Peinliches Gestammel und gefrorene Lockenköpfe

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Mit schnellen Schritten durchquerte ich den Raum und blieb vor Harry und diesem Lackaffen stehen. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah den Lockenkopf an, welcher mich anscheinend nicht einmal bemerkte.
"Was wird das hier?", frage ich, meine Stimme dabei von purer Eifersucht zerfressen.
Gut, das war neu, aber darüber konnte ich mir jetzt nicht auch noch Gedanken machen.
Die beiden Männer zuckten erschrocken zusammen und drehten sich zu mir um.
"Oh, Louis. Hi."
Oh, Louis, Hi?
Bitte?
Mein Gesicht schien Bände zu sprechen, denn der Ochsenarsch schenkte Harry ein Lächeln, klopfte ihm auf die Schulter und verschwand mit einem: "Vielleicht bis später. Und wenn nicht, dann sehen wir uns ja am Wochenende."
Am Wochenende?
Das wurde hier ja immer besser!
"Ihr seht euch am Wochenende?"
Scheiße, diese Eifersucht war wirklich nicht auszuhalten.
"Meine Mum hat Geburtstag. Natürlich sehen wir uns dort", erklärte Harry mit einer seltsam kalten Stimmlage.
"Er kennt deine Mum?"
Himmel, was war nur los mit mir?
"Äh, ja?"
Entgeistert sah ich Harry an und fragte mich, wie ich die letzten Wochen so komplett falsch deuten konnte. Wir starteten ein Blickduell, dann seufzte Harry und verdrehte seine Augen.
"Was willst du, Louis?"
Schnaufend schüttelte ich meinen Kopf.
"Was ich will? Scheiße, was soll das hier, Harry? Wer ist der Typ und warum benimmst du dich so bescheuert?"
Nun war er es, der schnaufte und erneut seine Augen verdrehte.
"Ich bin nicht derjenige, der sich bescheuert benimmt."
Pah!
"Aber nur zu deiner Info: Der Typ eben war Lucas. Gemmas Freund. Er ist seit ein paar Tagen zurück. Er fährt morgen zu ihr und am Wochenende kommen die beiden dann zu meiner Mum. Wo ich auch sein werde, was du aber bereits weißt."
Moment!
Da war doch was.
Harry hatte mir von seiner zwei Jahre älteren Schwester erzählt. Sie studierte an einer anderen Uni. Ihr Freund aber studierte hier, nur war er für ein Auslandssemester in Europa gewesen.
Oh.
OH!
"Das ist peinlich", murmele ich und traute mich nicht in die Augen des Lockenkopfes zu schauen. Aber zu meiner Verteidigung - dieses grüne, eifersüchtige Monster in mir hatte Besitz von meinem Körper genommen.
Und verdammt ja, ich wusste genau, was das hieß!
"Was interessiert es dich überhaupt?", fragte Harry und ich hob nun doch meinen Blick. "Wir ficken nur. Nicht mehr und nicht weniger, stimmts? Wir verstehen uns gut und gehen ab und an zusammen in die Kiste."
Es waren nicht die Worte, die mir einen Stich in die Brust versetzten, sondern die Art und Weise, wie er das sagte.
Und dann dämmerte es mir.
"Du hast mich gehört."
Er nickte und ich wollte am liebsten in irgendein Erdloch springen.
Scheiße.
"Hör zu-" - "Nein. Wirklich, ich habe darauf keine Lust mehr. Ich dachte nämlich, dass wir bereits ein paar Schritte weiter wären. Zumindest interpretiert man das in meiner Welt so, wenn man auf unzählige Dates geht. Aber anscheinend habe ich mich geirrt."
"Aber-" - "Vergiss es einfach. Such dir wen Neues."
Und dann drehte er sich um und ging.

Sprachlos starrte ich ihm hinterher. So war das doch nicht gemeint!
Verzweifelt drehte ich mich zu meinen Freunden um, die das Geschehen genau beobachtet hatten. Zayn nickte mir zu und schnell eilte ich dem Lockenkopf hinterher.
"Harry!"
Mit hängenden Schultern blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Seine Augen waren verdächtig feucht und ich wollte mir so sehr selbst in den Hintern treten.
"Ich kann das nicht, Louis. Ich kann nicht einfach mit dir in die Kiste springen und es locker angehen lassen. Dazu ist zu viel zwischen uns passiert."
Schnell nickte ich, machte zwei weitere Schritte auf ihn zu und sah ihm in die Augen.
"Ich auch nicht", hauchte ich, nahm meinen ganzen Mut zusammen und tat das, was ich schon viel eher hätte machen sollen.
Ich küsste ihn.
Geschockt gefror Harry zu Eis und bewegte sich nicht. Dieser Zustand fühlte sich wie Stunden an, waren aber nur wenige Millisekunden. Dann schob er mich von sich und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
"Was...", begann er, sprach aber nicht weiter, da ich ihn erneut küsste. Nur kurz. Ein Schmatzer, aber er sollte die Klappe halten, damit ich mich erklären konnte.
"Es tut mir leid", begann ich einfach mal und legte meine Hände an seine Taille.
"Ich hätte das nicht sagen sollen, aber die Frage von Liam hat mich eiskalt erwischt und ich wusste nicht... naja ich hatte keine Ahnung, was das zwischen uns ist und... irgendwie... ach Mist. Es war einfach beschissen."
Ich atmete tief ein, sah das tiefe Grün, welches mich genau musterte.
"Für mich waren die letzten Wochen einfach unglaublich. Du bist unglaublich! Und... nicht nur dir haben diese Dates viel bedeutet. Ich würde am liebsten jede freie Sekunde mit dir verbringen und... ich... scheiße, ich...ich habe... ich-"
Überrascht unterbrach ich mein Gestammel, als ich Harrys Lippen auf meinen spürte.
Warm und weich schmiegten sie sich an meine und als ich den ersten Schock überwunden hatte, zog ich den Lockenkopf enger an mich und erwiderte den Kuss mit allem, was ich hatte.

Taste it !Where stories live. Discover now