15. Der zweite Wächter

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Zapdos landete auf dem Glutberg auf Eiland Eins.

Ich ließ mich aus seinem Gefieder gleiten und tastete mich über die Steilhänge zu einem kleinen Plateau. Zu meiner Überraschung fand ich dort Toyoshi, der sich angeregt mit Arktos unterhielt. Zapdos dagegen blieb an seinem Landungspunkt am Gipfel des Berges sitzen, als ob ihn irgendetwas davon abhielt, näher zu kommen. Ich trat auf Toyoshi zu, Arktos wich mir aus. »Was tust du hier?«

»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Er schüttelte den Kopf. »Hat Zapdos dich hergebracht?«

Ich nickte. »Es sagte, etwas sei dem König passiert. Was meinte es damit?«

»Wie kannst du hier sein und keine Ahnung haben?« Toyoshi atmete hörbar ein, schüttelte dann erneut den Kopf und seufzte. »Aber egal, wenn du hier bist, werden wir wohl zusammen arbeiten müssen. Der König ist Lavados. Es hat hier Unterschlupf gesucht, nachdem vor einiger Zeit eine Katastrophe auf der Zinnoberinsel seine Ruhe gestört hat. Unglücklicherweise war hier niemand mehr, der es vor Sammlern und Fahndern schützen konnte.«

Ich rieb mir über die Wange. Ich hatte im Radio davon gehört, dass es einen Vorfall mit einem der Labore gegeben haben sollte. Herr Fuji und Katsura sollen dabei verletzt worden sein, aber glücklicherweise gab es keine Toten. Das ganze lag nun schon ein Vierteljahr zurück. »Ich erinnere mich.«

»Immerhin. Unsere Aufgabe ist es, den Kerl ausfindig zu machen, der Lavados gefangen hat, und ihm den König abzunehmen. Die Legendären können ihre Aufgabe nur erfüllen, wenn sie sich in Freiheit befinden.«

Ich runzelte die Stirn, wagte es aber nicht, nach den Details zu fragen. Ich spürte, dass wir dafür nicht die Zeit hatten. Trotzdem war es seltsam, ein Mitglied von Team Rocket zu sehen, welches offensichtlich am Wohl eines Legendären Pokémon mehr interessiert war, als an seinem eigenen Profit. »Hast du eine Ahnung, wo sich der Trainer befindet?«

»Wenn ich das wüsste, hätte ich ihn schon längst.«

»Wenn ich Bisha hier hätte, würden wir ihn schnell finden.« Ich ballte die Faust. »Verdammt.«

»Jammern hilft uns nicht weiter. Geh zurück zu Zapdos, dann schaut ihr beide euch um.«

Ich nickte. Ich kletterte zurück zur Spitze des Berges und wuchtete mich auf den Rücken des Donnervogels. Von hier oben konnte ich sehen, wie Toyoshi sich ebenfalls auf den Rücken seines legendären Vogels setzte.

Wir überflogen die Insel und das Meer in der direkten Nachbarschaft, die beiden Legendären achteten dabei darauf, einander nicht zu nahe zu kommen. Unter und um uns überzog ein Kältegewitter Eiland Eins.

»In der Stadt und der Therme ist niemand«, brüllte Toyoshi über das Wetter hinweg: »Wie sieht es auf dem Meer aus?«

»Nichts! Was ist das dahinten für ein Strand?«

Toyoshi lenkte Arktos in die Richtung, die ich ihm anzeigte. Sie kreisten über der kleinen Insel südlich des Hafens.

Zapdos näherte sich auf Rufweite an. »Was ist das?«

»Die Schatzgestade! Ich werde landen!« Arktos schraubte sich einige Meter höher in die Luft, um sich dann im Sturzflug auf die Insel fallen zu lassen. Erst kurz vor dem Boden breitete es die Flügel wieder aus und fing den Fall ab.

Zapdos wartete, bis der Eisvogel gelandet war, ehe er sich selbst einen Platz suchte, wo ich von seinem Rücken gleiten konnte. Ich lief über den Strand auf Toyoshi zu.

Er hob einen Zeigefinder an die Lippen. »Er muss hier irgendwo sein. Im hohen Gras. Ich habe von oben ein Licht gesehen.«

Ich nickte.

Toyoshi deutete an, dass wir uns auf getrennten Wegen in einem Bogen dem hohen Gras nähern sollten.

Verborgene LegendenWhere stories live. Discover now