Lottogewinn.

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Mit dröhnendem Schädel saß ich einige Tage später in der Bibliothek und versuchte irgendwie meine Hausarbeit zu schreiben - vergebens. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Mein Hals kratzte, mir war kalt und ich fühlte mich schwach und ausgelaugt. Ich wurde krank, das war mir klar, aber ausgerechnet jetzt? Diese verdammte Hausarbeit musste bis Ende nächster Woche fertig werden und ich war jetzt schon viel zu knapp dran.
"Hier bist du", erklang die Stimme meines Freundes und gleich darauf zog er den Stuhl neben mir zurück und ließ sich nieder. Ich hob meinen Kopf und das wundervolle Lächeln auf Harrys Gesicht verschwand sofort. "Es tut mir leid, wenn ich das sage, aber du siehst grauenvoll aus, Baby."
"Na danke."
Die Stirn des Lockenkopfes zog sich in Falten, dann legte er seine Hand auf meine Stirn.
"Und Fieber hast du auch."
Seufzend sah ich wieder auf meinen Laptop, aber mein Freund hatte andere Pläne. Er klappte meinen Laptop zu, nahm sich meinen Rucksack und packte all meine Utensilien ein.
"Okay, Planänderung. Eigentlich hatte ich etwas anderes vor, aber jetzt gehen wir aufs Zimmer und legen uns ins Bett. Ich besorge uns noch etwas zu Essen und dann schauen wir einen deiner Lieblingsfilme."
Es klang verlockend, aber eigentlich hatte ich dafür keine Zeit. "Ich muss-" - "Gar nichts. Du musst nur ins Bett." Ich wollte ihm widersprechen, aber im Grunde wusste ich, dass er recht hatte.
"Was hattest du denn eigentlich vor?"
Neugierig war ich ja trotzdem und als ich das bekannte Grinsen auf seinen Lippen sah, wurde ich noch neugieriger.
Harry rückte ein wenig näher zu mir, neigte seinen Kopf und ich konnte seinen heißen Atem an meinem Ohr spüren.
"Eigentlich wollte ich dich an einen geheimen Ort entführen, mich von dir in Grund und Boden vögeln lassen und anschließend eine Kleinigkeit essen. Dann wären wir zurück ins Wohnheim gefahren, hätten eine zweite Runde eingelegt und hätten einen entspannten Abend gehabt. Den entspannten Abend gibt es trotzdem, aber vögeln werden wir nicht, Darling."
Die Gänsehaut auf meinem Körper kam dieses Mal nicht vom Schüttelfrost, aber bei dem Gedanken daran, meinen Freund jetzt zu vögeln, regte sich überhaupt nichts in meiner Hose.
Scheiße.
Ich wurde wirklich krank.
"Na komm."

Harry wickelte mich in seine dicke Bettdecke, schaltete den Fernseher an und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich seine dicke Jacke anzog und verschwand, um Essen zu holen.
Ich fühlte mich wie eine Raupe in einem Kokon, doch die Wärme erreichte mich nicht. Kalt war mir noch immer und als Harry eine halbe Stunde später wieder kam, war es nicht besser.
"Niall liegt auch flach. Zayn ist mit den Nerven am Ende."
Schmunzelnd wickelte ich mich aus meinem Kokon und nahm das Essen entgegen, welches mein Lockenkopf mir in die Hand drückte, ehe er sich neben mich in das Bett setzte.
"Das glaube ich. Niall ist krank kein Highlight."
Auch wenn der Ire sonst immer eine große Klappe hatte und unkaputtbar wie ein altes Nokia schien, so war er krank die reinste Katastrophe. Wehleidig, leidend und am Rande des Todes.
"Ich sollte in mein eigenes Zimmer. Nicht, dass ich dich auch noch anstecke."
"Wenn, dann ist es dafür eh zu spät. Außerdem muss dich einer wärmen und das überlasse ich niemand anderen. Aber erst wird gegessen."
Das Nudelgericht schmeckte nach gar nichts, aber es war warm und tat meinem knurrenden Magen gut.

"Endgame?"
Ich schüttelte meinen Kopf und sah auf Harrys Fernseher. Als ich seinen Blick auf mir spürte, neigte ich meinen Kopf und sah ihn fragend an. "Was denn?"
"Du bist wirklich krank, Love. Wenn du schon nicht Endgame gucken willst, sollte ich dich vielleicht direkt ins Krankenhaus bringen."
Mein Lachen ging in einem Hustenanfall unter und ich stöhnte genervt auf. Als Nächstes würde dann meine Nase anfangen zu laufen. Danke Niall.
"Okay, welchen Film dann?"
"Ich möchte die Guardians gucken. Den zweiten Teil."
Begeistert nickte mein Freund. Er mochte diesen Film nur, weil er auf Baby-Groot abfuhr. Zugegeben, dieses kleine Bäumchen war auch einfach wirklich das Beste an diesem Film. Und mir war nach leichter Kost. Bei Endgame würde ich eh wieder mitsprechen und dafür hatte ich jetzt einfach keine Kraft.
"Komm her."
Ich kam der Bitte des Lockenkopfes nach, kuschelte mich in seine Arme und mir wurde augenblicklich wärmer. "Schlaf ein bisschen. Vielleicht geht es dir dann danach schon viel besser."
Ich nickte, müde und erschöpft und doch unendlich glücklich. Kranksein konnte also auch toll sein. Zumindest wenn man einen Harry bei sich hatte, der einen kuschelte, Essen gab und Marvelfime anschaltete.
Er war wirklich ein Lottogewinn.
Mein Lottogewinn.

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