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Dringend Ausgleich

Es war klierend kalt und ein wenig zugig. Die Kinder durften kaum außerhalb der Burgmauern spielen weil der Schnee so hoch und tückisch geworden war. Somit war die Stimmung in der Halle oft ziemlich gereizt oder ziemlich ausgelassen. 

Als Eric die Zusage meines Vaters brachte, wusste ich zwar das ich die Einzige war die sich auf ihn freute, aber das ich es auch niemanden verübeln konnte.

Ich stand auf dem Wehrgang unter dem einzigen Dach direkt über dem Tor und sah den Kindern zu, wie sie herumtollten wie alle Kinder es im Schnee taten. Ein ziemlich gefährlicher Spaß, denn es schneite und das Ausgangsverbot war dadurch noch strikter geworden. Praktisch aus protest waren die Gören ausgebrochen. Angeführt von Syman und Jamie Campbell.

"Na, was machst du?" Ben kam in seinen dicken Mantel gehüllt die Treppen herrauf und legte seine behandschuhte Hand auf meine Hüfte. 

"Den Kindern Lebewohl sagen. Wenn sie das überleben, kann ihnen nichts was anhaben."

Ben grinste bitter. "Wird wieder ganz schön nervig werden in der Halle." Er schüttelte den Kopf. "Meine Brüder sind schon Heuchler. Als wir so alt waren haben wir uns das von unseren Vater auch nicht verbieten lassen. Und waren furchtbar zornig auf ihn wenn wir dafür Prügel bekamen."

"Ich kann mich erinnern, ich war mal dabei. Mich hat er verschont."

Ben küsste meine Schläfe. "Kann ich nicht behaupten. Und nach Jahren haben wir Kora, Taran und Arin genauso behandelt. Und jetzt geht es mit den nächsten weiter und wir haben vergessen wie sehr uns die Decke auf den Kopf gefallen war."

"Man muss aber sagen das es nur zu ihren besten ist. Der Schnee ist kein Spaß wenn man sich gegen ihn nicht mehr erwährt."

"Die Kinder brauchen einen Ausgleich."

Grinsend sah ich ihn aus den Augenwinkeln an. "Du brauchst einen Ausgleich."

Plötzlich ziemlich finster erwiderte er den Blick. "Wenn ich noch einmal mit Samuel über deine Papiere streiten muss sperr ich ihm ein."

Ich schauderte als der Wind aufkam, doch Ben schlang eine Seite seines Mantels um mich. "Er soll die Fälschung einfach verbrennen und eine echte Heiratsurkunde ausstellen."

"Er will nicht."

"Warum?"

Er wedelte untypisch ungeduldig mit der Hand. "Woher soll ich das wissen!?"

"Schon was von dem Sheriff von London gehört?"

"Es geht ihm soweit gut, aber er stellt Nachforschungen an, weil du ja verschwunden bist."

Plötzlich schwoll ein Gezeter bei den Kindern an. Ben und ich sahen sie streiten und verdrehten die Augen. "Ich hoffe der Frühling kommt bald..."

"Können wir denn überhaupt heiraten bei dem Schnee?"

"Und der Laune?" Er hob die Schultern. "Ich sorge mich eher um deinen Vater. Jetzt da wir nicht auf der Burg sondern in Nashville heiraten, kann es sein das wir ihn verpassen."

"Und er dort Unfug anstellt?"

"Nicht bei meinem Cousin. Er übertrifft Avan in allem. So jemanden habe ich noch nie kennen gelernt."

Sprachlos aber endgültig erfroren, zwang ich Ben die Treppen von der Brustwehr hinab. "Jemand kann Avan übertreffen!?"

"In allem. Er war wie Avans großer Bruder."

Oh das hört sich ja genial an... "Ist es sehr gemein wenn ich sage, das ich es kaum erwarten kann wenn Avan auch mal der Kleine Bruder sein muss?"

Ben sah zu der Schmiede wo sich die drei jüngsten Brüder um einen Gaul drängten. "Denkst du etwa du bist die einzige die sich darauf freut?"

Wenn wir denn überhaupt nach Nashville kommen. Wenn wir hier noch wegkommen. 

In der Halle prasselte Feuer und Sienna und Elain saßen mit ihren Kindern am Feuer und sprachen kaum. Weil sich hier jeder schon gegenseitig auf die Nerven ging.

Aber der einjährige kleine Armin war unerschütterlich. Immerhin konnte er seit kurzen wackelig laufen und das wurde bei jeder Sekunde so gut erprobt wie nur möglich.

Genau wie jetzt. Als er stolperte, fing ich ihn auf. Neugierig und offenherzig beäugte er mich. Ben knuffte die runde Wange. "Na du Ausreißer? Komm zu deinem Onkel."

Und da war ich das Kind wieder los. Was immer öfter passierte seit wir verlobt waren. Und je näher die Hochzeit rückte, desto öfter stahl sich Ben ein Baby seiner Brüder. Und es zeigte mir die hinreißenste Seite an Ben. "Wer ist ein großer Junge? Wer kann da schon laufen? Wer bekommt gleich von mir ein wenig Honig, he?"

Die Kinder bei den Campbells waren die einzigen in England die bei Essens Einsparungen sogar noch zunahmen. Elain lächelte müde. "Gott sei Dank kann er schon laufen, sonst würde er nur noch davon rollen."

Ben küsste Armin mit einen lauten Schmatzer die Wange. "Wie sich ein gesundes Baby gehört."

Armin streckte die Arme aus und machte ein lautes jauchzendes Geräusch. Entweder war Syman oder Arin in der Nähe. Und kaum ließ Ben ihn los, war der Kleine auch schon auf die Suche gelaufen.

Begeistert und stolz sah Ben hinterher und zog sich dabei den Mantel aus. "Ich kanns kaum erwarten das mein Kind sich so auf mich freut."

Er sah mich an und hob verlegen die Schulter. "Am besten heut als Morgen."

Sienna und Elain sahen mit einen gut verborgenen grinsen auf ihre Handwerkarbeiten. "Junge junge, Ben... Du brauchst dringend einen Ausgleich, Freundchen."

Ben lächele mich verspielt an. "Ich bin auch in Nashville entstanden. Und geborgen. Tja... Wer weiß, Prinzessin, was noch alles passieren kann."

Der stählerne RitterWhere stories live. Discover now