𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝐗𝐗𝐗𝐕𝐈 ~ 𝐜𝐨𝐧𝐟𝐮𝐬𝐞𝐝

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Nachdem der gestrige Tag vergangen war, saß ich nun auch schon wieder in der nächsten Vorlesung.
Immer noch vollkommen erschöpft von der langen Nacht, versuchte ich, die Augen offen zu halten.
TaeHyung machte mir stets mehr Sorgen, und ich überlegte, wie ich ihn wieder aufheitern konnte.
Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, brachte bereits jemand anderes meine Gedanken völlig aus dem Konzept.
Da stand er wieder, Mr Jeon.
Wie man es von ihm gewohnt war, vollkommen in schwarz gekleidet und sein dominanter Blick schweifte suchend durch den Hörsaal.
Wen würde er wohl suchen?
In einer der letzten Reihen hatte ich mich versteckt, da ich mich in einer Vorlesung nie sonderlich weit nach vorne setzte. Gefüllt mit hoffnungsvollen Gedanken, einfach dort hinten unterzugehen.
Bei diesem Professor war dem leider nicht so.
„Park Jimin."
Seine raue Stimme erfüllte den Saal.
„Kommen Sie bitte nach vorn" bat er mich.
Alle Augen waren nun auf mich gerichtet, abwartend, bis ich nach vorn lief.
Schwer schluckte ich, da ich ihm die gesamte Zeit der Vorlesung nicht ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Während ich gerade an ihm vorbei lief, konnte ich ihn nur flüstern hören.
„Wie ich sehe, waren Sie die ganze Zeit aufmerksam. Dann müsste es ja gar kein Problem für Sie sein, diese einfache Mathematik Variable zu lösen oder hab ich recht, Park Jimin?"
Entnervt von seinen Worten rollte ich meine Augen nach oben.
„Du hasst es, wenn man dich ignoriert, oder?"
Eine Antwort erwartete ich nicht. Schließlich kannte ich diese bereits.
Der Mann in schwarz gluckste nur.
Ahnungslos stand ich vor der riesigen Matheaufgabe.
Nach einiger Zeit der Überlegung, gab ich schließlich auf.
„Es tut mir leid ich kann Ihnen die Antwort nicht geben. Ich habe nicht aufgepasst."
Nun hatte er endlich, was er wollte. Ich hatte zugegeben, dass ich unaufmerksam war, und er hatte mich vor all meinen Kommilitonen bloßgestellt.
„Herzlichen Glückwunsch, Mr. Jeon."
Angewidert von seiner Art ging ich zurück zu meinem Platz, nur um mir meine Tasche zu schnappen und endlich zu verschwinden.
Fassungslos sah er mir nach. Ich wusste, das würde Konsequenzen haben, doch es war mir in diesem Moment egal, denn ich fühlte mich absolut bloßgestellt.
TaeHyung war an diesem Tag nicht anwesend, denn er schlief seinen Rausch von gestern Nacht noch aus.
Vielleicht war das auch besser so gewesen, denn er wäre wahrscheinlich vor Wut geplatzt.

