Kapitel 23 (Halloween Special 7/9)

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00:25 Uhr:

Die Straßenlaternen waren schon aus. Ich lief so schnell ich konnte. Das unheimliche Gefühl war immer noch in mir. Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was ich gesehen hatte, aber konnte mir die ganze Sache nicht erklären. Beziehungsweise, ich war mir inzwischen sicher, dass ich definitiv zu viel getrunken und mir das eingebildet hatte.

Jedes Mal, wenn ein Auto an mir vorbeifuhr, bekam ich kurz Panik. Ich wollte einfach nur noch daheim in mein warmes Bett fallen und das ganze wirre Zeugs endlich vergessen. Ich beschleunigte meinen Schritt, als plötzlich ein Auto neben mir zum Stehen kam. Panik wollte schon in mir aufsteigen, als das Fenster heruntergefahren wurde und ich das Auto als Andrews blauen VW Golf erkannte.

„Brauchst du 'ne Mitfahrgelegenheit?" Dankbar, endlich der Kälte zu entfliehen und mir die letzten 25 Minuten Fußweg zu ersparen, sprang ich auf den Beifahrersitz.

„Hey Andrew, was machst du denn hier?", fragte ich ihn erstaunt.

„Grace hatte ein schlechtes Gewissen und meinte, ich soll dich auch noch heimfahren, bevor ich wieder zu meiner Party fahre."

„Das ist nett, danke!" Ich stockte kurz und fragte ihn dann: „Und wie geht's Timothy?"

„Na ja, Timmy hat definitiv zu viel getrunken. Er hing zu Hause erst mal über der Schüssel und liegt jetzt hoffentlich schon im Bett und schläft seinen Rausch aus."

„Oh, okay", mehr wusste ich dazu nicht zu sagen. Mir war nicht bewusst gewesen, dass er doch so viel getrunken hatte, obwohl er in meiner Erinnerung wirklich ständig einen Becher mit dem grünen Zeugs in der Hand hielt.

Wir fuhren ein paar Minuten schweigend durch die dunklen Straßen, als Andrew die Stille plötzlich mit einem Seufzer durchbrach.

„Noch etwas anderes, Tristan." Er schien plötzlich sehr ernst, starrte während er redete stur durch die Windschutzscheibe auf die Straße. „Ich freu' mich ja, dass Timmy hier recht schnell Freunde gefunden hat, und sich auch mit dir gut versteht, aber das vorhin fand ich nicht so gut." Ich schaute ihn verwundert an und checkte nicht, worauf er hinaus wollte.

„Ich meine, ihr wart euch vorhin ganz schön nah. Ich finde es nicht gut, wenn du meinen kleinen Bruder dazu ermutigst, so Zeugs mit dir zu machen."

Ich riss die Augen auf und fragte leise: „Was meinst du damit?" Obwohl ich schon eine Ahnung hatte, worauf er hinaus wollte.

„Timmy war bisher nur an Mädchen interessiert und diese Mia scheint auch echt super zu sein und gut zu ihm zu passen. Ich würde dich also bitten, dich nicht weiter zwischen die beiden zu drängen."

Ich war schockiert und wusste erst nicht, was ich sagen sollte. „Du kannst doch nicht über Timothys Gefühle entscheiden", versuchte ich mich zu verteidigen.

„Das hat nichts mit Gefühlen zu tun, du drängst dich ihm auf und ich kann mir nicht mit ansehen, wie mein Bruder auf dich hereinfällt. Also lass ihn gefälligst in Frieden." Zum ersten Mal schaute er zu mir und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Mir schwirrte der Kopf. Ich konnte einfach nicht fassen, was Timothys Bruder mir gerade an den Kopf knallte. Homophobes Arschloch!

„Halt bitte an und lass mich sofort aussteigen", sagte ich laut.

„Wir sind gleich da."

„Nein, halt sofort an! Ich muss hier raus!" Ich spürte, wie die Wut in meinem Inneren die Oberhand gewann. Der VW Golf hielt an, doch bevor ich aussteigen konnte, hielt Andrew mich am Arm fest und schaute mir ernst ins Gesicht: „Wenn du dich nicht von ihm fern hältst, mach' ich dich fertig. Und wenn du ihm oder Grace etwas von unserer kleinen Unterhaltung erzählst, dann mach' ich dich auch fertig! Hast du mich verstanden?"

„Fick dich!", schrie ich ihn an, stieg aus und knallte die Tür mit aller Kraft zu. Mit quietschenden Reifen fuhr Andrew davon.


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Weiter geht's um 00:45 Uhr

Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt