12. Zurück in Prismania

1 0 0
                                    

Ich verbrachte rund fünf Wochen auf der Krankenstation von Team Rocket, die ganze Zeit über bewacht von einem Maschok. Toyoshi bekam ich in der Zeit genausowenig zu Gesicht wie den Boss, der jedoch alle drei Tage einen Rocket schickte, um sich nach mir zu erkundigen. Vermutlich hatte Toyoshi mit seinem Gedanken recht, dass der Boss ein geiler alter Bock war. Gut, vielleicht nicht alt, aber definitiv mit einem ungesunden Interesse an nicht ganz volljährigen Mädchen. Der einzige Mensch, den ich regelmäßig zu Gesicht bekam, war Akida. Sie versuchte immer wieder, mich davon zu überzeugen, dass es besser wäre, aufzugeben. Als ich ihr eines Tages sagte, dass es mir egal sei, drohte sie erneut damit, Bisha zu verkaufen. Ich hatte keine Wahl, keine ernstzunehmende jedenfalls. Wenn ich mein Bisasam nicht in zwielichtige Hände geben wollte, musste ich mich diesem Miltank beugen.

Nach Ablauf der fünf Wochen kam Akida am Vormittag gemeinsam mit Big Mama, dem Chaneira der Krankenstation, zu mir. Sie blieben neben dem Bett stehen. Akida hatte die Arme verschränkt und sah mich an. »Gut, deine Zeit ist vorbei. Wie entscheidest du dich, Süße?«

Ich warf einen Blick auf das Chaneira, nur um sicherzugehen, doch Big Mama nickte bloß. Ich setzte mich auf den Rand meines Bettes und sah Akida direkt in die Augen. »Ich werde für euch arbeiten.« Ich erwähnte Bisha nicht, um keine Schwäche zu zeigen.

»Du wirst dich uns also anschließen?«

Der triumphale Ton ihrer Stimme machte mich wahnsinnig. Ich ballte die Fäuste, wandte den Blick aber nicht ab. Ich zwang mich zu einem entspannten Gesicht, soweit das möglich war. Ich spürte jedoch, dass es mir nicht gelang. »Ja«, presste ich schließlich durch die Zähne.

Akida nickte. »Dann werden wir beide nach Prismania zurückgehen. Du wirst dein Mauzi wiederbekommen.« Sie wandte sich ab, ging zwei Schritte in Richtung Tür und sah dann wieder zu mir zurück. »Oh, und du wirst für mich arbeiten, wenigstens in der nächsten Zeit. Vicious hat ja leider bewiesen, dass er nicht in der Lage ist, ein wildes Mauzi zu zähmen.«

Ich schnaubte. Großartig. Ganz hervorragend. Viel schlechter konnte es ja kaum noch kommen. Nicht nur, dass ich für Bishas Wohl gezwungen war, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten. Diese Leute, die meine Freunde auf dem Gewissen hatten, ganz offensichtlich. Nein, ich musste auch noch ausgerechnet für dieses Miltank arbeiten! Von allen Leuten, die in dieser Organisation irgendwas zu sagen hatten. Dann wäre ich lieber zu dem Maskenmann zurück. Ich stand ruckartig auf und stapfte hinter Akida her aus dem Gebäude.


In ihrem Büro in Prismania City gab sie mir tatsächlich nur Diebins Pokéball zurück.

Ich sah mich um. »Wo ist Bisha?«

»Mach dir um ihn keine Sorgen. Wir haben ihn in einem unserer kleinen Geräte gefangen. Du kannst ihn wiederhaben, wenn ich der Meinung bin, dass man dir trauen kann. Bis dahin werde ich mich um ihn kümmern.«

»Wenn ihm irgendetwas ...«

Akida unterbrach mich mit einer Handbewegung. »Süße, das liegt ganz in deiner Hand. Du bist nicht diejenige, die Drohungen ausstoßen kann. Sei froh, dass der Boss irgendwas an dir findet, sonst würde das hier ganz anders aussehen. Ah, und noch was: Maschooky wird bei dir bleiben, bis ich der Meinung bin, dass du alleine arbeiten kannst. Also versuch gar nicht erst irgendwelche Dummheiten.«

Ich sah über die Schulter auf das Maschok, dann zurück zu Akida und schüttelte den Kopf.

Sie nickte, offensichtlich zufrieden. »Gut, dann wirst du in den nächsten Wochen oben in der Spielhalle arbeiten. Münzen für die Automaten ausgeben, aufpassen, dass niemand mit seinem Abra schummelt, solche Dinge. Tsutsumi wird dir helfen, dich einzufinden, ich glaube nicht, dass du das schon gemacht hast. Ich kenne Vicious.« Sie gab dem Maschok ein Zeichen, woraufhin das Pokémon verschwand. Solange wir alleine im Raum waren, schaltete Akida die Stereoanlage neben dem Schreibtisch an. Im Radio lief die erste Single aus dem neuen Album der Indigo-Gos. Das Lied war, wie die meisten Stücke der Alternative Band, nicht besonders gut, solange man nur die Musik hatte. Die Indigo-Gos waren nun einmal eine Live-Band.

Akidas Stimme riss mich aus meinen Gedanken. »Hast du sie schon mal gesehen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Die Karten sind zu teuer und bei diesen albernen Gewinnspielen hab ich kein Glück.«

Sie nickte bedächtig und vertiefte sich dann wieder in die Musik. Als Maschooky die Tür öffnete und in das Büro stapfte, sah sie empört auf, brachte ihre Gesichtszüge jedoch sofort wieder unter Kontrolle. Sie schaltete die Anlage ab und begrüßte den Jungen, der mit dem Maschok gekommen war. »Umi! Gut, dass du einen Moment Zeit hast. Das ist Jotaka, sie wird dich in den nächsten Wochen unterstützen.«

Der Junge, vielleicht ein Jahr jünger als ich, hielt den Kopf gesenkt und betrachtete mich scheu. Er lächelte. »Freut mich, Jotaka.«

Wunderbar, mein Partner war ein vollkommener Idiot. Ich verdrehte die Augen, nahm aber die Hand entgegen, die er mir hinhielt. »Ebenso.« Doch, ich hätte wirklich lieber wieder für den Maskenmann gearbeitet, aber offensichtlich war das nun vorbei.

Verborgene LegendenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora