bachufer neben eine Brücke auf meinen Koffer und zog mir alle Jacken an, die ich mit hatte. Der Tag verging und ich machte nichts anderes, als Ed Sheeran hören. 'I wanna be drunk when I wake up...' Ich summte leise mit und sah die untergehende Sonne an. Als es dunkel wurde, war ich verkühlt und bemerkte nicht, wie mein eines Bein langsam abfror. Ich beschloss zu schlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es warm und es piepste überall. Ich wollte mich gerade nochmal umdrehen, als ich merkte, dass ein Schlauch an meinem Arm hing. Wooouh! Was war hier los? Ich riss die Augen auf und schaute in die besorgten Augen eines Arztes.
"Hallo? Miss? Können sie mich hören?"
Ich nickte langsam und liess ihn nicht aus den Augen.
"Wie heißen sie?"
Ich machte den Mund auf, aber es kam nichts heraus. Auch nach mehreren Versuchen, blieb ich stumm. Also reichte ich ihm mein Handy, in das ich vorher meinen Namen tippte. Der Arzt nickte verständnisvoll. Dann riss er mir das Handy aus der Hand und sagte: "Ich werde jemanden anrufen, den sie kennen. Sie können schon wieder nach Hause zu ihrer Familie. Wir haben sie unter einer Brücke hier in Mullingar gefunden. Sie waren unterkühlt."
Ich keuchte höhnisch, was ein Lachen darstellen sollte. Familie? Nach Hause? Ist klar, Herr Doktor.
Er tippte irgendeine Taste auf meinem Smartphone und hielt sich das Ding ans Ohr. Ich war gespannt, wen er anrufen würde und albernerweise kam ich mir vor wie an der Losbude. Niete oder Hauptgewinn? Harry oder Anna? Es war alles offen.
"Hallo Miss. Sie müssen 'Anne' sein? Hier ist das Mullingar Krankenhaus! Eine Bekannte von ihnen ..." dann hörte ich ihm nicht mehr zu. Anne? Sie kannte mich doch gar nicht so richtig. Gut, wir hatten uns einmal gesehen und wirklich gut verstanden, aber sie konnte sich bestimmt nicht mehr an mich erinnern.
Konnte sie anscheinend doch, denn eine gute Stunde später stand sie an meinem Bett und musterte mich mit ihren schönen Augen die mich - verdammt nochmal - an Harry erinnerten.
"Was ist passiert?" flüsterte sie mir zu.
"Das brauchen sie gar nicht probieren. Das Mädchen kann nicht reden." kam ihr der Arzt zuvor. Anne starrte mich geschockt an. Und selbst dann sah sie noch extrem hübsch aus.
"Aber sie hat doch geredet, als ich sie kennengelernt habe. Besser gesagt hat sie gequatscht wie ein Buch."
"Schon, aber es hat sich vielleicht einiges geändert. Wir haben sie heute morgen neben der Mullingar Bridge gefunden. Sie war kurz vor'm Erfrieren."
"Ich nehme sie mit zu Miss Horan nach Hause, wenn sie gestatten?!"
Der Arzt nickte und stellte meine Koffer neben mein Bett. Die Infusionen waren mittlerweile entfernt und ich stand vorsichtig auf. Ich schaute an mir herunter und bemerkte, dass ich außer einem Top und einer Art Boxershorts, die definitiv nicht mir sondern ... Oh Gott! Wieso hatte ich Harrys Boxershorts an? Meine Augen wurden groß. Das war die Hose, die damals in seinem Zimmer lag, als ich mit ihm reden wollte. Wie peinlich!
"Die Boxershorts hat Harry auch!" sagte Anne und lächelte. Ich wurde rot und wollte etwas erwiedern.
"Wir haben ihr einfach angezogen, was in ihrem Koffer war und gemütlich aussah!" kam mir der Arzt zuvor. Anne nickte nur und kam glücklicherweise nicht auf den Gedanken, dass es Harrys sein könnte. Was machte diese gottverdammte Hose in meinem Koffer? Ich lächelte die beiden an, zog mir schnell meine Jeans drüber und eine Jacke an, die definitiv auch nicht zu meinem Kleidersortiment gehörte. Sie war viel zu groß, schien aber ein Glück nicht Harry zu gehören, denn Anne sagte jetzt nichts mehr. Dann verließen wir das Krankenhaus und fuhren zu Familie Horan. Eigentlich kannte ich Nialls Mutter auch nicht wirklich, aber sie begrüßte mich sofort, als würden wir uns jahrelang kennen. Dann schaute sie mich genauer an, zog eine Augenbraue hoch und sagte:
"Die Jacke hat Niall auch!" Mein Mund klappte auseinander und ich fragte mich, was noch alles in meinem Koffer war. Nialls Mutter brachte mich in ein Gästezimmer und ging dann wieder zu Anne runter.
Ich durchsuchte derweil meinen Koffer und fand darin eine Tüte, voll mit Schmutzwäsche der Jungs. Bah! Sofort zog ich Jacke und Boxershorts aus. Ich musste den Beutel mit meiner Tüte mit dem Föhn verwechselt haben. Na toll! Jetzt hatte ich Schmutzwäsche, aber keinen Föhn. Ich durchsuchte die Schmutzwäsche mit gespreizten Fingern und fand außerdem noch: ein gestreiftes Shirt von Louis, ein Batman-Shirt von Liam und ein Boyce-Avenue Shirt von Zayn und zusätzlich noch ein paar Hosen.
Als ich alles wieder eingepackt hatte, legte ich mich auf's Bett und schlief ein.

Every Blondie Needs A Brownie [h.s]Where stories live. Discover now