Kapitel 47 - Ende

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"Schätze, du findest allein raus?", fragte Harry plötzlich und erhob sich von Louis. Sein Blick von dem einem auf den anderen Moment verschlossener als jemals zuvor.

"Äh... Ich... Was?!"
"Ich bekomme später noch Besuch.", sprach Harry und ging ins Bad.

Louis sah ihm fassungslos nach. Drei Tage hatte er sich um den gekümmert. Hatte geputzt, eingekauft, gekocht und ihm Medikamente gegeben und jetzt bekam er einen "Danke"-Fick und wurde raus geschmissen?! Er hatte damit gerechnet, ja. Aber doch nicht so.

"Kann ich erst duschen?!", fragte er sauer.
"Wenn's sein muss...", brummte Harry noch aus dem Flur.

Sauer wischte Louis sich so gut es ging sauber und zog sich an. Scheiß auf duschen. Wie gut, dass er vorhin schon gepackt hatte, als er ja noch nicht hatte gehen sollen. Was für ein verfluchter Affenarsch!

Tränen stiegen ihm in die Augen vor Wut. Wut? Nein... Nicht nur. Da war auch eine große Portion Schmerz. Okay. Das war's jetzt. Er würde jetzt gehen und nicht mehr zurück kommen. Ende. Aus. Fertig.

Im Flur zog er sich noch seine Schuhe an und griff sich seine Jacke. Er ging. Ohne noch ein Wort zu sagen. Ja, er fand allein raus.

Auf der Treppe merkte er dann, wie ihm noch Sperma aus dem Arsch lief. Toll. Hoffentlich machte das keinen Fleck auf der Hose...

Er überlegte, noch kurz bei Niall vorbei zu schauen, aber da der nicht öffnete, war er wohl arbeiten. Was immer der auch beruflich machte. Das wusste Louis immer noch nicht.
Aber da er hier nicht warten wollte, bis der Heim kam, machte er sich auf den Weg zum Bahnhof. Ab nach Hause. Scheiß auf Harry Styles.

Die Zugfahrt kam ihm irgendwie kürzer vor heute. Da Stan ihm haufenweise Nachrichten geschrieben hatte und Louis sich eh schon Scheiße fühlte, entschloss er sich, darin zu baden und Stan zu bitten, ihn vom Bahnhof abzuholen. Er heulte immer noch. Dafür hatte er einen ganzen Vierersitz für sich. Immerhin...

-

"Hey.", sprach Stan und sah ihn resigniert am. Immerhin fragte er nicht, wie es ihm ging.

"Schlaua durch aua.", versuchte Louis sich an einem missglückten Lächeln.
"Kenn ich. Bei mir ist es auch wieder aus...", murmelte Stan und legte einen Arm um Louis.
"Tut mir leid.", seufzte Louis und war froh wie lange nicht, dass es Stan in seinem Leben gab.

"Ach... Wir nehmen uns jetzt einen Strick und einen Hocker.", entschied der.
"Was?!"
"Strick um Balken. Binden den Hocker dran und haben eine Schaukel.", grinste Stan.
"Achsooo..."
"Ich hab noch von Ansgar selbstgebrannten Schnaps im Keller."
"Das Zeug riecht wie Motorenöl.", grinste Louis angeekelt.
"Jop. Schmeckt auch so."
"Trinken wir das gleich?"
"Ja."

Sie gingen zum Fußballtraining und Stan ignorierte die Liebesbisse auf Louis' Körper und dass der vorher und hinterher duschte. Er brachte sogar die anderen dazu, darüber ihre Klappe zu halten.

Und danach gingen sie mit einem ausrangierten Klavierhocker und Seilen zur Bushaltestelle. Die Seile warfen sie über den dicken Balken und knoteten den Hocker hinein.
Dann setzten sie sich auf ihre Bushaltestellenschaukel für zwei.

"Tut mir leid, Lou. Echt. Ich hätte gern falsch gelegen.", brummte Stan irgendwann und nahm einen Schluck von dem Ekelzeug, mit dem man bestimmt super Fenster putzen konnte.

