Geheimverstecke und die Erkenntnis

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Am nächsten Tag lag ich dann komplett flach. Meine Stimme war verschwunden und mein Hals fühlte sich an, als wenn jemand mit Schleifpapier munter die Schleimhaut abgehobelt hätte. Von meinem Husten wollten wir mal lieber nicht sprechen. Ein Wunder, dass meine Lunge noch an ihrem richtigen Platz war.
"Guten Morgen, Love."
Ich schob meinen Kopf aus dem Kokon und sah zu Harry, welcher dick eingepackt das Zimmer betreten hatte. Seine pinke Mütze war voller Schnee und ich jaulte auf, als mir klar wurde, dass ich nicht raus konnte.
Ich liebte Schnee.
"Ich habe Frühstück besorgt", erklärte mein Lockenkopf und schälte sich aus seiner dicken Jacke. Seine Boots landeten in der Ecke, dann kam er zu mir ins Bett und schälte mich aus der dicken Decke.
"Wie geht es dir heute?"
Ich öffnete meinen Mund um zu antworten, bekam allerdings nur ein jämmerliches Fiepen zustande.
"Oh je."
Seufzend strich der Lockenkopf über meine Wange, dann erhob er sich wieder und stellte den kleinen Wasserkocher auf seinen Schreibtisch an.
"Ich wusste nicht, worauf du Hunger hast, deswegen habe ich dir einen Schokocroissant und einen Bagel mitgebracht."
Begeistert streckte ich meine Hände nach dem Schokocroissant aus und lächelte selig, als ich den ersten Bissen nahm.
Als der Tee fertig war, krabbelte Harry zurück zu mir unter die Decke, schaltete den Fernseher an und begann dann ebenfalls zu frühstücken.
"Ich werde nachher in die Apotheke gehen und etwas für deinen Hals holen. Und dann besorge ich dir gleich noch eine Wärmflasche."
Seufzend schmiegte ich mich an ihn, merkte die unzähligen Schmetterlinge in meinem Bauch und dieses Mal fand ich Kranksein gar nicht mehr so schlimm.

Wir schauten gerade den zweiten Film, als es gegen Harrys Zimmertür bollerte und keine Sekunde später Zayn im Raum erschien.
"Harry! Ich brauche Schokolade."
Mein bester Freund wirkte gestresst. Dunkle Augenringe schmückten sein sonst so makelloses Gesicht und seine Haare standen ihm wirr vom Kopf. Niall schien ihm ziemlich zuzusetzen.
"So schlimm?", wollte mein Lockenkopf wissen und stieg aus dem Bett.
"Du hast ja gar keine Vorstellung."
Harry ging zu seinem Regal, zog ein Buch heraus und öffnete dies. Überrascht sah ich dabei zu, wie dieser eine Tafel Schokolade aus dem ausgehüllten Buch nahm und diese meinem besten Freund reichte. Gierig riss er die Tafel auf und biss hinein, was mich meine Augen weiten ließ.
Zayn mochte eigentlich keine Schokolade.
Und warum wusste ich eigentlich nichts von diesem Geheimversteck?
"Äh", krächzte ich und sah die beiden verwundert an.
"Harry bunkert hier meine Notration. Ab und an brauche ich Schokolade, sonst überlebe ich das nicht."
"Und da Niall besser ist, als ein Drogenspürhund, verstecke ich die Schokolade hier, denn hier wird er nicht suchen."
Gart nicht mal so dumm.
"Aber so wie Louis guckt, muss ich mir jetzt ein neues Versteck suchen", brummte mein bester Freund und biss erneut von der Schokolade ab.
Plötzlich donnerte es gegen die Wand und mein bester Freund stöhnte genervt.
"Zayn!", kam es krächzend aus dem Nebenraum, gefolgt von einem weiteren Bollern.
"Das kann er nicht wiedergutmachen", kam's murmelnd von dem Schwarzhaarigen, dann biss er ein letztes Mal ab und reichte Harry die Schokolade zurück.
"Wir sehen uns."

"Was habe ich es leicht mit dir", witzelte mein Freund und kam zu mir zurück.
Ich schmiegte mich in seine warmen Arme, genoss seinen Körper und seufzte glücklich, als ich einen Kuss auf die Stirn bekam.
Seit wann ich so ein kuschelbedürftiger Vollidiot war, wusste ich nicht, aber das war mir auch egal. In Harrys Armen war es toll und das musste ich nicht rechtfertigen.
Und dann merkte ich es.
Diese wundervolle Wärme, das Kribbeln im Bauch und der Gedanke an eine wundervolle Zukunft.
Ich wollte das hier immer so. Gut, mit weniger Kranksein vielleicht, aber im Grunde wollte ich immer so mit Harry kuscheln, ihn bei mir haben und - ach Gott.
"Ich will dich behalten", hauchte ich leise und lächelte vor mich hin.
Harry kicherte, küsste erneut meine Stirn und drückte mich fester an mich. "Das will ich auch hoffen, Darling."
Mühsam rappelte ich mich aus seiner Umklammerung und drehte mich leicht auf die Seite. Ich schob meinen Körper auf ihn und sofort lagen seine Arme wieder um meinen Torso.
"Babe, so gerne ich dich jetzt auch vernaschen würde, aber daraus wird nichts. Erst, wenn du wieder gesund bist."
Ich verdrehte meine Augen und schob mich weiter nach oben, damit mein Gesicht auf seiner Höhe war.
"Idiot", murmelte ich kratzig und drückte mein Gesicht in seine Halsbeuge.
"Ich will dich behalten", hauchte ich erneut, wobei Harrys Hand sich den Weg in meinen Nacken gesucht hatte, wo er mich begann zu kraulen.
"Sagtest du-" - "Ksch!"
Harry verstummte und ich konnte mir seinen empörten Gesichtsausdruck bildlich vorstellen.
"Ich will dich behalten, weil... weil ich... für immer. Weil ich dich liebe."
Die Hand in meinem Nacken stoppte und als nach wenigen Sekunden noch immer keine Reaktion von meinem Lockenkopf kam, wagte ich es dann doch, meinen Kopf zu heben.
"Sag das noch mal", bat er und sah mich vollkommen baff an.
Schnell räusperte ich mich, sah ihm dann in die Augen und lächelte.
"Ich liebe dich."
Harrys Grübchen erschienen, er umfasste mein Gesicht und schenkte mir das wundervollste Lächeln, welches ich jemals gesehen hatte.
"Okay, scheiß drauf. Liege ich halt morgen krank neben dir", murmelte er, ehe ich seine Lippen auf meine spüren konnte und wenige Sekunden später seine Zunge.
Himmel, ich bekam zwar kaum Luft, aber dieser Kuss haute mich doch glatt aus den selbstgestrickten Socken.
"Oh Love", hauchte er gegen meine Lippen, küsste diese erneut und schob mich dann etwas von sich. "Ich werde dafür sorgen, dass du niemals wieder von meiner Seite weichst."
Schmunzelnd hob ich eine Augenbraue.
"Klingt gar nicht gruselig."
Ein Hustenanfall folgte und brachte Harry zum Kichern.
"Ich liebe dich."
Mit flatternden Herzen sah ich in das wundervolle Grün.
"Und ich liebe dich."

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