Kapitel 9 - Götter

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Nialls Kürbissuppe war köstlich. Wüsste Louis nicht, dass er eigentlich etwas anderes vorgehabt hätte: Für Nialls Kürbissuppe hätte sich die Fahrt nach London schon gelohnt.

"Ja, ich meine, man muss selbst ja auch sehen, wo man bleibt. Hatte natürlich schon ein schlechtes Gewissen, aber so bin ich an die Wohnung gekommen. Und es ist ja wirklich eine traumhafte Lage. Die Miete ist natürlich nicht ganz billig. Aber für die Lage immer noch preiswert. Und was sagt man immer? Lage, Lage, Lage. Harry ist kurz drauf nebenan eingezogen. Und was soll ich sagen? Seither weiß ich von seinem Sex mehr als von meinem. Ich meine, es sollte solche Apps auch für Heten geben. Und mehr aufgeschlossene Leute für sowas. Neulich ist der mit fünf Kerlen nach Hause gekommen. Fünf! Und die sind alle zufrieden nach Hause gegangen. Ich meine: er hat mehr Spaß an einem Wochenende, als ich in drei Monaten.. gut, vier Monaten vielleicht. Und ich- Oh scheiße. Tschuldigung, Mäuschen. Es tut mir leid. Ich... Die anderen sind da immer scharf drauf, dass zu hören."
"Oh... Ich... Äh... Wieso?"
"Naja, weil sie dann mehr über ihn wissen und dann können sie ihn besser umgarnen?"
"Ich glaub... Ich glaub ich will keinen umgarnen."
"Was willst du denn?"
"Äh...", murmelte Louis mit roten Bäckchen.
"Ach herrje. Die wirst du bei ihm aber nicht finden... Okay. Pass auf. Ich rufe zwei Jungs an. Auch Ehemalige. Haben sich bei mir bei Brokkoli-Creme-Suppe mit Hähnchenspießen kennen gelernt. Auch lecker. Kann ich dir auch Mal kochen. Hatte ich schon länger nicht mehr. Aktuell bin ich in der Kürbisphase. Und Davor gab's Kartoffeln... Gut... Äh... Wo war ich... Ach ja! Ich rufe welche an. Und dann lernst du sie kennen. Und sie können das mit dir besser besprechen. Also... Ich schreibe ebe- ach was, ich rede lieber. Ich rufe an.", entschied Niall und griff sich sein Handy.
Schade, dachte Louis. Mit Niall Handynummern auszutauschen hatte bis eben noch erstrebenswert geklungen. Jetzt... Nun... Telefonieren... Mäh.. Louis hasste die Telefonfunktion an seinem Handy. Wurde nur noch getoppt von den Videoanrufen. Fürchterlich.

Jetzt holte Niall also Leute ran, deren Zettel wohl auch schon Mal in der Schublade gelegen hatten, dachte Louis und seufzte. Er machte sich hier doch lächerlich. Er sollte einfach in ein Hotel gehen, Fernsehen und heulen und morgen nach Hause fahren. Und Harry und alles, was mit ihm zusammenhing vergessen. Würde nicht klappen. Aber er könnte es sich ja ganz trotzig mal vornehmen.

-

Rund eine halbe Stunde später klingelte es und Niall öffnete Göttern die Tür. Nicht welchen in weißen Gewändern mit Heiligenscheinen und weißen Rauschebärten. Sondern solchen die man nackig in Kalender druckte und dann bei dem Anblick sabberte.

"Hi. Ich bin Liam und das ist Zayn."
"Äh... Hi... Ilo... Lus..."
"Ach, Mäuschen. Louis heißt du.", seufzte Niall.
"Er ist echt niedlich.", lächelte dieser Zayn freundlich.
Louis bekam rote Bäckchen. Er war doch nicht niedlich. Hundebabys waren niedlich. Er war voll erwachsen und cool... Ein voll cooler Erwachsener, der sich gerade unglaublich freute, als niedlich bezeichnet worden zu sein und überlegte, was er machen könnte, um das noch zu steigern. Nun ja.

