20. Jos Entschluss

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Ich kehrte in die Spielhalle zurück und beendete meine Schicht. Glücklicherweise stellte Umi keine unnötigen Fragen. Er stand gemeinsam mit Akio hinter dem Tresen, als ich kam, und beachtete mich nicht einmal großartig. Die beiden jungen Männer erweckten in mir den Eindruck eines alten Liebespaares, welches sich nur am necken oder streiten war. Ich schenkte ihnen ebenso wenig Aufmerksamkeit und arrangierte mich mit Furu, der mir bei meinen Aufgaben unbedingt zur Hand gehen wollte.

Endlich kamen Umis ältere Brüder, um uns abzulösen. Ich ging runter ins Versteck und meldete mich bei Akida. »Keine Vorkommnisse heute. Nichts erwähnenswertes, jedenfalls.«

Akida nickte, sah jedoch nicht auf. Sie wühlte in ihrer Schreibtischschublade. »Ich habe mit Akio gesprochen. Du scheinst keine besonders glorreiche Figur als Türwächter abzugeben.«

»Er hat mich überrumpelt. Und als ich ihn rausschmeißen wollte, habe ich gesehen, dass er und Umi sich kennen müssen.«

»Kennen ist gut.« Sie legte etwas auf den Tisch, behielt es aber in der Hand, so dass ich es nicht sehen konnte. »Tsutsumi und Akio haben ein recht spezielles Verhältnis. Oder besser gesagt, ein schwieriges. Eigentlich ist es ganz gut, dass das halbe Indigo-Gebiet zwischen ihnen liegt und sie sich nicht allzuhäufig sehen.«

»Wie meinst du das?«

»Nicht wichtig. Komm her, ich habe was, was dich sicher mehr interessiert.«

Ich trat an den Schreibtisch.

Akida schob mir den Gegenstand in ihrer Hand entgegen und gab ihn dann frei. Es handelte sich um einen Dark Ball. »Du hast dich in den letzten Monaten bewiesen. Außerdem steht Yoshi für dich ein, auch wenn ich nicht weiß, was ich davon halten soll.« Etwas lauerte in ihrem Blick.

Ich nahm den Ball an mich. »Wenn du damit irgendetwas andeuten willst: Er ist nicht einmal mein Typ. Also nein.«

Sie verengte die Augen, schüttelte dann aber den Kopf. »Vielleicht geht es manchmal etwas mit mir durch. Wie auch immer. Ich habe die Dinge mit dem Boss besprochen und er ist gewillt, dir eine richtige Chance einzuräumen. Als Eine von uns. Allerdings wird er beim nächsten Mal weniger rücksichtsvoll mit dir umgehen, solltest du die Sache noch einmal vermasseln.«

»Hab ich nicht vor.« Ich öffnete den Ball und begrüßte ausgiebig mein Bisasam. Bisha ließ sich überall anfassen und auf Verletzungen kontrollieren, schleckte mir über das Gesicht und zeigte sich überraschenderweise nicht beleidigt. Erst, als er Akida bemerkte, wurde er angespannt. Er wand sich aus meinem Griff und stampfte um den Schreibtisch herum auf sie zu. Er knurrte. 

Akida zog die Beine auf den Stuhl, lächelte jedoch. Ich konnte nicht ausmachen, ob sie es ehrlich meinte oder nur ihre Angst überspielen wollte. »Ein intelligentes Kerlchen, dein Bisha.«

»Er ist speziell. Bisha, komm zurück!« Mein Bisasam suchte mit den Augen nach mir, blieb aber mit dem Körper in Akidas Richtung.

Sie drehte den Stuhl so, dass sie mich ansehen konnte und versuchte, das Bisasam zu ignorieren. Allerdings ging ihr Blick immer wieder zu dem Pokémon neben dem Schreibtisch. »Wie auch immer. Ab heute bist du nicht mehr die Aushilfe in der Spielhalle, sondern wirst auch andere Aufgaben übernehmen. Ich würde dich dafür zu Vicious zurückschicken, aber der Alte ist für einige Wochen verreist. Also müssen wir sehen, was ich dir anvertrauen kann. Für's Erste bleibst du hier in Prismania und machst weiter wie bisher.«

»Ich bin in der Lage, starke Pokémon zu fangen. Wilde und von Trainern.«

»Ich weiß. Aber wir haben genug Leute für die Drecksarbeit.« Akida schüttelte den Kopf. Sie rückte auf ihrem Stuhl weiter von Bisha fort. »Eventuell brauchen wir in der nächsten Zeit jemanden, der dem Ausgrabungsteam im Mondberg zur Hand geht. Der Tunnel wird im Moment viel zu sehr von zweitklassigen Trainern besucht, die schnell von Mamoria nach Azuria gelangen wollen. Aber ich muss das erst mit dem zuständigen Vorstand besprechen. Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich näheres weiß.«

Ich nickte. »Gut.« Ich klatschte mit meiner Hand auf meinen Oberschenkel, um Bisha wieder auf mich aufmerksam zu machen.

Das Bisasam zuckte zusammen, wandte sich jedoch noch immer nicht von Akida ab.

Ich seufzte. »Bisha, komm her oder ich hol dich in dieses Ding zurück!«

Er löste eine Ranke von seinem Rücken und wedelte damit in Akidas Richtung. Ein letzes Knurren, dann drehte er sich herum und stapfte zu mir. Sein Blick verhieß einen deutlichen Vorwurf.

Ich sah davon ab, ihm über den Kopf zu streicheln. Stattdessen verabschiedete ich mich von Akida und ging in den Schlafsaal. Es war das eingetreten, was ich niemals gewollt oder auch nur für möglich gehalten hätte. Und erstaunlicherweise war ich nicht einmal unglücklich darüber. Team Rocket war ein chaotischer Haufen und ich hatte eine Menge Kollegen, die sich am Rande des Wahnsinns befanden, aber sie waren besser organisiert als die Arkani-Gang. Und untereinander respektvoller. Wenn ich schon keine Arena führen konnte, würde ich mich hier nützlich machen.

Teil des Schattenregimes abseits der Indigo-Liga. Ich grinste in mich hinein.


Verborgene LegendenWhere stories live. Discover now