"Ich hätte es auch gern gehabt, dass du falsch liegst... Aber was soll's.. war ja nur mein Herz...", seufzte Louis.
"Hat er Schluss gemacht?"
"Eigentlich waren wir ja nicht Mal zusammen. Ich... Ich hatte halt diese Vorstellung im Kopf und.. Naja..."
"Scheiße, wäre ich schwul, könnten wir beide einfach was miteinander anfangen. Aber ich kann da echt nicht drauf... Oder drunter.. ich hab dich total lieb, echt. Aber..."
"Schon gut. Du bist eh nicht mein Typ."
"Püh. Was ist denn dein Typ?", fragte Stan pikiert.
"Arschlöcher", lächelte Louis traurig.
Stan legte seinen Arm um ihn und seinen Kopf gegen den von Louis.

"Wir finden wen für dich. Glaub mir. Ich helfe dir. Wen ohne Drogen und Fick-mich-Partys."
Louis wollte schade sagen, aber er wollte gerade aucn keinesfalls mit Stan streiten. Also hielt er die Klappe.

"Einen netten Jungen."
"Klingt toll...", murmelte Louis und nahm die Flasche entgegen.

"Willst du dich hier eigentlich Mal outen?", fragte Stan dann.
"Nein. Nachher jagen die mich mit Kruzifixen aus dem Kaff.", murmelte Louis.
"Aber du bist schwul. Oder zumindest stehst du auch auf Jungs."
"Ja... Aber deswegen muss das trotzdem nicht Renate wissen, oder Hank oder Ansgar oder so. Wenn sie es mitkriegen ist das so. Und wenn nicht, dann nicht..."
"Ah okay...", murmelte Stan.
"Alles okay? Du siehst angespannt aus?"
"Ja... Ich hab nur Sorge, wie die Leute hier reagieren..."
"Ja. Das habe ich auch. Gar nicht Mal nur wegen mir. Sondern auch wegen meinen Eltern. Könnte mir gut vorstellen, dass einige, die jetzt sehr nett sind, das dann nicht mehr wären.. und für meine Eltern hängt da ein ganzer Betrieb dran... vielleicht sollte ich es doch lassen..."
"Was lassen?"
"Naja... Es bringt nur Probleme mit sich, oder? Selbst wenn ich nicht mit Fackeln an die Dorfgrenze getrieben oder bespuckt werde oder so... Die Angst ist da. Ich meine... Weißt du noch, als Benjamin Mal zu Karneval lackierte Nägel hatte? Das war schon ein Skandal und war wochenlang Thema. Aber dann... Wenn ich einmal sage, dass ich schwul bin... Das ist etwas, was man niemals zurück nehmen kann... Und ich weiß einfach nicht, ob ich bereit bin, mit dem Bild, was Leute dann von mir haben, zu leben..."
"Du meinst..."
"Keine Ahnung. Was ist schon eine Identität? Ich kann hier als hetero gelten, bei bestimmten Leuten in London als schwul und unterwegs, wenn Leute mich reden hören, meinen sie, ich wäre bi, während meine Schwestern vermutlich meinen, ich wäre asexuell... Vielleicht ist das okay... Weil es einfacher ist... Maura wäre bereit meine Freundin zu spielen..."
"Weil sie was von dir will?"
"Nein. Sie hat einfach gern ihre Ruhe. Sie ist nicht so."
"Hm..."
"Oder ich suche mir eine richtige Freundin. Und lebe das Leben, was... Was eben im Bilderbuch ist. Mit Heiraten und Kindern und so..."
"Echt jetzt?"
"Ganz ehrlich? Jetzt gerade würde ich viel dafür geben, dass genau das meine oberste Priorität wäre. Weil es so viel einfacher ist. Weil alle davon ausgehen. Weil... Weil man sich dafür längst nicht so viel mit sich und den Meinungen und Vorurteilen anderer auseinander setzen muss..."
"Aber... Schon komisch, dass ich das jetzt sage... Aber das wärst dann nicht du..."
"Aber vielleicht könnte ich das sein."
"Und alles was mit Drogenarsch zusammenhängt?"
"Ist dann eben ein wohlgehütetes Geheimnis. Und etwas, was sich nicht wiederholen darf..."

Auch wenn das Kapitel so heißt, ist die Story natürlich noch nicht zu Ende. Versteht ihr Louis' Gedanken und versteht vielleicht auch irgendjemand Harrys Verhalten?
Was denkt ihr hier von Stan?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt