Die Party, eine dunkle, melodische Stimme und eine direkte Einladung.

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Als die Musik immer lauter durch die Flure dröhnte und das Stimmengewirr immer mehr, beschloss ich, mein Zimmer zu verlassen und auf die Party zu gehen.
Viele Studenten aus den umliegenden Wohnheimen waren hier, denn diese Party war legendär. Sie fand immer am letzten Samstag der Semesterferien statt, immer in unserem Wohnheim und nicht nur ich bin extra einen Tag früher wieder hergekommen. 
Die Party war jetzt schon gut gefüllt. Gefeiert wurde überall. Laute Musik dröhnte durch verschiedene Boxen, die Feiernden verteilten sich auf den Gängen, in einzelnen Zimmern oder draußen auf der Wiese direkt vor dem Wohnheim.
Ich hingegen betrat den Gemeinschaftsraum und erkannte Liam auf einem der vier Sofaecken.
"Tommo!", begrüßte er mich und stand für eine kurze Umarmung auf. "Schön, dass du hier bist." Grinsend klopfte ich ihm auf die Schulter, griff nach einem Becher und schenkte diesen mit einer Mischung aus Wodka und Kirschsaft voll. Angeekelt sah Liam mir dabei zu, doch ich ließ mich nur schmunzelnd neben ihn fallen. 
Warum konnte niemand meine Liebe zu Kirschsaft verstehen?
"Wo sind Niall und Zayn?", wollte ich wissen und sah mich im Raum um. Viele bekannte Gesichter, einige von ihnen schon deutlich betrunken.
"Ich habe sie noch nicht gesehen, aber sie kommen sicherlich - wenn man vom Teufel spricht."
Just in diesem Moment kamen Niall und Zayn bei uns an und setzten sich uns gegenüber.
"Ist das mein Shirt?"
Natürlich war das mein Shirt.
"Ich mag es, komm damit klar", lachte Niall und grinste, als Zayn erneut aufstand und zu seinem Freund hinuntersah. "Möchtest du was trinken, Babe?"
Sofort nickte Niall und während Zayn zu dem Tisch neben uns ging, auf welchem die verschiedenen Getränke standen, sah der Ire ihm schmachtend hinterher.
"Babe, hm? Die zwei haben also bis eben noch in der Horizontalen gelegen?", murmelte Liam mir zu und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. 
"Nicht horizontal, Liam. Wenn du es genau wissen willst, lag ich auf -" - "Nein! Nein, bitte! Ich habe noch immer Alpträume von deiner letzten Erzählung."
"Du bist prüde", lachte Zayn, ließ sich wieder neben Niall fallen und reichte diesem seinen Becher. "Im Ernst. Du musst mal ein wenig deinen Horizont erweitern. Es gibt so viel mehr, als nur die Missionarsstellung."
Lachend versteckte ich mich hinter meinem Becher, sah zu Liam, welcher puderrot im Gesicht war.
"Das weiß ich", kam es grummelnd aus seinem Mund, ehe er einen großen Schluck von seinem Getränk nahm. 

