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Die Nacht

Harvey war schnell eingeschlafen. Denn damit Koramich nicht einfach aus Lucys Haus schleifen konnte, musste ich verschwinden. Also waren wir drei ein wenig untergetaucht und unterwegs. erst spät in der Nacht waren wir zurück zur Hütte gegangen.

Ich saß am Feuer und legte Holzscheite nach. Es knackte und knisterte, es war beruhigend. Denn ich musste ständig daran denken, das ich heute Nacht mit Ben in einen Bett geschlafen hätte. Leider bemerkte ich erst jetzt wie neugierig ich gewesen war...

Lucy saß hinter mir am Tisch und sah nachdenklich auf Harvey kleines Bett. Ich wusste sie dachte über seinen Vater nach. Das tat sie öfters.

Es hämmerte so laut an der Tür, das mir der Scheit auf die Glut fiel. "Ach verdammt..."

Lucy sprang auf, doch die Tür sprang schon auf und Ben war hier. "Also doch." Er ließ Lucy an der Tür stehen, die ihn empört anstarrte und kam auf mich zu gesaust. "Ich dachte du hättest mir was geschworen!"

"Du hast mich doch aus dem Zimmer geworfen!" Es war ein lächerlicher Vorwand, das war mir klar. Aber immerhin hörte ich seiner Standpaucke nicht einfach so zu...

Es war Ben anzusehen, das er mir liebendgerne eine verpassen würde, aber er sah stattdessen mühsam beherrscht an die Decke. "Aufs Pferd, sonst werf ich dich einfach wie einen Sack über den Sattel..."

Ich öffnete gerade meinen Mund um was zu sagen, da jammerte Harvey. "Was soll denn der Lärm, ich will schlafen..."

Ben sah über meine Schulter zu seinem Bett und sein Gesicht wurde schlagartig ausdruckslos. Er schluckte nur einen Moment, ansonsten war er starr. Deshalb war ich auch so erschrocken, als er plötzlich meinen Arm ergiff und aus der Hütte zerrte.

Zurück in der Burg sprach er kaum ein Wort mit mir. Wie schon den ganzen Nachhause weg. Und das machte mir zu schaffen. Nicht weil Ben sonst ein Plaudertäschchen wäre, sondern wegen seiner Reaktion auf Harvey.

Ohne umschweife, immerhin war es spät, marschierten wir die Wendeltreppe den Turm hinauf in Bens Zimmer. Na bitte, würde meine Neugierde doch noch gestillt werden. Wuhu...

Doch auch da sprach er nichts. Er zündete die Kerzen an, während ich mit meinen Kleid in der Hand an der Tür stand wie ein Idiot.

Erst als er alle angezündet hatte, sein Hemd vom Körper geradezu gerissen hatte, neben bei alle achtung, fand er seine Stimme wieder. "Ist er sein Sohn?"

"Ich weiß es nicht."

Er hielt seinen lang angehaltenen Atem an. "Und was weiß Lucy?"

"Das weiß niemand."

"Ich glaube ehrlich nicht das ich je von dem Kind gehört hätte... Damals dachte ich sie würde Lügen."

"Zu deiner Verteidigung... Schwangerschaften gehören zu ihren liebsten Lügen." Wissend nickte er und setzte sich an den Tisch. "Alles in Ordnung?"

"Nein... Naja..." Da erhob er sich wieder und nahm einen weißen Fetzten von der Stuhllehne. "Hier. Ein Nachthemd von Bea."

Der Fetzen war reine Seide mit den schönsten Stickerreien die ich je gesehen hatte... Das Beste also. "Wow. Danke. Vielen Dank, Ben."

Er grinste schief. "Du kannst dich hinter dem Vorhang umziehen."

Und das tat ich. Das Nachthemd fühlte sich wundervoll weich und teuer an. Wenn teuer ein Gefühl sein konnte. Und ich fühlte mich wie eine attraktive Frau.

Ich zog den Vorhang zur Seite, stieg vom Bett und hielt mein Wäschebündel vor die Brust. Ein wenig unsicher. Besonders weil Ben vor mir immernoch kein Hemd an hatte und der Kerzenschein auf seinen durch trainierten Körper eine Wirkung auf meinen Körper hatte. Und ich war sicher das er das nur de Stoff sehen würde.

Ben musterte mich dennoch, wenn auch nicht so auffällig. Es fühlte sich so an als wäre ich völlig nackt. Meine Wangen wurden so rot, das ich befürchtete zu glühen. Da brach er endlich den Blick ab und schob die Vorhänge endgültig auf.

Er behielt die Hose an, warf jedoch die Stiefel von den Füßen und legte sich zurück. Gott helfe mir, aber das Flackern des Kerzenscheins verleitete mich, mein Hemd zu den Stiefel zu schießen...

"Okey..." Murmelte ich dümmlich und setzte mich unsicher auf die Bettkante auf der freien Seite. "Also der Sheriff kommt morgen."

Ben grinste mich wölfisch an. Natürlich hatte er es bemerkt, wie gut er mir gefiel! Ach du lieber Gott, ich hasste Campbells. Besonders diesen unwiderstehlichen... Der besonders gut aussah, wenn er mich so wissend angrinste. Sein Grübchen und seine geraden weißen Zähne waren wohl etwas, das ich wohl am meisten hasste.

Ich schlupfte unter die Decke und biss mir auf die Lippen. Nicht zu letzt weil sein Blick schon wieder an mir herunter glitt. Das ziehen in meiner Brust war unverkennbar. Und genau darauf starrte er ungeniert.

"Ben, ich bin eine Lady. Lass das."

Plötzlich rollte er seinen Oberkörper auf meinen, berührte mich aber nicht. Sein Gesicht war nah an meinen und in seinen Augen spielte sich das selbe ab wie in meinen. Wo führte das nur hin...

Wohin auch immer, hauptsache ich käme endlich an! Es war alles so verwirrend...

Ben nickte, als könne er Gedanken lesen. Er streckte seinen schlanken langen Finger aus und strich mir sacht eine braune Strähne aus der Stirn. Und als habe er sich an mir verbrannt, drehte er mir den Rücken zu und tat so als würde er schlafen.

Ich versuchte das selbe. Die Kissen waren flauschig und rochen so unfassbar gut. Die Decke warm und die Matratze bequem. Aber der atmende Mann in meinen Rücken, machte das alle unwichtig.

Na dann gute Nacht...

Der stählerne RitterWhere stories live. Discover now