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Verhärtete Front

Emma stand mit lodernden Blick am Kamin. Das Feuer tauchte sie in rot orangenes Licht, was sehr diabolisch aussah. Und ich konnte nichts sagen. Wie konnte ich sie nicht verstehen? Sie war hin und her gerissen. 

Ihr war immer bewusst gewesen das ihr Vater sie nur als Diamant und nicht als Tochter betrachtet hatte. Aber es war der einzige Mensch den sie kannte der ihr etwas gegeben hatte das wenigstens wie Liebe verkleidet gewesen war, und nun war tot.

Grundsätzlich musste sie sich bestimmt auch eingestehen, dass die Welt dadurch ein klein wenig besser wurde. Und schlimmer,... auch ein wenig erleichternd war. 

Die letzten Monate hatte er uns so durch die Gegend gehetzt um mit uns zu spielen. Er hätte gewonnen, bestimmt. Und dann bliebe niemand übrig. Auch wenn Emma behauptete, Kindern würde Levi nie was getan haben, wusste ganz London was anderes. Aus Erfahrung.

Musste sie sich eingestehen, dass durch Arins Tat, Helena dadurch nicht an jemanden verkauft wurde, der sie für schändliche Dinge missbraucht hätte? Denn das war etwas vollkommen typisches Verhaltensmuster für Levi. Aber wusste sie das überhaupt? Bestimmt nicht.

Sanft legte Ben die Hände an ihren Oberarm, verunsichert ob sie ihn abschütteln würde. Aber das tat sie nicht. Aber anschmiegsam war sie auch nicht geworden. Wie ein Holzpflock stand sie da, und begann langsam den Kopf zu schütteln. "Ich kanns nicht glauben..."

Ben kannte diesen rauen Tonfall nicht von ihr. Er sagte nichts, denn er wusste nicht was. Er war wütend auf Arin, weil er nun zwischen den Stühlen stand, geschockt war und Emma so litt. Dann waren die Nerven seit Monaten blank, für die ganze Familie... Bestimmt würde er mit Arin wieder Frieden schließen. Aber Emma?

"Ich hasse ihn, Ben. Ich werde nicht so tun können als wäre es anders. Ich sag es dir gleich, damit du es weißt. Wenn du mich nicht heiratest deswegen, werde ich dir keinen Vorwurf machen. ich nehme Lucy und verschwinde."

Was!? "Du hast schon einen Plan?"

"Als Frau aus dem Dorf die mit einen aus der Burg bereitwillig schläft, muss ich einen Plan B haben."

"Du gehst nirgendwo hin, ich lieb dich."

"Er ist dein Bruder."

Ben ließ den Arm sinken und sah sie direkt an. "Und weiter?"

"Du wirst daran zerbrechen zwischen uns zu stehen."

"Dann gehen wir höchstens gemeinsam fort, aber du wirst mich hier nicht verlassen. Hab ich mich klar ausgedrückt?" Vielleicht nutzte er seine Hauptmannstimme und vergriff sich dabei im Ton etwas, aber was redete sie da auch zusammen?

Emma nahm es gelassen und starrte weiter vor sich hin. Ben beschloss, dass es sicher besser war für sie beide, wenn Emma erstmal ihren Schock verarbeitete.

Dennoch knurrte sie mehr zu sich als zu Ben: "Die Gilde war meine Familie und er hat sie zerstört..." 

***

Elain stand neben Arin, bleich wie die Wand. Sie starrte auf seine Blutflecken. Vermutlich überlegte sie, ob einige davon zu Levi gehörten. Und die Antwort wäre ein Ja gewesen, aber sie fragte zum Glück nicht nach. 

Arin ließ sie starren, aber er versuchte dabei in ihre Gedanken zu kommen. Denn irgendwie spürte er ihren Groll. Und er musste erst verstehen wieso. Was hatte das mit ihr zu tun?

Plötzlich, als ob sie seine Gedanken gehört hatte, hob sie sachte den Blick und sah ihm in die Augen. "Ich habe das Gefühl du kommst dir reallativ gut dabei vor einen Mann getötet zu haben."

