11. Kapitel

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Meine Brüder applaudierten begeistert und auch meine Lehrerin schien völlig aus dem Häuschen.
Roxie und ich klatschten uns zufrieden ab.

„Wenn das hier eine Note gäbe, so hättet ihr eine eins plus mit Sternchen! So was schönes habe ich noch nie zuvor in meiner Lehrerkariere von Schülern gehört. Seit ihr in einer Band?"
Wir schüttelten den Kopf.
„Das solltet ihr euch wirklich überlegen! Ich würde euch auf jedenfall gerne zuhören kommen bei einem Auftritt", zwinkerte sie.

Wir setzten uns zurück an unseren Platz und ich ignorierte die wütenden Blicke der Schleimschnecken. Das Grinsen meiner Brüder erwiderte ich schüchtern - schliesslich war ich ja 'bloss' deren 'Nachbarin' - und daraufhin warfen Ethan und Jacob ihnen mörderische Blicke zu.

Somit war die Musikstunde leider auch schon vorbei.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Nach der 4. Stunde hatte ich Mittag und traf mich mit Roxie und Logan in der Cafeteria.
„Na, wie war euer Morgen so?", fragte uns Logan, da weder Roxie noch ich mit ihm zusammen ein Fach hatte.
„Eigentlich gar nicht übel", fing Roxie gleich an,„In Musik haben Nati und ich sowas von abgeräumt!"
„Wie habt ihr denn das geschafft?"
„Nati hat gesungen und ich Klavier gespielt. Unsere Lehrerin war begeistert!"
Ich nickte zur Bestätigung, als mich Logan fassungslos ansah.
„Der kleine Mozart 2.0! Nati du bewirkst Wunder!"
Roxie schlug Logan auf den Arm, doch dieser lachte nur.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Sonst passierte nichts weiter spannendes in der Schule. Ich hatte wieder länger Schule als einige andere, da ich noch eine Stunde Deutsch hatte.
Nach dieser Stunde schlenderte ich auf den fast leeren Parkplatz. Ich hatte meinen Brüdern gesagt, dass sie mich nicht von der Schule abholen müssten.
An seinem teuren schwarzen Auto gelehnt stand Ethan. Da ich gerade überhaupt keine Lust darauf beleidigt oder so was zu werden, lief ich einfach an ihm vorbei.
Grob wurde ich am Handgelenk gepackt und zurück gedreht.
Ich schaute hoch in seine ozeangrünen Augen, die mich genervt ansahen.
„Steig ein", sagte Ethan in befehlerischem Ton. Augenverdrehend tat ich, was er wollte. Egal wie naiv es auch scheinen mochte. Schnell stieg ich auf den Beifahrersitz seines Wagens und wartete, bis Ethan endlich einstieg. Dieser startete das Auto ohne ein Wort und fuhr los. Nach einigen Minuten hielt ich es nicht mehr aus und fragte misstrauisch:„Was hast du vor?"
Anstelle zu antworten holte er wieder seinen befehlerischen Ton heraus.
„Also gut. Wenn du jemandem erzählst, dass wir zusammen wegefahren sind, dann bist du tot!"
„Das brauchst du nicht immer zu wiederholen. Ich habe nämlich ein ziemlich gutes Langzeitgedächtnis. Was machen wir jetzt?"
„Wir gehen an den Strand. Irgendwo, wo uns niemand kennt und wo wir alleine sind. Und denk nicht, dass ich das mache, um dich flachlegen zu können!"
„Keine Sorge. Ich würde vorher schreien."
Ethan schnaubte.
„Schon vergessen, dass wir ein Sozialkunde-Projekt haben?"
„Nein, Mister Badboy, das habe ich nicht. Doch ich habe gerade schon etwas das Gefühl, dass ich entführt werde."