Und dann wurde Louis sehr sehr traurig. Die da. Mit denen war Harry auch im Bett gewesen. Wieso sollte er da auch nur drüber nachdenken, Louis zu schreiben, wenn der solche Typen an der Hand hatte? Die sahen aus, wie frisch aus der Männermodelunterwäscheabteilung entsprungen. Gegen die sah Louis noch aus wie ein Kind. Rein muskeltechnisch. Und vom Gesicht her. Das waren richtige Männer. Mir richtig Bartwuchs!

Er versuchte sich seine momentane Verzweiflung nicht anmerken zu lassen und stattdessen dem Gespräch zu lauschen.

"- es besser wäre, er lernt ein paar Leute in der Stadt kennen, die nicht so sind. Ich meine, er ist echt noch jung und kennt keinen und Harry... Naja.", beendete Niall gerade einen Monolog.
"Ich möchte nicht stören...", stammelte Louis, der sich ein bisschen fühlte wie die einsame Tante, die auf der Verwandtschaftsfeier betüddelt werden musste, damit sie nicht das Blumenwasser trank.

"Oh, keine Sorge. Du störst nicht.", grinste Zayn. War das anzüglich? Ja, oder? Ach du Schreck! Die wussten, dass er mit Harry nach Haus gegangen war. Er kam vermutlich rüber wie jemand, der leicht zu haben war. War er? Ach du Scheiße! War er!

"Lass gut sein.", brummte Liam Zayn an und wandte sich dann Louis zu.
"Man hat es nicht immer leicht, wenn man merkt, dass man auch, mehr oder ausschließlich auf das eigene Geschlecht und dann noch auf Typen wie Harry steht. Wenn du wen zum Quatschen brauchst, sind wir da."
"Oder wenn du den ganzen Frust rausvögeln willst.", ergänzte Zayn hilfsbereit und Louis wünschte sich für seine Interpretation einer reifen Tomate einen Stengel auf den Kopf.

"Äh...", machte er überfordert.
"Siehst du? Diese Offenheit vermisse ich wirklich im heterosexuellen Datinglife. Sei froh.", raunte Niall ihm zu.
"Äh... Danke...", stammelte Louis, der keine Ahnung hatte, was er dazu denken oder sagen sollte.

Und dann klingelte sein Handy und er ging davon aus, dass es Stan war. Sein Herz rutschte in seine Hose, als er sah, dass eine unbekannte Nummer geschriebene hatte.

Hi. Lust unsere gemeinsame Nacht zu wiederholen? Komm vorbei. H.

"Ich... Das.. Harry..", stammelte er vollkommen ungläubig.
"Oh...", machte Niall traurig.
"Hä?", machte Louis nur überfordert. Warum guckte der so?

"Du musst entscheiden, ob du da wirklich hingehen solltest. Es wird geil werden. Aber morgen wirst du wieder allein sein.", erklärte Liam.
Ja, dachte Louis. Das würde möglichweise so sein. Aber: Er hatte sich gemeldet!!! Und er wollte ihn wieder sehen. Und.. allein war er doch jetzt auch. Eine Nacht nicht allein gegen eine allein. Was gab es da zu überlegen?

Niall musste ihm seine Gedanken wohl angesehen haben und seufzte.
"Komm aber morgen nochmal vorbei, ja? Ich mache Brokkoli-Creme-Suppe mit Hähnchenspießen."
"Danke... ja... Äh... Ich .. ich gehe dann Mal..."
"Mach das...", seufzte Niall erneut.
"Danke für alles... Und bis morgen."
"Kein Ding. Bis morgen und viel Spaß."

Louis trat in den Flur, schloss Nialls Tür und klingelte bei Harry.

"Hm.. das ging überraschend schnell. Sehr gut.", raunte Harry, packte Louis am Jackenkragen und zog ihn in einen Kuss und gleichzeitig in seine Wohnung.

Na, da hat er sich doch noch gemeldet..
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt