11. Gespräch

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Als ich wieder zu Sinnen kam, befand ich mich in einem Krankenzimmer. Weiße Wände, weiße Bettwäsche, Gestelle mit Vorhängen zwischen den Betten. Irgendjemand saß an meinem Bett, aber ich war noch nicht in der Lage, ihnen Beachtung zu schenken. Ich stöhnte, als ich mich aufrichtete.

»Wie ich sehe, ist unsere Lady von den Toten zurück.« Die gehässige Stimmlage verriet mir, dass es sich nur um Akida handeln konnte.

Ich stöhnte erneut, diesmal allerdings, weil ich genervt war. »Ich könnte auf dich verzichten.«

»Das kann ich mir gut vorstellen. Ich bin auch nicht zu deinem Vergnügen hier. Aber irgendjemand muss auf dich aufpassen.« Sie schüttelte den Kopf. »Yoshi hat leider keine Erlaubnis, sich dauerhaft hier aufzuhalten.«

Toyoshi schnaubte. »Du musst ihr nicht alles vorkauen. Das sind Dinge, die haben sie nicht zu interessieren.«

»Und sie interessieren mich auch nicht.«

»Umso besser.«

Akida winkte ab. »Wir haben alle drei nicht den besten Start gehabt und ich glaube, das ist allein deine Schuld.«

Sie stieß mich fest mit dem Zeigefinger auf das Brustbein. Schmerz blitzte in alle Richtungen und ich sank in meinem Bett zusammen. Ich versuchte, Akida anzustarren, aber ich war mir selbst nicht sicher, ob es mir gelang.

Toyoshi stand von seinem Hocker auf und stellte sich ans Fußende meines Bettes. Er verschränkte die Arme. »Warum hast du diese Nichtsnutze in unser Versteck geführt? Vicious hat dir Vertrauen geschenkt, es war ziemlich dumm, dass auszunutzen.«

»Meine Beweggründe sind allein mein Ding.«

»Ich bin nicht so desinteressiert wie der Boss. Und nicht so naiv.« Er schnaubte. »Es mag sein, dass er sich von deinem Gesicht hat täuschen lassen, aber ich will wissen, was deine Hintergründe sind. Danach werden wir entscheiden, was wir mit dir anstellen.«

»Nachdem, was ich gehört habe, kann es euch doch egal sein. Ich habe keine Leute mehr, zu denen ich zurückgehen kann.« Ich drehte mich auf die Seite, was sich aber als schlechte Idee erwies. So lag ich auf der verletzten Schulter. Ich biss die Zähne zusammen, um mir nichts anmerken zu lassen.

Akida zerrte mich wieder in meine alte Position auf dem Rücken. »Du bist dumm, Kleine. Glaubst du wirklich, du kommst so einfach davon?«

»Lass sie, sie hat recht.« Toyoshi winkte ab. »Ihre Gang ist zerschlagen, Orania City gehört uns genauso wie der Rest des Indigo-Gebietes. Für sie bleiben nur noch zwei Möglichkeiten.«

»Also hat sich nichts geändert. Ich bleibe bei euch und mache eure Drecksarbeit oder einer von euch knallt mich ab.«

»Du hast es erfasst. Und in der momentanen Situation wirst du hier niemanden finden, der mit der ersten Wahl einverstanden wäre. Abgesehen vom Boss vielleicht.« Er schnaubte. »Als ob der Alte nicht genug Weiber hätte.«

Akida kicherte wie eine Fünftklässlerin, fing sich allerdings schnell wieder. »Wo wir vom Boss reden, du solltest gehen, bevor er erfährt, dass du noch da bist. Maschooky und ich werden die Dinge hier schon regeln. Und wenn sie irgendwelche Zicken machen sollte, können wir den Boss schon von unseren Ansichten überzeugen.«

»Du hast recht. Was machen wir mit ihren Viechern?«

Ich richtete mich auf.

Akida zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, dem Boss übergeben? Obwohl sie kaum in seine Sammlung passen dürften. Ein schäbiges Mauzi und dieses agressive Bisasam. Aber vielleicht findet sich ein Käufer? Zumindest das Bisasam scheint stark zu sein.«

»Ich werde mich umhören.«

»Lasst eure verdammten Griffel von Bisha!«

»Wir haben keine Griffel, Süße.« Akida grinste. »Wenn überhaupt meinst du wohl Finger. Aber du wirst weder das Kätzchen noch die Zwiebel brauchen, da wo du hingehen wirst.«

Ich bleckte die Zähne. »Lasst Bisha in Frieden!«

Akida und Toyoshi sahen einander an, dann beugte sich Akida über mich. Ihr Grinsen war noch breiter geworden. »Mir scheint, wir haben eine kleine Schwachstelle ausfindig gemacht. Die Lady hat ein Baby.« Sie schielte zu ihrem Begleiter. »Vielleicht sollten wir das Bisasam doch behalten. Wer weiß, es könnte nützlich sein.«

Toyoshi zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen. Nützlich ist es nur dann, wenn sie bei uns bleibt.« Er verabschiedete sich von Akida und verließ das Krankenzimmer.

Verborgene LegendenWhere stories live. Discover now