Ethan schwieg, bis wir in einer kleinen Bucht ankamen.
„Aussteigen", befahl er und stieg aus.
Ich folgte seinem Beispiel.
„Wow! Wo sind wir hier?"
„In meiner geheimen Bucht"
„Ähem... Ethan? Du weisst schon, dass die Bucht jetzt nicht mehr so ganz geheim ist?"
Ethan kam auf mich zu.
„Du würdest den Weg hier her nicht mehr wieder finden, da du mich sowieso die ganze Zeit angestarrt hast", sagte er grinsend und stand jetzt direkt vor mir.
Um ehrlich zu sein schüchterte er mich schon einbisschen ein.
„Aber... Aber das stimmt doch gar nicht!"
'Nicht sehr überzeugend.'
Das fand Ethan offenbar auch, denn jetzt grinst er noch dreckiger.
„Doch, ist es!"
„Kommst du oft hier her?", wechselte ich schnell das Thema und ging über den Sand zum Meer.
„Schon, ja"
„Wann kommst du hier her?"
„Wenn ich nachdenken muss oder wenn es gerade scheisse läuft. Auch zum surfen, aber nur wenn ich alleine sein will", antwortete Ethan brav auf meine Frage und ich schaute ihn überrascht an. Er schien gemerkt zu haben, dass er mich überrascht hatte und sagte Schulter zuckend:„Wir müssen doch ein Projekt zusammen machen. Also sollten wir langsam einmal anfangen. Schliesslich haben wir nur vier Monate Zeit dafür."
„Du bist für mich echt ein Rätsel, Ethan Black", sagte ich nachdenklich,„Surfst du schon lange? Bist du gut?"
„Ich bringe es dir auf keinen Fall bei! Da kannst du gerne einen von den Ocean Brüdern fragen. Die sind ja so furchtbar nett!"
„Eigentlich wollte ich dich zu einen kleinen Wettkampf heruasfordern", sagte ich provokativ. Auf die Aussage über meine Brüder ging ich gar nicht erst ein.
„Du? Mich, zu einem Wettkampf herausfordern? Hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!", lachte Ethan verächtlich.
„Unterschätze niemals ein Mädchen, das du noch nicht kennst!", sagte ich lächelnd.
Ethan setzt sich in den Sand und wirkte auf einmal ziemlich abwesend. Ich setzte mich neben ihn, so dass noch ein kleiner Abstand zwischen uns ist. Ich wollte ihm ja nicht zu nahe treten.
„Darf ich dich etwas fragen, Ethan?"
„Du tust ja im Moment nichts anderes."
Das stempelte ich als ein Ja ab.
„Läuft es in deinem Leben oft nicht so gut?"
Ich erwischte ihn, wie sich eine kleine Träne aus seinem Augenwinkel stahl, die er schnell wegwischte.
„Möchtst du darüber reden?"
Er schüttelte leicht den Kopf.
„Manchmal ist es danach einfacher damit umzugehen."
Ethan sah mir in die Augen und ich versuchte zuversichtlich auszusehen. Dann wandte er den Blick wieder von mir ab und schaute aufs Meer hinaus und seufzte.
„Es hat mir meiner kleinen Schwester, Riley, zu tun. Sie muss unter unmöglichen Umständen aufwachsen."
Der grosse Badboy brach in Tränen aus. Ich rutschte nah an ihn heran und nahm ihn in die Arme.
„Meine Mom ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seit dem ist mein Vater meistens eiskalt zu uns und auch oft betrunken. Und Riley versteht einfach nicht warum mein Vater und ich oft so sind, wie wir manchmal eben sind. Sie weiss nur dass ihre Mom tot ist und ist logischerweise selbst auch traurig. Aber sie kann sich ja nicht betrinken oder so."
Ich war geschockt und fühlte mich einfach verpflichtet irgendetwas dazu zu sagen.
„Ich weiss, das ist nicht vergleichbar, aber meine Eltern sind auch fast nie für mich da. Sie sind immer auf Geschäftsreise. Ich bin also oft alleine. Jedes Mal wenn du hier bist, da ist Riley auch alleine, nehme ich jedenfalls an. Vielleicht stellst du sie mir ja mal vor."

So schwiegen wir einen Moment und ich musste an meine Familie denken und daran, wie sehr sie sich, vor allem meine Brüder, wegen meiner Krankheit verändert hatte. Meine Brüder wurden meinetwegen Badboys und waren nun oft in irgendwelche illegale Dinge verwickelt.  So begann ich ebenfalls zu weinen.
Ethan, der sich bereits wieder erhohlt hatte, nahm mich nun etwas unsicher in den Arm. Er war es sich wahrscheinlich nicht gewohnt, neben einem weinenden Mädchen zu sitzen.

Nach einer Weile lösten wir uns von einander und ich fragte, ob er mich nach Hause fuhr. Ethan nickte und sagte noch:„Du weisst, wenn du das irgendjemandem erzählst, dann..."
„Jaja ich weiss! Dann bin ich tot. Wie kommt es eigentlich, dass du mir so überhaupt nicht vertraust?"
„Ihr Weiber seid doch alle gleich!"
„Zum Glück kann ich dir zeigen, wie falsch du doch liegst!"
So stieg ich in seinen Wagen und merkte mir den Weg zu dieser Bucht, so gut es ging.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„Wo warst du verdammt?!", schrie mich Aiden aufgebracht an und ich zuckte zusammen. Mist! Ich hatte total vergessen, meinen Brüdern Bescheid zu sagen. Gedanklich schlug ich mir an die Stirn.
„'Tschuldigung! Ich war mit Ethan weg", sagte ich und bevor meine Brüder etwas hätten erwidern können, fügte ich noch schnell hinzu:„Wegen unserem Projekt!"
„Hat er dich angefasst?", fragte Mason sofort mit einem etwas aggressiven Unterton.
„Warum sollte er MICH anfassen? So jemand wie mich würde er nicht mit seinem Arsch anschauen!"
„Warum denn nicht? Du bist das hübscheste Mädchen, das ich kenne! Wäre ich nicht mit dir verwandt, dann würde ich dich gerne flachlegen."
Mason schlug Meik für diese Aussage gegen den Hinterkopf.
„Was? Ich mein' ja nur!", versuchte Meik sich noch zu verteidigen.
Ich wurde rot. So etwas hatten sie noch nie zu mir gesagt.
„Ich weiss ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe einen Bärenhunger!", sagte ich und lief in die Küche, wo ich mehrere Kartonschachteln Pizzen entdeckte. Die Jungs folgten mir in die Küche.
„Wir haben bereits vorgesorgt", sagte Dylan grinsend.
„Was haltet ihr von einem Filmabend? Mal wieder nur wir fünf", schlug Mason vor.
Da konnte man einfach nicht Nein sagen. Also machten wir uns alle zusammen einen gemütlichen Abend.
Das hatten wir schon seit über einem halben Jahr nicht mehr gemacht.

Es tat gut, wieder einmal daran erinnert zu werden, wie sehr ich trotz meiner Krankheit geliebt wurde.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Hello meine Schnuffis!

Ich habe keine Ahnung, warum ich dieses Bild am Anfang hingepackt habe. Ich fand es einfach nur schön. ;)

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Lg
CatGirl1313

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now