Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringt

Kapitel 20 (Halloween Special 4/9)

19:37 Uhr:

Wir gingen die alte Holztreppe nach unten in den Kellerraum. Laute Musik und Stimmengewirr schallten uns entgegen. Obwohl die Party offiziell erst um 19 Uhr begonnen hatte, war schon einiges los. 

In dem Hobbyraum standen mehrere alte Sofas verteilt. In einem Eck saßen ein paar Leute aus unserer Klasse, die Mario Kart zockten. Robin, der als Luigi mit Latzhose, grünem Oberteil, Schiebermütze und Fake-Schnauzer verkleidet war, entdeckte mich und winkte mir kurz zu, bevor er sich wieder dem Spiel widmete. 

Um einen Beer-Pong-Tisch standen ein paar Elftklässler und versuchten, sich gegenseitig die Ping-Pong-Bälle in die Bierbecher zu werfen. In einer anderen Ecke stand eine große alte Standuhr, die mit Fake-Spinnennetzen bedeckt war. Und daneben, an einem kleinen Tisch, saß Henry mit ein paar Leuten, die ich nicht kannte. 

Vor ihnen war eine Fantasy-Landkarte ausgebreitet. Neben jedem von ihnen lag ein Charakterbogen und eine flache Schale zum Würfeln. Sie trugen alle Fantasy-Kostüme, die aussahen, als wären sie einem Herr der Ringe Film entsprungen. Vermutlich waren sie als die Charaktere ihres Pen-and-Paper-Spiels verkleidet. Ich grinste. Nerds.

Grace steuerte auf das Buffet zu und stellte ihre Horrorcupcakes, die sie mit Gummiaugäpfeln und Lebensmittelblut verziert hatte, auf dem Tisch ab. Timothy und ich gingen ebenfalls zum Buffet. Es sah echt krass gut aus. 

Da waren Würstchen, die wie abgehackte Finger aussahen, Kekse in Form von kleinen Gespenstern, allerlei Knabberzeugs in verschiedenen Schälchen, Gummiwürmer, Pizzabrötchen und eine grün eingefärbte Saftbowle. Unter dem Tisch standen Kisten mit Softdrinks und Bier.

Ich stopfte mir zwei Gespensterkekse auf einmal in den Mund und Timothy goss sich etwas von der grünen Bowle in einen Plastikbecher.

„Also Kiddis, ich bin dann mal weg. Ich hol' euch um 12 wieder ab", meinte Andrew. Er war zu einer anderen Party eingeladen. Er wollte dort bis 12 nichts trinken, uns dann abholen und heimfahren und dann nochmal zur richtigen Party gehen. Timothy und Grace nickten ihm zu und ihr Bruder verschwand wieder die Treppe nach oben. Grace entdeckte ihre Freundinnen auf dem Sofa neben dem Beer-Pong-Tisch und ließ Timothy und mich alleine am Buffet stehen.

„Und jetzt?", fragte ich und sah mich um.

„Gute Frage, das ist meine erste Party", lachte Timothy. Er nahm einen großen Schluck aus seinem Becher, verzog angewidert das Gesicht und ließ den flüssigen Inhalt aus seinem Mund zurück in den Becher laufen: „Igitt, das schmeckt ja widerlich. Was ist das?" Neugierig nahm ich mir auch einen Becher davon und probierte. 

Genauso wie er verzog ich das Gesicht, als sich ein scharfer Geschmack in meinem Mund ausbreitete. Die Bowle bestand mehr aus Wodka als aus Saft. Plötzlich tauchte Fabi, unser Klassenclown, verkleidet als Horrorclown, bei uns auf: „Na, wie schmeckt euch meine Bowle mit extra Schuss?"

Ich lachte: „Wenn du uns damit vergiften willst, dann sehr gut!" Er schaute mich beleidigt an. „Gib mal her, Emo", meinte er, riss mir den Becher aus der Hand und trank selber einen Schluck davon. Auch er verzog angeekelt das Gesicht. „Mein Bruder meinte, da muss mindestens 'ne Flasche Wodka rein. Der Arsch hat mich verarscht. Aber das können wir retten." 

Mit beiden Händen nahm er die große Schüssel und balancierte sie zu dem kleinen Toilettenraum am Ende des Hobbyraums. Nach ein paar Sekunden kam er zurück – die Schüssel nur noch halbvoll. Den Rest füllte er mit Orangensaft auf, der in Tetrapaks auf dem Tisch stand. Wir nahmen uns alle einen frischen Becher und nickten Fabi nach dem Geschmackstest anerkennend zu. „Jetzt passt's, würde ich sagen", meinte ich. „Ja, jetzt ist es genießbar", meinte auch Timothy.

„BOOOOOWLEEEE", grölte Fabi durch den Raum und hielt seinen Becher in die Höhe. Timothy und ich grinsten uns an.

„Wollen wir mal zu Robin und auch ein bisschen Mario Kart zocken?", fragte ich Timothy.

„Ja, gerne. Warte, ich mach' mir den Becher nochmal voll." Ich streckte ihm meinen halb leeren Becher ebenfalls zum Auffüllen entgegen.

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Weiter geht's um 22:30 Uhr