Kapitel 41

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Ich stand vor der Tür und war mir inzwischen bewusst, dass das doch eine ziemlich blöde Idee war, aber da es mir an Optionen mangelte, klopfte ich nach kurzem Zögern zaghaft an. Von drinnen hörte ich ein „Ja?". Ich schluckte nervös, als sich mein Verdacht bestätigte. Er war also nicht mit auf die Party gegangen. Wieder zögerte ich. Shit, was tue ich denn hier? 

Doch dann drückte ich die Türklinke nach unten, schlüpfte durch den Spalt und schloss die Tür hinter mir wieder. Angelehnt an meinen Notausgang scannte ich schnell den Raum. Er war ähnlich wie unserer aufgebaut, nur anstatt einem zweiten Hochbett stand dort ein Einzelbett. Darauf saß Micha. 

Mit dem Rücken ans Kopfende angelehnt und ausgestreckten Beinen, schaute er verdutzt von seinem Smartphone auf. „Hast du dich verirrt, Opfer? Die Party findet unten statt", grinste er mich spöttisch an. Ohne ihm zu antworten, ging ich nun auf ihn zu. Meine Jacke zog ich währenddessen aus und schmiss sie achtlos auf den Boden. 

Bei ihm angekommen, stieg ich in sein Bett, setzte mich geradewegs auf seinen Schoß und küsste ihn ohne Vorwarnung auf den Mund. Micha, der mich bis zu diesem Zeitpunkt neugierig gemustert hatte, erwiderte den Kuss sofort. 

Der Kuss fühlte sich komplett anders an als mit Timothy. Nicht so zärtlich und liebevoll. Mir war bewusst, dass das alles hier gerade eine Kurzschlussreaktion meinerseits war. Weil ich wütend war auf Timothy. Weil ich nach unserem Streit nach Bestätigung suchte und wusste, dass ich sie hier finden würde. 

Dann löste ich mich von ihm und musste ebenfalls grinsen, als ich in sein Gesicht schaute. Mit versucht lässiger Stimme meinte ich dann zu ihm: „Sorry Fettsack, für das Überrumpeln, aber ich habe mitbekommen, dass du nicht bei der Party bist und dachte mir ich schau' mal vorbei."

„Aha", meinte dieser, immer noch mit dem typisch spöttischen Gesichtsausdruck. Dann legte er eine Hand an meine Wange und strich mit dem Daumen sanft unter meinem Auge entlang. Shit, ich sehe vermutlich aus wie ein Pandabär. Als mir bewusst wurde, dass mein verschmierter Kajal von meinen Tränen zeugte, lief ich rot an.

„Gibt wohl eher Streit im Paradies", schlussfolgerte er. Doch ohne eine Antwort von mir abzuwarten, zog er mich wieder zu sich und küsste mich innig. Seine Lippen fühlten sich gut an und obwohl ich dabei keine Schmetterlinge im Bauch spürte, lenkte es mich wenigstens von meinem eigentlichen Problem ab.


Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier schon mit Micha rumknutschte, aber irgendwann drückte er mich von sich und schaute auf sein Handy. Er verzog sein Gesicht und seufzte dann. „Auch wenn ich das gerne fortführen würde, aber du solltest jetzt wieder verschwinden. Wir haben schon zwanzig vor zwölf und die beiden Idioten tauchen hier bald wieder auf." Ich lachte über seine Wortwahl, da ich die beiden in Gedanken auch immer als Idioten bezeichnete.

Doch dann schwang ich mich von seinem Schoß und stand auf. Meine Jacke sammelte ich auf dem Weg zur Tür wieder ein und gerade als ich die Türklinke ergreifen wollte, drehte er mich nochmal zu sich um. Ich hatte nicht bemerkt, dass er mir gefolgt war und zuckte kurz zusammen. Doch die Anspannung löste sich sofort wieder, als er mich gegen die Tür presste und zum Abschied küsste. 

Meine Beine wurden dabei ganz weich und nur schwer konnte ich mich aus der Situation lösen. Nicht unbedingt, weil ich so gerne hier bleiben wollte, sondern eher, weil ich Angst davor hatte, was mich in meinem eigenen Zimmer erwarten würde. 

„Morgen sind die beiden übrigens auch wieder Party machen", hauchte mir Micha verführerisch ins Ohr, bevor er mich aus seinem Griff freigab. Ich zwinkerte ihm zu und öffnete dann die Tür einen Spalt breit. Ich spickte hinaus und als ich mir sicher war, dass die Luft rein war, schlüpfte ich aus dem Zimmer. Schnell schlich ich über den dunklen Flur zu meinem eigenen Zimmer. Dort angekommen, öffnete ich leise die Tür. 

Im Zimmer brannte kein Licht mehr, aber ich konnte schemenhaft erkennen, dass Robins und Henrys Betten leer waren. Als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ, bewegte sich plötzlich etwas in Timothys Bett. Dann vernahm ich eine Art Knurren. Ich erschrak zu Tode und blieb wie angewurzelt mitten im dunklen Zimmer stehen. Was zur Hölle war das? 

Doch dann hörte ich wieder die regelmäßigen Atemgeräusche von Timothy. Ich lauschte noch ein paar Sekunden und schlich dann weiter zu meinem Bett. So leise wie nur möglich zog ich meine Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. Anschließend kroch ich unter meine Decke, wo ich etwas Kaltes spürte. Mein Handy. Timothy musste es zu mir runter gelegt haben. Ich schaute kurz auf das Display, das viel zu hell in mein Gesicht strahlte und legte es dann wieder neben mich. In meinem Kopf war so viel los, ich wusste jetzt schon, dass ich nicht einschlafen können würde. 

Ich war noch wach, als Robin und Henry leise kichernd und flüsternd ins Zimmer kamen. Die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile leise, bis auch aus ihren Betten nur noch das gleichmäßige Atmen von Schlafenden zu hören war.


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Ähm, ja, Tristan ... Keine Ahnung was wir davon jetzt halten sollen ... Aber Micha?! Was zum Teufel ... Vertrag dich einfach schnell wieder mit Timothy, okay? Ja, danke!  <3

Ich weiß, dass hier ist gar nicht nach eurem Geschmack, aber freue mich dennoch über eure Votes  und Kommentare! xD

Hab euch lieb! <3
Eure Elena :)


Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringtWhere stories live. Discover now