Als ich endlich die Studentenwohnung erreicht hatte, ließ ich mich erschöpft auf die Couch fallen.
Verwundert blickten seine braunen Augen zu mir.
„Schon wieder zurück?" fragte TaeHyung irritiert.
„Heute war ein kurzer Tag, denn Mr Jeon hatte beschlossen, mich heute vor allen bloßzustellen. Du weißt doch, wie sehr er es hasst, wenn man nicht aufpasst. Nun, er hatte mich erwischt. Ich war die gesamte Vorlesung gedanklich komplett woanders. Das schien ihm nicht gefallen zu haben. Darum schickte er mich nach vorn, um eine komplizierte Variable zu lösen. Natürlich habe ich das nicht hinbekommen doch am Ende hatte er, was er wollte. Ich wusste die Aufgabe nicht, und er konnte mich vor allen als Idioten dastehen lassen."
Komplett fertig mit den Nerven, ließ ich meinen Kopf auf die Couch fallen.
„Dieser Mann ist absolut das letzte. Das hat er dir angetan, obwohl er dich liebt? Ihm ist sein guter Ruf wohl offensichtlich wichtiger als du."
Ich gab einen Seufzer von mir.
„Ich weiß nicht. Aber es verletzt mich, wie er mich vor allen anderen behandelt."
Mitleidig blickte er zu mir.
Unauffällig rutschte er ein Stück zu mir.
„Sei nicht traurig wegen ihm. Er ist das wirklich nicht wert. Ich frage mich, was er mit mir gemacht hätte, mich scheint er abgrundtief zu hassen."
Abrupt schüttelte ich meinen Kopf, obwohl ich wusste, dass er im Recht lag.
„Er hasst dich nicht abgrundtief. JungKook ist einfach kompliziert."
Das war auch nur eine weitere Ausrede, um ihn in Schutz zu nehmen.
Sein Blick lag stur auf mir, und damit wusste ich, dass er mir absolut nicht glaubte.
„Wie dem auch sei, ich möchte nicht mehr über ihn reden."
TaeHyung versuchte das Gespräch weg zu lenken.
Und in diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich musste ihn noch mal zwecks seiner Vergangenheit mit JungKook ansprechen.
„Tae ich habe da mal eine Frage. Ich weiß, dass du eine Vergangenheit mit JungKook hast. Wie war er in der Beziehung mit dir so?"
Seine Mimik veränderte sich abrupt in Ekel.
„Tut mir leid, falls ich deswegen jetzt zu direkt bin. Du musst diese Frage natürlich nicht beantworten. Es ist Vergangenheit. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass es mich sehr interessiert, wie euer Verhältnis zueinander war und wie er dich behandelte" ergänzte ich.
TaeHyung nahm einen tiefen Atemzug bevor er antwortete.
„Nun, ich dachte, er hätte dir bereits alles erzählt. Anfangs war er sehr nett. Er war hilfsbereit, und er hatte stets ein offenes Ohr. Jedoch mit der Zeit begann es schwierig zu werden, und schon nach wenigen Monaten zeigte er sein wahres Gesicht was alles andere als ansehnlich war. Unter dieser wunderschönen Visage bot sich mir ein schrecklicher Anblick des Horrors. Jimin, ich habe dir schon immer von ihm abgeraten und das aus einem guten Grund. Dieser Mann ist nicht nur extrem merkwürdig, was seine Beziehung zu seinen Studenten betrifft. Er ist auch noch gefährlich."
Nachdem, was er mir erzählt hatte, konnte ich ihm kaum noch glauben. All diese Worte ergaben keinen Sinn. Sie passten nicht mit dem zusammen, wie ich ihn kannte. 
„TaeHyung das kann nicht sein. Zu mir ist er der liebste Mensch auf Erden, zumindest wenn wir allein sind."
Kritisierend runzelte er die Stirn.
„Das kann ja alles gut sein. Nur kann er wirklich grausam werden und ich möchte nicht, dass es irgendwann soweit kommt, dass er Hand an dir anlegt und handgreiflich wird."
Ihm immer noch nicht glaubend, schüttelte ich den Kopf. Ich konnte nicht wahrhaben, was er da gerade sagte.
„Das verstehe ich nicht. Klar war er heute in der Vorlesung nicht sonderlich nett zu mir. Aber das war eher ein kleiner Seitenhieb, als dass was du mir gerade erzählst. Das passt nicht mit dem JungKook zusammen, den ich kenne."
Haarscharf dachte ich nach.
Es brachte mich zum nachdenken, was TaeHyung erzählte.
„Verdammt Jimin, setz die rosarote Brille ab und realisiere es doch endlich! Er hat andere Studentinnen vor deinen Augen gefickt, und ihm war es egal, dass er etwas mit dir hat. Dieser Mann braucht das einfach. Er braucht dieses Machtspiel. Er braucht diese Unterdrückung, und er wird nicht aufhören. Selbst bei dir wird er keinen Halt machen und irgendwann bist du dran. JungKook ist ein Sadist. Du leidest, er genießt. Das ist der Preis, den du zahlst." 
Ein Meer an Gefühlen sammelte sich in mir. Ab diesem Augenblick wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte.
Was war noch wahr und was war gelogen?
Wer von den beiden wollte mir wirklich etwas Gutes?
TaeHyung hatte mir viel zu lang verheimlicht, dass er selbst etwas mit ihm hatte.
JungKook hatte mich mit anderen Studenten betrogen und nichts darüber gesagt.
Langsam wurde ich wahnsinnig, denn das Gedankenkarussell stoppte einfach nicht mehr.
Umso länger ich über alles nachdachte, desto verwirrter wurde ich. Und langsam hatte ich keine Ahnung mehr, was ich tun sollte oder wem ich überhaupt noch irgendein Wort glauben konnte.
Was ich noch nicht kommen sah war, dass mein Gefühlsbad bald noch mehr aufgemischt werden würde.

𝐓𝐞𝐚𝐜𝐡𝐞𝐫'𝐬 𝐏𝐞𝐭 || 𝐏𝐉𝐌 𝐱 𝐉𝐉𝐊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt