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Panisch

Max war wirklich lästig. Er beäugte mich ständig und machte mich wahnsinnig damit. Heute hatte Ben beschlossen sich mit ihn gemeinsam zusammen zu setzen. Erst zu Mittag sollte ich ihn wieder sehen.

Bis dahin beschloss ich, mir den Hof nochmal anzusehen. Wer weiß wie die Sache mit Max heute Abend enden würde.

Im Hof rannten die Kinder herum, Mägde tratschten und aus der Schmiede war hämmern zu hören. Ich erinnerte mich als Eric als Lehrling in der Schmiede aufgenommen worden war. Er war so begeistert gewesen. Und Ben war es so egal. Er hatte gerade seine erste Rüstung bekommen.

Ich war so gemein das ich ihm darin auslachte. Obwohl er wirklich gut darin aussah, sagte ich ihm damals er sähe lächerlich aus. Vor zorn war er mir nach gejagt um weiß gott was mir anzutun.

Es war eine schöne Zeit hier, wenn ich so zurück dachte. Damals kam ich immer wieder her, obwohl wir uns die Schädel einschlugen. Vermutlich wegen Lucy. Ich nahm sie als ausrede, weil sie Eric immer schon bewundert hatte.

Und da verheimlichte sie ihm fünf Jahre seinen Sohn.

Als ich an der Schmiede vorbei kam, sah ich die Pferde an der angrenzenden Koppel. Dazwischen fand ich Eric und beschloss zu ihm zu gehen. Also kämpfte ich mich zwischen den Zaunlatten durch.

Eric hob zum Gruß nur seine Hand.

"Hey. Wie geht es dir? Besser?"

"Nein." Er rieb einem Gaul den Hals. "Ich hasse sie."

"Ich verstehe..." Nachdem er nichts sagte, sprach ich weiter. "Möchtest du was über ihn wissen? Irgendwas?"

Er sah mich mit einen bitteren schmunzeln an. "Seinen Namen vielleicht."

"Harvey. Nur Harvey."

Eric runzelte gequält die Stirn. "Harvey Bastard. So nennen sie ihn doch. Gott, hätte sie mir nur was von ihm erzählt. Dann wäre er Harvey Campbell und jeder würde sich hüten meinen Sohn auch nur ein Haar zu krümmen."

Ich hätte ihm sagen können, das es sich nichts bringt über vergossene Milch sich zu ärgern. Aber wie dämlich wäre das, wenn man über ein Menschenleben spricht?

"Weißt du wie er über mich denkt?"

"Ich weiß nur das er zerissen ist. Er war verwirrt weil er nicht sauer auf dich war, so wie du Lucy behandelt hast. Aber ich denke er weiß nicht was du für ihn überhaupt sein sollst. Er kennt den Begriff Vater nur aus hören sagen."

Der verkappte Pirat hielt inne. "Ich muss aufs Schiff. Gerade jetzt."

"Es tut mir leid, ich weiß nicht was ich sagen soll."

"Du musst erstmal dafür sorgen, das Max dich nicht von meinen Bruder weg holt."

Als ich ihn nur anstarrte um zu erforschen, ob das eine Anspielung war, grinste er müde. "Es war keine Überraschung, das ihr euch wollt. Alle wussten es schon Jahre vor euch."

"Ich weiß nicht..."

"Komm schon, Emma. Man sieht es euch an. Und man gönnt es euch."

Wie ein Haufen Klatschweiber. "Wie könnt ihr eine Burg am laufen haben wenn ihr so viel tratscht?"

Eric grinste, bei seiner gebräunten Haut sah das gut aus. Aber sagte nichts dazu. Er hätte ohnehin nichts sagen können. "Ich will mich bei ihm verabschieden. Es würde sonst aussehen ich ließe ihn einfach zurück."

"Es ist beeindruckend das du zu einen Bastard stehst. Das würden nicht viele Männer machen."

Ich konnte erkennen wir Eric mit aller Mühe ein paar Tränen herunter schluckte. "Ich wäre gern für ihn da gewesen..."

Noch ein paar Minuten hatte ich Eric erzählt was für ein Schlitzohr Harvey war und das egal wie schlecht ihn die Leute behandelten, er niemals respektlos wurde. Was sehr beeindruckend war, denn von Lucy hatte er das nicht gelernt.

Danach suchte ich nach Ben. Und ich fand ihn. Mit Max und Avan am Tor. Max deutete auf mich als er mich sah. "Da ist sie ja. Perfekt."

Ben war schneller bei mir. "Er reist ab, keine angst ich lasse nicht zu das er dich mitnimmt."

Oh Gott, hoffentlich stimmte es... Max blickte Ben und mich milde an. "Junge, du willst sie nicht. Ihr Vater wird dich nicht akzeptieren. Ich tue dir einen Gefallen wenn sie mitgeht."

Der Hof hatte mitbekommen das hier wohl gleich ein Spektakel stattfindet. Die Menschen sammelten sie unauffällig um uns herum und hielten die Luft an.

"Ich brauche keinen Gefallen und ihr Vater kann mir gestohlen bleiben." Er ergriff meine Hand und zog mich ein Stück hinter sich. "Geh ihn Frieden Max. Und vergiss das du sie hier gesehen hast."

Max presste die Lippen zusammen. "Das kann ich nicht tun."

"Lass sie los Ben." Jeder im Hof inklusieve Ben und mir, dachten wir hätten uns verhört. Aber Avan wiederholte sich. "Lass sie los."

Ben musterte Avan, schüttelte dabei den Kopf und hielt mich weiterhin fest. "Ich glaube du tickst nicht richtig."

"Ich brauche keine Probleme mit ihren Vater." Avan kam auf uns zu. Mir raste das Herz... Die beiden Brüder stierten sich einen Moment finster an. Da wiederholte Avan sich ein letztes Mal und Ben ließ mich los...

Sofort waren meine Hände gefesselt und ich wurde von Max durch das Tor geführt. Sprachlos und vor Panik gelähmt, verrängte ich meinen Hals um zurück zu Ben zu schauen. Avan folgte uns zur wartenden Postkutsche in die ich gezwungen wurde. Der Sheriff von London setzte sich auf ein Pferd, das neben meiner Tür hergehen würde.

Ließ mich Ben wirklich einfach so gehen..? Nur weil es Avan so wollte? Er hatte mich gerade noch was anderes versprochen...

Dann fuhr die Kutsche los... Ohne irgendeinen anständigen Abschied. Ohne Erklärung. Nur schnell und mit einen großen leeren Loch in mir.

Wie konnte er mir das antun...

Der stählerne RitterWhere stories live. Discover now