Kapitel 17 - Partytime

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Die Zeit bis zum Wochenende verging seltsam schnell und für Louis leider ohne eine Nachricht von Harry. Er versuchte sich einzureden, dass er nicht enttäuscht war, aber: er war enttäuscht. Er hatte sich aber vorgenommen, sich am Wochenende Mal abzuseilen und Niall einen Besuch abzustatten. Er hatte sich ja bei ihm melden wollen und hatte das gar nicht mehr gemacht. Das verursachte ihm ein schlechtes Gewissen, weil Niall so nett zu ihm gewesen war.
Vielleicht würde er Harry also noch spontan ganz zufällig unvorhergesehener Maßen über den Weg laufen...

Stan warf ihm seit dem Start am späten Freitagnachmittag die ganze Zeit komische Blicke zu. Louis wusste, dass der es nur gut mit ihm meinte. Aber er stellte fest, dass er es super anstrengend fand und zwar ein schlechtes Gewissen gegenüber Stan bekam, aber dennoch sofort zu Harry rennen würde, wenn dieser auch nur mit den Fingern schnippen würde. Es hatte ihm gefallen. Auch diese "Party". Stan hatte nochmal nach seiner sexuellen Orientierung gefragt, aber Louis hatte die Frage abgewehrt. Er wusste, dank Harry, nüchtern ausgedrückt, dass er mit Männern Lust empfinden konnte. Wohl gemerkt auch in der Mehrzahl. Er redete sich nicht ein, dass Harry die große goldene Ausnahme war. Die kleine Insel Homo-Erotik in einem Meer von Louis' mit Inbrunst ausgelebter Heterosexualität. Er hatte noch nie mit einem Mädchen herum geknutscht oder mehr gemacht. Vielleicht würde er das noch viel besser finden? Oder schlechter? Er konnte sich da für sich aktuell irgendwie nicht so richtig festlegen oder er wollte es nicht. Aber darüber wollte er auch nicht so unbedingt nachdenken. Louis hatte sich also entschieden, einfach offen für alles zu sein. Fertig.

Maura hatte erzählt, dass ihre Schwester sich zu einer Freundin verzogen hätte und dass ihre Wohnung morgen kein Tatort wäre. Entsprechend dürften ruhig alle Spuren wieder beseitigt werden. Würde das klappen, hätte die Schwester tatsächlich kein Problem damit, ihnen nach Absprache nochmal ihre Wohnung zu überlassen. Daher hatten sich alle entschieden ihr morgen zum Dank irgendeinen Gutschein auf den Tisch zu legen. Denn so ein Angebot wollten sie sich natürlich nicht entgehen lassen.

Und dann führte Maura sie zur Wohnung ihrer Schwester und Louis musste an sich halten, um nicht irgendwie zu schreien, zu weinen oder zu lachen oder alles gleichzeitig. Maura wohnte in der Wohnung unter Harry und damit schräg unter Niall. Nun, damit erledigte sich Louis' schlechtes Gewissen Stan gegenüber auf jeden Fall. Unter diesem Dach schlafen war immerhin sein Ziel. Trotzdem: In London gab es so viele Häuser und Wohnungen. Wieso war es dieses Haus?

Sie stellten ihre Taschen ab, machten sich der Reihe nach nochmal frisch und dann ging es los und Londoner Nachtleben. Aus der Wohnung oben war kein Geräusch zu Louis nach unten gedrungen.

-

"Suchst du wen Bestimmtes?", fragte Maura und trank von ihrem Longdrink.
"Äh..  was? Oh, ich suche nicht... Ich..."
"Oh, das sollte dir nicht unangenehm sein. Entschuldige. Ich dachte nur, ich biete dir meine Augen zum Helfen an?", Frage sie und blickte Louis lieb an. Maura war ein Kumpel. Schon immer. Auf dem Dorf konnte man in der Wahl seiner Beziehungen auch einfach nicht sonderlich wählerisch sein. Aber Maura war eine von den Guten. Immer schon. Ein bisschen verträumt, ein bisschen sehr direkt manchmal. Aber nie gemein. Louis mochte sie.

"Äh... Wie kommst du darauf, ich würde wen suchen?", fragte er dann aber doch und betete, dass seine anderen Kumpels nicht halb so aufmerksam waren.

"Oh, da wäre dein suchender Blick, der immer wieder zum Eingang geht. Und dann wäre da das Gespräch vom Ente essen und dann euer Wochenende hier, worüber Stan nicht sprechen wollte. Oh, und du guckst ständig auf dein Handy, ohne dich dann zu freuen, weil die ersehnte Nachricht kam. Also... Schätze das war's."
"Ach du Scheiße. Bist du beim FBI?"
"Nein... Ich... Hab das nur gemerkt."
"Äh... Versprichst du, dass du es nicht weiter sagst?", fragte Louis verschwörerisch.
"Oh... Klar."
"Äh... Ich will dich nicht verstören..."
"Also, wenn es dir das leichter macht: dass es um einen Kerl geht weiß ich schon."
"Echt?!"
"Wäre es um ein Mädel gegangen, hatte Stan nicht so komisch reagiert wegen des Wochenendes, also..."
"Oh.. krass."
"Also?"
Und dann klagte Louis Maura stockend sein Leid. Teils entschärfte er die Wahrheit etwas, weil er sie nicht verstören wollte, oder Angst hatte, dass sie sonst irgendwie einen Krankenwagen rufen würde.
Aber Maura hörte sich alles ganz geduldig an, nickte dann und wann und fertig.

"Bist du verstört?", fragte Louis schließlich.
"Nein. Absolut nicht. Harry sieht verdammt heiß aus."
"Was?! Woher kennst du den?!"
"Er wohnt über meiner Schwester. Ich bin öfter da. Ich kenne den aus dem Treppenhaus."
"Oh... Verdammt. Stimmt ja..."
"Also hier ist er jedenfalls nicht. Aber ich kann auch mit auf den Eingang achten.", bot Maura an.

"Ist es komisch für dich?", fragte Louis, für den das ganze Gespräch vollkommen surreal war.
"Nein. Ich hab nur kurz überlegt, ob ich da vielleicht gerade in der Wohnung drunter war. Aber nö. Da war ich beide Male zu Hause."
"Oh. Gut." Das wäre Louis jetzt ja dann doch etwas unangenehm gewesen, wenn Maura gehört hätte, wie er da seine Orgasmen heraus jodelte.

Es war ein schöner Abend. Louis quatschte viel mit Maura, meldete sich halbstündig bei Stan, damit der keine Panik um ihn bekam und blendete das kleine Pieksen in seinem Herzen einfach aus.
Maura würde ihm morgen früh sogar Rückendeckung geben, damit er zu Niall konnte, ohne, dass Stan ihn direkt zu einer Suchtberatung schleppte.

Louis tanzte auch. Mit Maura und Tarra und Fiona. Alles Freundinnen. Und es war nett. Nett.. aber .. er hatte Harry extra geschrieben, wo er sein würde. Aber der tauchte nicht auf. Eine gewisse Traurigkeit ließ sich also nicht verhindern.

Alle schienen zu versuchen, sich rar zu machen. Stan ging wieder mit zum gleichen Mädchen und Louis fragte sich, ob der wohl lockerer werden würde, wenn er regelmäßig Sex hätte.

Jedenfalls gingen er und Maura und Oli und Tarra zusammen zur Wohnung von Mauras Schwester.

Louis lag im Bett und presste sich die Hände auf die Ohren. Er wollte es nicht mehr hören. Die eindeutige Geräusche aus der Wohnung über sich.

Tja... Harry über ihm, aber nicht so, wie er sich das wohl erhofft hat. 😶
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt