Kapitel 1 - In der sündigen Stadt

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Alles hatte begonnen, als sie den Geburtstag von Stan hatten nachfeiern wollen. Der Anfang vom Ende. Vor ein paar Stunden. Sie waren Dorfjungs. Partys bestanden bisher auf Saufen im Vereinsheim oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Und dann das! Eine Feier in einer großen sündigen Stadt. Wo nachts um drei Frauen ihnen für ein paar Dollar einen blasen wollten und Männer auf hohen Schuhen herum liefen.
Louis war 19 und bisher hatte es ihn nie hier her gezogen. Er hatte immer gesagt, dass er so einen Hokuspokus nicht bräuchte. Ein Bierchen zischen konnte er doch schließlich auch im Ort. Das ruhige Leben, das sei seins.

Und dann waren sie in diesem Club gelandet. Es gab so unglaublich viel nackte Haut. Selbst die Bedienungen waren nur knapp bekleidet.
Die Musik war so laut, dass man sich nicht mit banalen Gesprächen ablenken konnte. Man konnte nur da sitzen und gucken. Auf der Tanzfläche rieben sich Menschen aneinander. Manche tanzten auf großen Boxen oder auf den kleinen Loungetischen. Manche machten miteinander herum.

Stan war betrunken. Er machte mit einer jungen Frau auf dem Sofa gegenüber von Louis herum.

Sie tranken. Das konnte man auch bei lauter Musik.
Aber Louis hielt sich zurück. Er trank nicht gern und vertrug nicht viel. Immer gab es dumme Sprüche, wenn er sich eine Sprite bestellte. Erst vorhin hatte Paul gefragt, ob er auch Wachsmalstifte dazu haben wollte. Egal.
Wo war Paul eigentlich?

Louis entdeckte ihn auf der Tanzfläche. Mit einer Frau, mit der Paul, wäre er nüchtern, garantiert nicht tanzen würde. Tja, da hatte der Alkohol die Ansprüche wohl ordentlich herab gesenkt. Wie gut, dass Louis nicht trank. Nur ein Bier hatte er getrunken. Er hatte seine Sinne also noch beisammen.

Und dann sah er ihn.

Ein Mann ging durch den Club und es war, als sei das hier ein Film und dieser Mann sei die Hauptrolle. Alles andere wirkte verschwommen gegen ihn.

Er trug kein Shirt oder irgendwas oben herum. Er war tätowiert. Und sein einer Nippel war mit einem silbernen Ring durchstochen. Er trainierte offensichtlich. Er hatte eine muskulöse Brust, einen flachen Bauch und seine Hüftknochen stachen leicht vor.

Er trug eine enge Hose aus schwarzem Leder und einen breiten Gürtel, der über seinen Hintern hing und damit definitiv nicht geeignet war, die Hose an Ort und Stelle zu halten.
Er rannte hier nicht als einziger so leicht bekleidet herum. Aber keiner von den anderen stach so ins Auge wie er. Und auch wenn Louis es sich nicht erklären konnte, er wusste sofort: dieser Mann war etwas ganz Besonderes.

Er sah verrucht, verboten und sexy aus. Das musste Louis zugeben. Er selbst trug eine Jeans und sein neues dunkelblaues Poloshirt. Er hatte sich schick gefunden, als sie aufgebrochen waren. Immerhin trug er kein Shirt mit einem dämlichen Spruch drauf. Aber.. Würde er neben diesem Mann stehen, würde man ihn vermutlich gar nicht sehen. Weil der...

Louis verlor ihn aus den Augen, als eine Traube giggelnder Mädchen in Richtung Klo stöckelte.

Er schüttelte den Kopf. Hatte er da eben ernsthaft einem Mann hinterher geguckt?! Was war denn mit ihm los?! Wobei... Die Haare waren ja ganz nett gewesen. Vielleicht würde ihm die Frisur auch stehen? Genau. Nur deshalb hatte er ihn angesehen, entschied er und ignorierte die böse kleine Stimme in sich, die ihm zu flüsterte, dass er sich da gerade etwas vor machte.

Er lehnte sich zurück und schloss einen Moment die Augen. Der Bass wummerte bis in seinen Bauch. Er spürte die Hitze des Clubs, die sich auf ihn legte nun um so deutlicher. Er sollte Heim gehen. Stan genoss den Abend ja auch ohne ihn.

Irgendwann tippte Oli ihn an und nickte zur Tanzfläche.
Louis nickte nur. Sollte er doch gehen. Aber der zog an ihm.
Louis hatte keine Lust, aber zum diskutieren war es zu laut.
Also ging er mit.

Die Tanzfläche war so voll, das kein Arsch bemerken konnte, ob man professioneller Tänzer war oder noch am selben Abend eine Packung Ibuprofen, als Quittung für zwei Minuten Hüftewackeln, futtern müsste.

Eine Frau mit langen dunklen Haaren interessiere sich offenbar für ihn. Sie tanzte direkt um ihn herum.
Aufmerksamkeit war etwas Tolles und irgendwie schien die Nacht heute unendlich zu sein. Wieso nicht Spaß haben? Louis ging drauf ein. Lächelte sie an und sie tanzten zusammen.

Er würde jetzt gern klingen wie der Weiberheld vom Dienst und überlegen, wie er sie klar machen könnte. Aber Louis war Jungfrau. Außer seiner Hand kannte sein Schwanz nicht wirklich irgendwas.
Also lächelte er eben nur unbeholfen und war froh, dass die Musik so laut war, dass man sich nicht unterhalten konnte.

Und dann sah er ihn wieder. Er tanzte nicht weit von ihm und natürlich sah er dabei aus wie gemalt. Nein, schöner als gemalt. Es war, als wäre sein Körper das schönste Lied der Welt, wie sich seine Muskeln im Takt bewegten. Louis konnte gar nicht anders als zu starren. Noch nie hatte er gesehen, wie sich jemand so bewegte. Es war irgendwie sinnlich und verboten und sexy. Er konnte das nicht beschreiben und er hatte selbst auch gar nicht bemerkt, wie er inne gehalten hatte und diesen Mann anstarrte.
Aber als der plötzlich aufsah und ihn direkt fixierte, war es, als hätte Louis sich verbrannt. Abrupt drehte er sich herum und packte sich die Brünette und wirbelte sie möglichst bestimmt herum. Was war das schon wieder gewesen?! Was stimmte denn mit ihm nicht?! Und was stimmte mit dem Kerl nicht? Hier halb nackt herum zu rennen gehörte sich nun wirklich nicht, dachte Louis säuerlich und erwischte sich dann selbst, wie er wieder nach ihm suchte. Vermutlich verwirrte der ihn einfach nur. Er war sowas halt nicht gewohnt. Dass man sich und seinen Körper so zur Schau stellte...

Joa... Ich würde sagen, heute belassen wir es erst dabei und dafür gibt's morgen noch eins?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt