19. Entei

2 0 0
                                    

Akio stieß in dem schmalen Gang mit Toyoshi zusammen, der in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war. Furu wich ihm gerade noch aus. Toyoshi stürmte an uns vorbei, griff im Rennen nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her auf die Straße. Draußen hatte die Wolke Prismania City erreicht. Regen schlug auf das Straßenpflaster, die Menschen versuchten eilig, sich irgendwo unterzustellen. Bei einem solchen Wetter machten wir üblicherweise einen guten Umsatz, aber gerade versperrten Toyoshi und ich den Eingang zur Spielhalle.

»Was ist los? Was sollte das?«

Er schüttelte den Kopf. Ein Blitz zerriss für einen Moment die dunkle Wolkendecke. Donner galoppierte über unsere Köpfe hinweg. Toyoshi musste warten, bis das Geräusch verklungen war, ehe er antworten konnte. »Ärger ist unterwegs. Irgendjemand -« Er unterbrach sich selbst und deutete auf den Wald, der die Arena der Stadt umgab. »Sie sind da. Komm mit!« Ohne auf mich zu achten rannte er über die Straße. Wasser spritzte vom Asphalt und seinen Schuhen.

Ich schüttelte den Kopf, warf einen Blick auf den kramurxschwarzen Himmel und folgte ihm. Der plötzliche Wetterumschwung verhieß nichts Gutes, da hatte er Recht. Zwar war Regen im August in dieser Gegend keine Seltenheit, aber ein so heftiges Unwetter aus heiterem Himmel konnte keine natürliche Ursache haben.

Zwischen den Bäumen der Allee, die zur Arena führte, erwarteten uns Suicune und Raikou. Der Tiger stand etwas abseits und fixierte mich mit seinem Blick, während Suicune und Toyoshi dicht beisammen standen und sich offensichtlich unterhielten. Allerdings war das Wetter in der direkten Nähe der beiden Legendären zu wild, um sie auf die Entfernung verstehen zu können. Der Regen bildete eine Kaskadenwand, durch die ich alles nur verschwommen wahrnehmen konnte, und dämpfte zudem alle Geräusche. Beinahe alle, denn das unterschwellige und andauernde Donnergrollen war trotzdem klar zu hören.

Ich wollte mich Toyoshi und Suicune nähern, um ihr Gespräch zu verstehen, allerdings erinnerte ich mich an Toyoshis Worte. Die Auserwählten sollten so viel Abstand zueinander einhalten, wie ihnen möglich war. Ich beschloss, darauf zu warten, dass er mir irgendwie mitteilte, was passiert war.

Die Aufgabe übernahm Raikou. Es näherte sich mir in einem großen Bogen, soweit von Suicune und Toyoshi entfernt, wie es die Allee zuließ. »Der König wurde gefunden.«

Raikous Stimme in meinem Kopf war so klar und flüssig wie die Furus, nicht so stockend wie die Zapdos'.

Ich schnaubte, griff nach der Mähne des Legendären und zog mich auf seinen Rücken. »Bring mich zu ihm!«

»Jotaka!« Toyoshi rannte auf uns beide zu. Er schüttelte den Kopf. »Du solltest dich nicht alleine auf den Weg nach Johto machen.«

»Dann komm mit.«

Er schüttelte den Kopf. »Suicune hat keinen Anhaltspunkt, wo Entei gewesen sein könnte. Oder wer es gefangen hat.«

Ich senkte den Kopf. Ich hatte mehr von den Legendären erwartet, wenigstens, dass sie miteinander kommunizierten, aber offensichtlich hatte ich mich getäuscht. »Und was machen wir dann?«

»Ich weiß es nicht. Mit Entei fehlt schon der zweite Legendäre und offenbar haben die Fänger es erst einmal nur auf die Könige abgesehen.«

»Das bedeutet?«

»Entei und Lavados kontrollieren Vulkane und Feuer. Wer weiß, was auf Dauer ohne ihren Einfluss passieren wird.«

»Dann ist es umso wichtiger, dass wir Entei finden!« Ein Vulkanausbruch war eine gefährliche Sache, zumal es auf der Zinnoberinsel schon seit einer Weile drunter und drüber ging. All die Labore mit ihren vermutlich gefährlichen Gerätschaften stellten eine ernsthafte Bedrohung für Kanto da, sollte die Insel in die Luft gehen. »Lass uns es suchen!«

Toyoshi schüttelte erneut den Kopf. »Ohne einen Anhaltspunkt ist es sinnlos. Außerdem ist es vermutlich besser, wenn wir nicht zusammen losgehen. Zur Sicherheit. Ich werde mich mit Suicune auf die Suche machen und du wartest hier. Wenn ich deine Hilfe brauche, kann ich immer noch einen der Legendären nach dir schicken.«

»Aber ...?« Mein Gesicht zuckte. Ich krallte mich in Raikous Mähne. »Warum hast du mich dann überhaupt mit raus genommen?«

»Ich dachte, es ginge wieder um einen der Vögel. Oder irgendeinen anderen Legendären, dessen Aufenthaltsort man kennt. Wie gesagt, ich melde mich, wenn ich Hilfe brauche.« Er zückte einen Pokéball und rief ein Natu zu sich. Mit dem winzigen Vogel auf der Schulter kehrte er zu Suicune zurück. Er hievte sich auf den Rücken des Legendären, dann sah er mich noch einmal an. »Komm ja nicht auf irgendwelche dummen Ideen, hörst du? Du wirst tun, was Akida von dir verlangt und warten, ob ich dich brauche!«

Ich machte ein verächtliches Geräusch und ließ mich von Raikous Rücken rutschen. »Wie er meint.«

Verborgene LegendenWhere stories live. Discover now