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Prinzessin Emma

Mein Zimmer war unverändert. Der Kamin mit meinen damals ergaunerten Schätzen überhäuft. Mein Bett mit kuscheligen Fellen und teuren Kissen. Mein Waschtisch mit der Bürste meiner Mutter und den verzierten Holzrahmen um den Spiegel. Mein Schmuck, die Kleider die Schuhe und alle Bequemlichkeiten die man sich denken kann.

Tropfend nass und frierend setzte ich mich auf mein Bett. Ich wusste es dauerte nicht lange, ehe mein Vater hier sein würde.

Relli und ich hatten uns noch furchtbar gestritten, natürlich. Jetzt sprach er nichts mehr mit mir und ich nicht mehr mit ihm...

Nach einen harten klopfen kam mein Vater herrein. Sein Name war Levi. Er war so groß wie ein Bär, mit dem selben Gemüt. Dunkelbraunes Haar, so helle braune Augen das sie Gold schimmerten und einer eiskalten härte, die jeder ihn ansah...

"Sieh an, wer mich wieder mal beehrt."

...außer mir. "Du wusstest wo ich war."

Er zerrte mich auf die Beine und stierte mir in die Augen. "Was soll dieses Verhalten? Das habe ich nicht verdient, Emma."

"Nein, da hast du Recht."

Vater ließ mich los, wanderte auf und ab und warf den runden kleinen Tisch am Fenster um. "Ich sollte dich bestrafen dafür, das du mir einfach davon gelaufen bist!"

Als wäre ich nicht gestraft genug...

"Habe ich dich je schlecht behandelt!? Jemals, Emma!? Was habe ich getan um dein Verhalten zu verdienen!?" Er kam wieder auf mich zu gestampft. "Ich hab sogar seinen Bruder geholfen!"

"Ich weiß..." Mir brach die Stimme.

Sofort bröckelte die strenge Fasade des Königs. Seine große Hand legte sich an meine Wange. "War er es denn Wert?"

"Ja..."

Er zog mich an seine breite Vaterbrust. "Vergiss ihn, Kind."

"Nein."

"Er hat nur gespielt mit dir..."

Gott sei dank begann hier nicht der nächste Streit, denn jemand brachte einen Bottich und Wasser. "Du musst schnell baden. Sonst wirst du krank."

Er nahm mir den Mantel ab und scheuchte alle aus dem Raum. "Weißt du, Relli hat auf mich gehört und ist nun glücklich mit seiner Frau."

"Ich bin nicht wie er..."

Milde schmuzelte er. "Allerdings."

Erst fand ich nicht die Energie mich in den Bottisch zu gehen, aber Vater hatte Recht. Ich würde krank werden wenn nicht. Doch kaum saß ich in dem heißen Wasser, fiel mein Blick auf mein Bett und ich sehnte mich erneut nach Ben.

So ging es mir tatsächlich immer wieder, kaum das ich hier war...

***

Ben schüttelte sein nasses Haar aus und setzte sich an den Kamin zu Kora, der Babysitte. Er hatte Michel Junior Geschichten erzählt und hatte Armin auf dem Schoß während Helena mit Stroh irgendwas bastelte. Syman saß an der Tafel und schrieb irgendwelche Aufgaben.

Kora biss sich auf die Lippe. "Hast du Arin gefragt wie man zu Levi kommt."

"Er weiß nichts." Armin reckte die Hände nach Ben und strampelte ungehalten, weil sein betteln ungeachtet blieb. Kora schunkelte ihn mitleidig. "Ich denke ihr kann es nur gut gehen bei ihrem Vater. Aber ich weiß das sie nicht zu ihm wollte. Und jetzt hab ich sie im Stich gelassen."

Er nickte niedergschlagen. "Kann ich dir irgendwie helfen?"

"Keine Ahnung..." Natürlich gab Armin nicht nach und quängelte ohne laut weiter. Also nahm ihn Ben auf den Schoß. Er konnte auch mit dem Kind vor sich her brühten. "Aber Morgen gehe ich sie suchen..."

Kora nickte. "Da hat also wer einen Plan?"

"Nein." Ben ginste. "Ich habe absolut keine Ahnung was ich mache. Und glaube mir, dieser Campbell hat keinen Schimmer was er oft so tut."

"Also Ben, selbst wenn du denkst du hast keine Ahnung. Dann verdrängst du nur die riskantesten Ideen."

***

Ich ging an den teuren Flaschen mit Pafrüm vorbei, die mein Vater meienr Mutter einst geklaut hatte. Doch als sie untergetaucht war, gab er alles mir.

Einer der schönsten Flaschen war eine Phiole mit kostbaren Öl. Ich träufte mir ein wenig in die Handfläche und rieb mich damit ein. Das tat ich selten. Aber heute stand mir irgendwie der Sinn danach. Nicht das hier jemand war der an meiner Haut schnuppern durfte.

Ich hatte mein dunkelblaues Kleid mit den eingenähten Säcken im Unterrock an. Meine Haare hatte ich hoch gesteckt. Nun saß ich vor dem Spiegel, sah meine alte Schmuckdose an und fuhr über die Ringe und Ohrringe... die Ketten und Fußkettchen. Manche hatte ich vergessen, an manche erinnerte ich mich verdammt gut.

Langsam nahm ich eines der Fußkettchen und ließ die goldenen Plättchen im Kerzenschein schimmern.  Ich konnte mir gut vorstellen was Ben sagen würde, wenn er mich mit diesen sehen würde. Er würde Prinzessin wieder so frech und provokant aussprechen... Und ich würde es lieben.

Und weil mir die Idee so gefiel, nah mich auch das zweite Kettchen und legte sie mir an. Die Plättchen klimperten ganz leise wenn ich ging und das war vielleicht genau das, was ich brauchte um mich aufzuheitern.

"Emma." Mein Vater kam herrein. Ich hatte das klopfen gar nicht gehört... Als er mich sah musterte er mich stolz. "So siehst du gleich viel besser aus. Wie fühlst du dich?"

"Lasst du mich gehen wenn ich dich darum bitte?"

"Nein." Er hielt mir die Hand hin. "Es ist zu riskant wegen all der Leute die an uns ran wollen. Und er ist es nicht wert."

Ich wollte gerade seine Hand ergreifen, da hatte ich es mir schon anders überlegt und stand selbstsändig auf. Während ich in meine Schuhe stief, verdrehte Vater die Augen. "Emma, ich weiß du magst ihn von je her... aber du musst du Augen aufmachen."

Als ich ihm nur aus den Augenwinkel ansah, fuhr er fort. "Wenn du meine Gilde übernimmst kannst du mit den Hauptmann sowieso nicht zusammen sein."

"Dann gib Relli die Gilde."

"Emma."

Gut, das war sein Tonfall. Aber dennoch durfte er so über Ben nicht reden. Vater sah mich versöhnlicher an. "Ich bin froh das du hier bist, so wie Relli auch. Du kannst doch nicht jeden vergraueln, weil du Liebenskummer hast."

"Wegen wem wohl..."

"Wegen deinem feinen Hauptmann selbst, Emma. Und nur weil du diese Tatsache selbst nicht verdrängen kannst, darfst du nicht alle wegstoßen."

Auch wenn es mir nicht gefiel. Vater hatte recht. Bens Plan war daneben gegangen. Und da war niemand schuld...

"Hast du hunger?"

Ich kämpfte mir ein Lächeln ab. "Ja."

Vater drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Danke das du es wenigstens versuchst."

Der stählerne RitterWhere stories live. Discover now