Kapitel 40

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Der Tag verging wie im Flug. Nach dem Frühstück ging es sofort nach draußen zu unserer nächsten Übungsstunde auf dem Snowboard und nach dem Mittagessen wagten Timothy und ich uns schon den ersten kleineren Hügel hinunter. Wir hatten beide den Bogen langsam raus und es machte echt Spaß mit dem Board den verschneiten Berg hinunter zu düsen. Micha und sein Gefolge waren außerdem so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie uns bis auf ein paar dumme Sprüche in Ruhe ließen.

Aber am schönsten war, dass ich mich den ganzen Tag über auf den Abend freute. Timothy hatte mir inzwischen versichert, dass er nicht zu der Party gehen würde. Stattdessen wollten wir zusammen einen Film schauen. Wobei ich weniger an den Film dachte, als an das, was ich stattdessen mit ihm tun wollte. Mein Bauch kribbelte jedes Mal wie verrückt, wenn ich daran dachte ihn wieder zu küssen.

Und dann war es endlich so weit. Frisch geduscht und herausgeputzt, standen Robin und Henry in unserem Zimmer und verabschiedeten sich auf dem Weg zur Après-Ski-Party.

„Und benutzt ein Kondom", kicherte Robin, als er die Tür öffnete.

„Pfff", machte ich nur, verdrehte die Augen und warf mein Kissen nach ihm. Er konnte gerade so ausweichen und ging dann zwinkernd mit seinem besten Freund aus dem Zimmer.

„So ein Spinner", meinte ich nur und stand auf, um mein Kissen wieder aufzusammeln. Timothy grinste mich an, während er oben auf seinem Bett saß und darauf wartete, dass ich zu ihm kam. Er sah so verdammt süß aus mit seinen blonden Locken, die noch nass waren vom Duschen und dem zu großen weißen T-Shirt, das er zum Schlafen trug.

Erst als ich die schmalen Sprossen der Leiter ergriff und hochkletterte, merkte ich, wie aufgeregt ich war. Mein Puls raste. Doch die Nervosität verflog schnell, als ich mich neben Timothy setzte und er seinen Arm um mich legte. Ich lehnte meinen Kopf an seinen an. 

„Und was schauen wir jetzt für einen Film?", fragte er, „Du darfst diesmal auswählen."

Ich überlegte kurz. „Vielleicht Indiana Jones? Kennst du den?" Timothy schüttelte seinen Lockenkopf. „Du bist echt ein Filmbanause", lachte ich und suchte bei dem Streaminganbieter auf meinem Smartphone nach dem Klassiker mit Harrison Ford. 

„Um was geht's in dem Film?", fragte er mich und zog dabei eine Augenbraue skeptisch nach oben. 

„Um einen Geschichtsprofessor, der als Archäologe sehr coole Abenteuer erlebt und meistens kämpft er dabei noch gegen Nazis. Also fast eine Geschichtsdoku. Allerdings kommen keine Schneeköniginnen darin vor", neckte ich ihn.

„Okay, dann bin ich mal gespannt", meinte er.

Doch schon nach ein paar Minuten – Indiana tauschte gerade die handgroße goldene Statue gegen einen Sandsack aus – bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass er nicht auf das Handy in meiner Hand schaute. Ich grinste und erinnerte mich an den Filmabend, als ich anstatt Elsa lieber Timothy angeschmachtet hatte.

„Keine Lust zu schauen?", fragte ich ihn. Seine Wangen färbten sich rosa. Gott, wie süß er einfach ist!

Ich stoppte den Film und legte mein Smartphone auf die Seite. Er guckte etwas verwundert. „Was machst du?" Anstatt ihm zu antworten, schaute ich ihm tief in die Augen. Die beiden Bernsteine zogen mich wie immer umgehend in ihren Bann. Mein Herz pochte ganz aufgeregt. Und diesmal machte ich den ersten Schritt. 

Ich ließ meine Finger durch die blonden Locken gleiten zu seinem Hinterkopf. Ein Grinsen erschien in seinem Gesicht, als ich ihn zu mir zog. Aufgeregt schloss ich die Augen, als unsere Lippen aufeinander trafen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wie wild. Der Kuss war sanft, immer noch etwas zaghaft, aber auf jeden Fall länger als der am Abend zuvor. Als wir uns wieder voneinander entfernten, grinsten wir uns beide verlegen an.

Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt