Kapitel 10

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Ein kalter Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht, während ich auf meinem Longboard zur Schule fuhr. Aus meinen Kopfhörern schrie mir der Frontsänger von Alesana ins Ohr. Das Ben-and-Jerry's-Präsentationsplakat hatte ich zusammengerollt, mit einem Küchengummi fixiert und mir unter den Arm geklemmt. Ich war nervös. 

Heute Morgen hatte ich mir noch schnell meine Texte ausgedruckt und auf Karteikarten geklebt. Zum Auswendiglernen hatte die Zeit nicht mehr gereicht. Allerdings war die Englisch-Präsentation auch nicht der einzige Grund, nervös zu sein. 

Ich fragte mich die ganze Zeit, wie Timothy heute wohl drauf sein würde. War er der freundliche Timothy von Freitagnachmittag, oder war er wieder das ignorante Arschloch?

An der Schule angekommen, rannte ich zu unserem Klassenzimmer. Die Zimmertür stand noch offen, was bedeutete, dass ich noch vor Frau Haas dort ankam. Gott sei Dank!

Als ich ins Klassenzimmer stürmte, saß Timothy schon an seinem Platz. Mia saß auf unserem Tisch, ließ die Beine baumeln und quatschte mit ihm. Ich musste kurz grinsen, da Robin sich zu unserem Tisch umgedreht hatte und Mia anhimmelte. Es schien ihn nicht zu stören, dass sie ihn ignorierte und nur Augen für Timothy hatte. 

Ich versuchte, meinen eigenen Herzschlag zu beruhigen, als ich auf meinen Platz zuging. Ich schmiss meinen Rucksack neben den Stuhl, setzte mich auf meinen Platz und schubste Mia vom Tisch, die lautstark zu protestieren begann: „Geht's noch? Spinner!" Dann schenkte sie Timothy nochmal ihr umwerfendstes Lächeln, bevor sie wieder zu ihrem eigenen Platz pilgerte.

Mein Herz pochte nun so stark, sodass es sich anfühlte, als würde es mir gleich aus der Brust springen. Vorsichtig drehte ich mein Gesicht zu Timothy und sagte leise: „Hey". Er schaute mich an, sein charmantes Lächeln legte sich auf seine perfekten Lippen. „Na, kannst du deinen Text?", fragte er anstelle einer Begrüßung.

Oh. Mein. Gott.

Wir hatten zwar Freitag den ganzen Nachmittag miteinander an der Präsentation gearbeitet, trotzdem hatte ich mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich hatte mir ausgemalt, dass er mich vor den anderen in der Klasse wieder ignorieren würde. Aber dass er mir jetzt einfach ganz normal antwortete, brachte mich komplett aus der Fassung. 

Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Mein Herz klopfte mir nun wirklich bis zum Hals. Er legte seinen Kopf etwas schief und lächelte mich immer noch fragend an, doch bevor ich antworten konnte, kam Frau Haas zur Tür rein und begrüßte uns mit ihrem wunderschönen „Guuuuten Morgen, meine Lieben!"

Wir wendeten uns beide nach vorne, wo unsere Deutschlehrerin keine Minute verschwendete und direkt mit dem Unterricht begann. Doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Zum einen, weil ich immer noch so erstaunt über Timothy war und innerlich gerade Luftsprünge machte. Zum anderen, weil ich meinen Text für die Präsentation nicht gelernt hatte. Ich zog meine Karteikarten aus dem Rucksack und versuchte mir den Text darauf einzuprägen.

Die Doppelstunde Deutsch neigte sich langsam dem Ende zu. Ich hatte es nicht wirklich geschafft, mir den Text besser einzuprägen und wurde immer nervöser. Verflucht seist du, Pokemon Gelbe Edition!

Als es dann zur Pause klingelte, stand Mia direkt wieder an unserem Tisch bereit. In der 5-Minuten Pause, zwischen den ersten beiden Stunden, hatte sie Timothy auch schon belagert und mir keine Chance gelassen, auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln. Und jetzt hatte sie sich schon bei ihm untergehakt und zog ihn nach draußen auf den Pausenhof. Irina dackelte wie immer bemitleidenswert hinter den beiden her.

Ich machte mich auch auf den Weg nach draußen und stellte mich auf meinen Stammplatz in die Raucherecke. Es war inzwischen wirklich kalt geworden und die Blätter der Bäume verfärbten sich langsam in die buntesten Farben. Ich genoss den Anblick und bevor ich mir die Kippe, die schon zwischen meinen Lippen klemmte, anzündete, zog ich mir noch meine schwarzen, fingerlosen Handschuhe an.

Plötzlich ging ein Raunen durch die Gruppe an Rauchern: „Achtung, der Schiller kommt", flüsterte mir jemand zu. Schnell schmiss ich meine Kippe auf den Boden und stellte mich mit dem Schuh darauf. Herr Schiller lief beobachtend an der Gruppe Jugendlicher vorbei und überprüfte, ob er jemanden unter 18 mit Zigarette entdeckte. 

Einige Oberstufenschüler*innen, welche schon über 18 waren, rauchten unbedarft weiter. Aber wehe jemand jüngeres wurde erwischt, dann gab's Ärger.

Unser Sportlehrer hatte sich wieder verzogen und während ich schon an meiner zweiten Lampenfieber-Zigarette zog, beobachtete ich Timothy. Er kaute auf einem Wurstbrot und lächelte dabei wie immer höflich, während Mia bei ihm stand und über irgendetwas kicherte. 

In meinem Kopf kämpften die Gedanken über Timothy und die Sorgen wegen der Präsentation um den ersten Platz. Ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte, noch die folgende Spanischstunde durchzuhalten. Ich hatte das Gefühl, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen.

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Hallöchen,

naaaa, freut ihr euch auch so darüber, dass Timothy endlich nett zu Tristan ist? *-*
Und was denkt ihr: Bekommt Tristan die Präsentation hin oder wird er kläglich versagen :'D

Dienstag gibt's das nächste Kapitel mit der Antwort darauf

Lasst mir gerne einen Kommentar da und wenn euch das Kapitel gefallen hat, freue ich mich über euren Vote! <3

Eure Elena :) <3

Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt