24. Das Ende von 'Projekt Mew'

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Er teleportierte mich direkt zu den Trümmern der Pokémon-Villa und verschwand sofort wieder. Das Dach des Labor-Komplexes war an einer Seite eingefallen, allerdings schienen die Wände weitgehend unversehrt zu sein. Sicherheitskräfte hatten das Gebiet bereits abgesperrt. Einige von ihnen brüllten mir zu, dass ich das Gelände verlassen sollte, doch keiner traute sich näher an die Ruine heran.

Ich drückte die Tür zum Gebäude auf. Auch im Inneren waren die meisten Wände intakt. Ich folgte dem Flur vorbei an den oberirdischen Labors und Aufenthaltsräumen. Im östlichen Teil blockierten Trümmer des Daches meinen Weg, einige der Wände bröckelten und in dem einzigen Raum, den ich betreten konnte, fehlte der Fußboden.

Ich stand im Türrahmen und starrte in den Abgrund hinunter. Das hier war unmöglich das Werk eines Erdbebens. Das war das Werk einer Explosion.

»He! Komm da weg!«

Ich richtete mich auf. Ein Blick über meine Schulter verriet mir, dass die Stimme zu einem jungen Feuerwehrmann gehörte.

Er stand im Flur des Gebäudes, zwei Armlängen von mir entfernt, und winkte mich zu sich.

Ich schnaubte. Nicht, dass ich etwas gegen Sicherheitskräfte hatte. Vielleicht abgesehen von all den Polizisten, die sich in unsere Arbeit einmischten, aber selbst die waren für einen Rocket ein kleines Übel. Aber gerade im Moment ging mir die Einmischung auf die Nerven. Das Gebäude war in weiten Teilen sicher, zumindest für mein Empfinden. Ich drehte mich um und suchte einen Weg durch die Dachbalken, die den Zugang zu den hinteren Labors blockierten.

Der Mann näherte sich mir einen Schritt, was Bisha dazu veranlasste, zu knurren.

»Wir wissen nicht, wann das nächste Beben kommt. Du musst das Haus verlassen, ehe es völlig einstürzt.«

Ich sah mich nicht nach dem Feuerwehrmann um. »Wo sind die Forscher?«

»Die meisten sind im Pokémoncenter. Wir suchen noch nach anderen Überlebenden, aber du solltest auch dahingehen.«

Sicher suchten sie. Von außen. Mit dem Röntgenblick. Ich rollte mit den Augen, sah aber ein, dass ich meine Suche besser abbrechen sollte. Ich wusste ohnehin nicht genau, wonach oder nach wem ich eigentlich suchen sollte, aber meine ursprüngliche Befürchtung war zum Glück nicht bestätigt worden. Warum auch immer es eine Explosion in den Laboren gegeben hatte, mit den Legendären hatte es nichts zu tun. Ich rief Bisha zu mir, drängte mich an dem jungen Mann vorbei und verließ das Gebäude.

Von außen und mit etwas Abstand betrachtet wirkte der Schaden nicht einmal mehr wie die Nachwirkung einer Explosion. Mehr, als habe eine Rakete oder etwas ähnliches die Labore im Keller verlassen und sei durch das Dach gebrochen. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Was war hier nur passiert? Hoffentlich war der Boss auch im Pokémon-Center oder gar nicht erst auf der Insel gewesen, als die Katastrophe passiert war.

Im Pokémon-Center saßen eine handvoll Wissenschaftler in ihren Laborkitteln auf den Bänken.

Einer von ihnen, ein alter Mann mit Schnurrbart und einer Nase wie ein Habitakschnabel, redete leise auf die anderen ein. Bei der Gruppe standen Katsura, der Arenaleiter der Zinnoberinsel, und der Boss in seinem schwarzen Anzug. Er sah so viel besser in dieser Kleidung aus als in der Geschmacksverirrung, die er bei unserem letzten Treffen getragen hatte. Aber ich hatte keine Zeit, sein Aussehen zu bewundern. Und wenn ich ehrlich zu mir war, auch keine Lust. Dank ihm hatte ich einige unschöne Narben in der Schulter und über seine damaligen Annäherungsversuche war ich noch immer im Unklaren. Außerdem war er viel zu alt für mich. Aber vielleicht zu jung, um mein Vater zu sein. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken los zu werden, und trat auf die Versammlung zu. Für die Größe des Labors waren verdammt wenig Leute hier. Was war mit den anderen Wissenschaftlern? Ich räusperte mich.

Verborgene LegendenWhere stories live. Discover now