Er legte den Kopf schief und biss sich auf die innenseite seiner Wange. "Er war ein Arschloch und abgrundtief Böse. Das ich diesen mächtigen Mann erwischt habe, tut ein wenig gut. Na und?"

"Weil es darum geht das du als der schwarze Ritter agiert hast oder nicht?" Nicht schon wieder... "Arin. Hör mich an. Hast du oder hast du nicht gedacht, als schwarzer Ritter und herr der Diebe wärst du eine Legende?"

Arin mahlte mit den Zähnen und seine Kiefermuskeln waren gespannt. "Das kommt hinzu aber nicht als mein Hauptbeweggrund."

Elain legte den Kopf in den Nacken, das tat sie nur wenn sie so wütend war, dass sie verzweifeln könnte. "Elain, ich hab das Recht auf meiner Seite, wieso bist du so wütend?"

"Du hast wem ermordet und mir nicht mal erzählt von deinem Plan, ehe du dich in Lebensgefahr begeben hast!"

Nun verstand er. Sie hatte Angst, weil es so gefährlich war... Sie mahlte ebenfalls mit dem Kiefer. "Hast du bei dem ganzen auch nur einmal als Ehemann oder Vater gedacht oder nur als Arin?"

Die Antwort lag auf der Hand. Plötzlich schwammen ihre Augen in Tränen. "Du mieser..." Sie brach ab und musste schlucken um wohl nicht zu weinen. Das war ihm zu viel. Er wollte nach ihr greifen, doch sie sah ihm mit so eiskalten Augen an das er kurz stutzte. "Du bist mein Leben Arin!"

Jede kälte, die sie mühsam aufbaute um nicht zu zeigen wie ängstlich sie war, wich mit jeder Sekunde. Und als Arin sie zu sich in die Arme zog, war davon gar nichts mehr übrig. "Es tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht was mit euch passiert wenn ich nicht wieder komme. Ich hab nur daran gedacht wie verflucht scheiße das alles für Ben sein musste, das dieses Katz und Maus spiel mit Levi unnötig war. Jeder hier wusste es müsse darauf hinauslaufen, sich Levi zu stellen. Und ich hatte keine Geduld mehr. Und die Gelegenheit hatte ich plötzlich auch..." Er nahm ihr verweintes Gesicht zwischen seine Hände. 

Bei ihren Anblick schmolz er immer noch dahin. Wie der Stahl in seiner Schmiede wenn er mit Feuer zusammentraf. Er wurde weich und musste aufpassen das seine Füße nicht wegknickten wenn er ihre Augen sah. "Meine geliebte Elain... meine Schöne, hör auf zu weinen. Ich bin hier und geh nie mehr weg von dir."

Sie hielt ihn krampfhaft fest. "Ich würde es nicht überleben Arin."

Er doch auch nicht... Er küsste sie sanft auf den leichten Schmollmund und drückte sie wieder an sich. Er bereute das er Elain angst gemacht hatte, panisch vielleicht sogar, dass er die Burg beschädigt hatte und das er Emma so tief verletzten musste. Aber das er sie verletzt hatte, weil er Levi ermordet hatte konnte er und würde er nicht bereuen. 

Er hätte ihn ausliefern können, aber so hatten es zwei Verbrecher unter sich geregelt. Und der eine hatte verloren. Denn obwohl Levi nichts zu verlieren gehabt hatte, und Arin schon, machte Arin sowas nicht schwächer sondern stärker. Er kämpfte für etwas. Wie damals bei Elains Mutter, in seiner Kindheit wenn er Schläge von seinem Vater bekam weil er für etwas einstand was in seinen Augen nicht Gerecht verlief, oder eben jetzt wenn diese Familie sich von so jemanden so lange schwächen lassen würde, bis auch die letzte Chance auf Sieg verloschen war. So lange hatte er nicht gewartet. 

Und vielleicht fiel es Arin auch so leicht, weil er zu viel von Levi gesehen und gehört hatte um zu wissen: Die Welt war um einiges schöner, jetzt wo er weg war.

Der stählerne RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt