Kapitel 36

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Ich saß auf dem Sofa und zockte Pokémon. Die Tage zwischen den Jahren hatten sich dahin gezogen. Meine neuen Mangas waren innerhalb von zwei Tagen verschlungen gewesen und danach ging's direkt weiter mit meinem neuen Gameboyspiel, das Timothy mir geschenkt hatte.

Ich befand mich gerade in der Safari-Zone und versuchte, wilde Pokémon mit Snacks anzulocken. Mama saß in ihrem Sessel und schmökerte in dem Roman, den Maja ihr geschenkt hatte. Maja besuchte eine alte Schulfreundin, unter anderem um ihr ihre neuen rosa Haare zu präsentieren. Ich schaute auf die Uhr. Es dauerte noch zwei Stunden, bis Mama mich zu Henry fahren konnte. 

Ich feierte dort heute mit meinen Freund*innen Silvester. Nur Timothy war leider nicht dabei. Er saß immer noch in Hamburg und schrieb mir ab und zu, wie langweilig es dort war. Ich vermisste ihn und freute mich schon wie wahnsinnig auf die Wintersporttage mit ihm. Vor allem, da die Elf- und Zwölftklässler woanders ihre Wintersporttage hatten. Was bedeutete, dass Andrew mich nicht kontrollieren konnte. Ich grinste, als ich darüber nachdachte, wie ich Timothy endlich wieder näher kommen könnte.


Irgendwie hatte ich es geschafft, die Zeit bis zur Feier herumzukriegen. Mamas Auto hielt an der Hofeinfahrt von Henrys Familie. „Danke fürs Fahren, Mama", sagte ich und schnallte mich ab. „Gerne doch. Ich wünsche dir ein schönes Silvester und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Vergiss deinen Schlafsack nicht." Stimmt, fast vergessen!

Ich griff nach hinten zum Rücksitz und schnappte mir meinen Rucksack und Schlafsack.

„Dir auch einen guten Rutsch, Mama! Ich schreib' dir dann morgen, wegen Abholen. Tschüssi."

„Tschüssi."

Ich ging zur Haustür und klingelte. Wie gewohnt, wurde die Tür von Henrys beiden jüngeren Geschwistern Lotta und Liam geöffnet. Die Zwillinge waren mit ihren 6 Jahren echte Wirbelwinde. „Trisiiiii!", rief Lotta und strahlte. „Henryyyyyy! Tristan ist daaaaa!", rief Liam.

„Hey, ihr zwei", begrüßte ich die beiden und wuschelte ihnen durch die dunkelbraunen Locken.

„Bist du auch schon so aufgeregt, Trisi?", fragte Lotta und hüpfte nervös auf und ab. Sie grinste und ich entdeckte eine Zahnlücke.

„Warum bist du denn aufgeregt? Und hast du einen Zahn verloren?", fragte ich zurück, während ich aus meinen Vans schlüpfte und meine Jacke an die Garderobe zwischen die vielen Kinderjacken hängte. Liam war inzwischen verschwunden, doch Lotta belagerte mich wie immer mit ihren Fragen. Warum auch immer, fand sie mich wohl irgendwie toll.

„Na, weil doch nachher Feuerwerk ist! Und ja!" Stolz zeigte sie mir nochmal ihre Lücke. „Die Zahnfee war schon da, willst du sehen, was sie mir gebracht hat?"

„Lotta, hör auf Tristan zu nerven." Henry tauchte auf. Wir klatschten uns zur Begrüßung ab.

„Alles gut, Tris?", fragte er und schob seine Brille die Nase hoch.

„Yes", antwortete ich, „sind die anderen schon da?"

„Robin fehlt noch, wie immer, aber Mia und Irina sind schon unten." Henry ging voraus. Ich spickte kurz ins Wohnzimmer und begrüßte Henrys Eltern und seinen elfjährigen Bruder Maxi. Sie saßen auf dem Sofa und schauten irgendeine Silvester-Countdown-Show. Liam hockte am Boden und spielte Lego. Lotta gesellte sich zu ihm. Dann folgte ich Henry die Treppe nach unten in den Hobbyraum. 

Der Raum war mit bunten Girlanden geschmückt. In der Mitte stand ein großer Tisch mit einer Racletteplatte. Viele Schälchen mit verschiedenen Zutaten, Salaten, Raclettekäse und Grillsoßen standen darum herum. Mia, Irina und Henrys vierzehnjährige Schwester Greta saßen schon am Tisch. Ich begrüßte die Mädels mit einer Umarmung und Greta wuschelte ich, genau wie den beiden Kleinen zuvor, durch die Haare. „Heee Tristan, du zerstörst meine Frisur", quietschte sie sofort.

Tristan und Timothy [BxB] - Wenn Bernstein Eis zum Schmelzen bringtWhere stories live. Discover now