Unsere Runde wurde immer größer und immer mehr Menschen tummelten sich auf der Party. Ich wechselte irgendwann zu Bier, diskutierte mit einem meiner Kommilitonen über Fußball, unterhielt mich kurz mit Danielle (vermutlich würde ich nun wieder nach ihrem Parfum riechen) und ließ mich dann wieder bei meinen Freunden blicken.
Das Sofa war mittlerweile belegt, weshalb ich mich einfach auf den Fußboden setzte, so wie meine Freunde ebenfalls.
"Bier?"
Liam ließ sich neben mich auf eines der Kissen nieder und reichte mir einen neuen Plastikbecher. Dankend nahm ich diesen an und trank direkt einen Schluck - lauwarm und ohne Kohlensäure.
Mein Blick glitt zu Niall und Zayn, welche innig miteinander herumknutschten und ihre Zungen dabei so drastisch zur Schau stellten, dass ich Angst hatte, in einem Porno zu sein.
Und plötzlich war da wieder diese Frage in meinem Kopf. 
Die Frage, die ich mir seit meinem Besuch zu Hause stellte und über die ich erst vor wenigen Stunden nachgedacht hatte. 
Ehe ich also realisieren konnte, was passierte, sprach ich sie einfach aus. 
"Wie fühlt es sich an, mit einem Mann?"
Das wilde Zungenspiel meiner Freunde hörte auf und sofort lagen ihre Blicke auf mir.
Nicht nur ihre, wohlgemerkt.
"Was?", wollte Niall wissen und zog eine Augenbraue hoch, während Zayn mich belustigt musterte.
"Ich... ich habe mich nur gefragt, ob es sich anders anfühlt."
Gelogen war es ja nicht. 
Niall und Zayn prusteten los und ich merkte, wie meine Wangen sich erhitzten. 
"Ich hab's gewusst!", rief mein bester Freund jubeln und schlug mit Niall ein. 
"Was gewusst?"
Erneut lachten die beiden Männer und verwirrten mich noch mehr. 
"Wobei hast du es gemerkt?", wollte Niall wissen und stellte das dumme Lachen ein. Doch mein verwirrter Blick sagte wohl alles, denn ein "Scheiße" verließ Nialls Mund und sein Blick ging erneut zu Zayn. 
"Er hat es noch nicht bemerkt. Er meint diese Frage wirklich ernst."
"Vergesst es einfach, war nur eine Frage", nuschelte ich peinlich berührt und versteckte mein Gesicht wieder hinter meinem Becher. So gut es eben ging. 
"Es ist das komplette Gegenteil zu dem, was du bisher kennst", erklang auf einmal eine tiefe und melodische Stimme. Ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, wer dort gesprochen hatte. Solch eine Stimme hatte nur eine einzige Person hier auf dem Campus.
Seit wann saß er hier eigentlich?
"Es ist tausendmal intensiver und wenn es richtig gemacht wird, denkst du noch Tage später daran zurück und wünscht dich in eine Welt, in der man nichts anderes mehr macht, außer sich gegenseitig das letzte bisschen Hirn aus dem verdammten Schädel zu ficken."
Ich glaubte, das war der längste Satz, den ich jemals von Harry Styles gehört hatte. Und genau deswegen neigte ich meinen Kopf und sah ihn an. 
Beinahe desinteressiert sah er auf seinen Becher, schwenkte diesen in seiner mit Ringen besetzten Hand hin und her und tat so, als wenn ihn nicht alle ansehen würden.
"Genau so!", stimmte Zayn zu und schenkte mir ein schmutziges Grinsen.
"Ähm... aha... danke."
Was sollte ich auch anderes sagen?
"Vielleicht solltest du es einfach mal ausprobieren", schlug Liam neben mir vor, eine Frau auf seinem Schoß, welche nach diesem Satz sofort wieder seine Aufmerksamkeit bekam. 
Saß sie eben auch schon hier? 
"Auspro- was? Nein! Ich... ich wollte doch... ich wollte das doch nur wissen."
"Ich würde ja sagen, du kannst bei uns zuschauen, aber das würde dich vermutlich mehr traumatisieren, als geil machen", kam's von Zayn und schnell schüttelte ich meinen Kopf.
"Nein danke, Zayn."
Gott, alleine schon der Gedanke.
Obwohl... scheiße! Warum zuckte es in meiner unteren Region denn jetzt?
"Ich an deiner Stelle würde es ausprobieren. Wir sind auf der Uni. Wenn nicht jetzt, wann dann?", murmelte Liam, etwas gedämpfter, da er eine fremde Zunge in seinem Mund hatte.
"Du wirst danach nie wieder etwas anderes wollen." Wieder die dunkle Stimme von Harry Styles. Dieser stand auf und warf mir ein süffisantes Grinsen zu, bei welchem mein Magen einen Salto machte. 
Holla, die Waldfee! Was war das denn?
Er drehte sich um und ging langsamen Schrittes Richtung Treppenhaus.  Ein letzter Blick über seine Schulter, ehe er den Raum komplett verließ und mich mit einem brennenden Gefühl in der Brust zurückließ.
Dieser Blick... heilige Mutter Gottes!
"Wem will der eigentlich was vormachen?", riss Zayn mich aus meiner Starre und brachte Niall zum Kichern. "Vermutlich sich selbst. Aber wer hart wird, sobald Harry Styles ihm einen Blick zuwirft, der sollte sich so langsam mal Gedanken machen."
Hart? Was?
Verdammt!
"Worauf wartest du? Geh hinterher!"
Verstört sah ich Zayn an, wobei ich vehement meinen Kopf schüttelte. "Warum nicht? Das war eine direkte Einladung."
Erneut bemerkte ich die Hitze in meinem Gesicht aufkeimen und schnell leerte ich meinen Becher, wobei das sicherlich nicht hilfreich war.
"Was hast du denn schon groß zu verlieren? Außer einer Erkenntnis", hinterfragte Niall und schob sich einfach auf Zayns Schoß.
"Aber-", begann ich, wurde aber von Zayns Kopfschütteln unterbrochen und ich beobachtete ihn dabei, wie er Niall von sich schob und gemeinsam mit ihm aufstand. "Tu es!", dann schaute er zu Niall und leckte sich einmal über seine Unterlippe.
"Das ganze Gerede über Schwänze hat mich geil gemacht. Wir sollten verschwinden."

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