Liebenswert und Trichtersaufen

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Mit verschränkten Armen beobachtete ich meine Freunde dabei, wie sie ihr Mittagessen zu sich nahmen. Sie benahmen sich seit einigen Tagen seltsam.
Seltsamer als sonst.
„Was?", wollte Zayn belustigt wissen und sah mich an. „Du siehst uns an, als wenn wir dir gesagt hätten, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt."
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und versuchte irgendetwas in Zayns Blick zu erkennen. Irgendetwas, aber er sah mich einfach nur weiterhin belustigt an.
„Ist das ein Schlaganfall? Sieht so einer aus?", fragte Niall und biss von seinem Brötchen ab.
„Nee", murmelte Zayn und schüttelte seinen Kopf. „Louis ist wegen irgendwas sauer auf uns." - „Ach? Auf was denn?", fragte Niall und sah mich nun aus unschuldigen Augen an.
„Wieso seid ihr so komisch?", brach es aus mir heraus und sofort erntete ich seltsame Blicke.
„Komisch?"
Zustimmend nickte ich und schnaufte frustriert.
„Nach meiner ersten Nacht bei... nach meinem ersten Besuch... da... ihr habt mich geschnappt und wie einen Schwerverbrecher behandelt, nur damit ihr an Infos kommt. Und dann, bei meinem nächsten Besuch... nichts. Und gestern- wieder nichts!"
Zayn gluckste. „Beschwerst du dich gerade dadrüber, dass wir dir Freiraum lassen und dich nicht an einen Stuhl ketten?"
Okay, wenn Zayn das so sagte, dann klang das wirklich schräg.
„Nichtmal Niall macht irgendeinen Spruch", motzte ich einfach mal weiter und sah, dass der Ire sich tatsächlich auf die Zunge biss.
„Was ist los verdammt? So benehmt ihr euch sonst auch nicht."
Meine Freunde tauschten einen Blick miteinander, ehe sie mich wieder ansahen und Zayn das Wort ergriff.
„Als wir euch gehört haben, haben wir darüber gesprochen, wie wir uns bei unserem ersten Mal mit einem Mann gefühlt haben."
Zayns Stimme war sanft und leise und auch Nialls Stimme hatten jeglichen Schalk verloren, als er weitersprach.
„Und wir haben uns gefragt, was wir uns damals gewünscht hätten."
Verwundert sah ich die beiden an.
„Bei mir war es grauenvoll", gestand Niall und friemelte an dem Etikett seiner Wasserflasche herum.
„Es war auf einer Party. Ich hatte schon lange einen Crush auf den Typen und als wir dann gemeinsam in einem Zimmer verschwunden sind, konnte ich mein Glück kaum fassen."
Zayn schnappte sich Nialls Hand und hinderte ihn somit daran, weiter die Wasserflasche zu malträtieren.
„Als wir wieder runter sind, wurden wir mit Grölen und Jubeln begrüßt. Danach wurde einfach weiter gefeiert."
„Aber du wolltest was anderes?" fragte ich und der Ire zuckte mit den Schultern.
„Ja... ich meine, ich hatte gerade mein erstes Mal. Ich musste das verarbeiten und wollte eigentlich alles sacken lassen, anstatt Trichtersaufen zu spielen. Aber so war das damals eben."
Verstehend nickte ich, als Zayn mich ansah und mich anlächelte.
„Wir haben gedacht, dass es für dich ein großer Schritt war und wir wollten dir den Freiraum geben, den du brauchst. Sowas ist immer etwas besonderes und du solltest das Erlebnis sacken lassen, ehe wir über dich herfallen."
„Es... es war keine große Sache", unterbrach ich ihn und neigte meinen Kopf.
„Irgendwie... es war normal. Also... klar war es anders und spannend, aber ich hatte danach keine Krise oder so. Ich fühle mich wie immer."
Meine Freunde lächelten mich an und nun lag Zayns zweite Hand auf meiner.
„Das ist schön, Louis. Möchtest du denn darüber sprechen?"
Wollte ich das?
Gab es überhaupt etwas zu sagen?
„Ich glaube nicht. Es war Sex, mehr nicht."
Der Schalk kehrte ins Nialls Augen zurück und ich ahnte Böses.
„Da wir das jetzt geklärt haben und ich keine Rücksicht mehr nehmen muss- wie war's? Wie habt ihr es getrieben? Welche Stellung hattet ihr? Hast du ihn gefickt, oder Harry dich? Wie sieht er nackt aus? Hast du sein Sperma-" - „NIALL!", riefen Zayn und ich gleichzeitig aus und schüttelten unsere Köpfe.
„Was denn? Ich habe Fragen."
„Wie hältst du das mit ihm aus?"
Zayn lächelte, zog seinen Freund in seine Arme und drückte diesem einen Kuss auf die Wange.
„Er ist unglaublich, oder?"
Ja.
Unglaublich verrückt. Aber liebenswert.

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