49. Kapitel

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„Hallo, Natalia!", säuselte Rylie mit ihrer obersüssen Kinderstimme und ich konnte mir ein verzücktes Quiecken gerade noch vernkeiffen.
„Hallo, meine Süsse!", antwortete ich also lächelnd und erwiderte ihre Umarmung auch gleich, da es nicht so aussah, als würde sie mich jemals wieder loslassen. Ethan musterte uns amüsiert und ging schon mal zum Wagen, wo er den Kofferraum öffnete und einen pinken Kindersitz hervorholte.
Da Rylie mich immernoch fest umklammert hielt, sah ich zu ihr herunter und blickte ihr in ihre süssen braunen Augen. Sie hatte zweifellos genau die selben Augen wie ihr Bruder. Ich konnte mich ebenso schnell in ihnen verlieren, bloss war die Intensität von Ethans Augen noch um einiges stärker.
„Dein Bruder hat mir schon von dir erzählt, meine Kleine. Wie geht es dir denn so?", fragte ich sie und strich ihr dabei eine Haarsträne, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinter ihr Ohr.
Rylie lächelte mich freudig an, als sie hörte, dass Ethan mir von ihr erzählt hatte. „Er hat dir von mir erzählt? Was hat er denn gesagt?", fragte sie mich aufgeregt und liess mich dabei los, da Ethan uns gerufen hatte, dass er heute noch zu Hause ankommen wollte.
„Er hat gesagt, dass du das süsseste Mädchen auf der Welt bist. Und soll ich dir etwas sagen? Er hat verdammt recht!", lächelte ich und folgte ihr zu Ethan und seinem Wagen. Während sie einstieg kicherte sie wie verrückt. Sie war zu niedlich!
Trotzdem fragte ich mich langsam, weshalb sie in den kaputten und viel zu kleinen Klamotten herumlief. Ethan hatte doch gesagt, dass seine Familie Geld wie Heu hatte. Also was zum Henker hatte es damit auf sich?
Ich würde das schon noch herausfinden. Etwas in mir sagte mir jedoch, dass dies keine schöne Geschichte mit sich brachte.

Ich stieg auch ins Auto und dann fuhren wir zu den Blacks nach Hause.
Erst jetzt wurde mir klar, dass ich ja noch gar nie bei Ethan war!
Da überfiel mich die Nervosität. Wie sollte ich mich in seinem Haus denn verhalten? Wie sah es überhaupt aus? Was konnte ich falsch machen?
Zusätzlich fiel mir ein, dass ich noch nie bei Fremden zu Hause war!

Ich hörte nur mit einem Ohr zu, was Rylie heute in der Schule so erlebt hatte. Nach wenigen Minuten hielten wir vor einem ziemlich grossen weiss-grau gestrichenem Haus. Es war nicht ganz so gross wie unsere Villa, aber wir waren auch viel mehr Personen als Ethans Familie. Schliesslich waren sie nur noch zu dritt...

Die Beifahrertür wurde geöffnet und Ethan sah belustig auf mich herunter. „Willst du etwa den ganzen Spätnachmittag hier drin sitzen und unser Haus anstarren, oder willst du es auch von innen sehen?", fragte er und hielt mir ganz Gentlemen-like die Hand hin, um mir aus dem Wagen zu helfen. Als hätte ich Hilfe nötig! Doch um sein Ego nicht zu verletzen, nahm ich sie entgegen und liess mich aus dem Auto hoch ziehen.
Von innen war das Haus sogar noch schöner! Es war modern in schwar und braun eingerichtet. Für mich war klar, dass ein Mann alles eingerichtet hatte, denn eine Frau hätte noch etwas mehr Farbe in das Ganze gepackt.

„Hast du Hausaufgaben, Rylie?", fragte Ethan, wie es der perfekte grosse Bruder auch getan hätte. Rylie schüttelte ihren Kopf, worauf ihre Haare wild hin und her flogen.
„Bist du sicher?", fragte Ethan misstrauisch nach. Nun schüttelte die Kleine ihren Kopf nicht mehr so fest. Ihr Kopfschütteln sah auch mehr so aus, als wollte sie eine Acht in die Luft zeichnen, worauf Ethan lachen musste und meinte:„Na los, Kleines. Geh und mach sie!"
Da stürzte Rylie nach vorne und klammerte sich an Ethans Bein fest. „Ach, bitte, Ethan! Kann ich sie morgen machen? Wir haben doch jetzt Besuch! Lasst uns doch etwas zusammen spielen!" Sie sah ihren Bruder mit einem Hundeblick an, bei dem ich sofort davonschmolz. Verdammt, den musste sie mir unbedingt beibringen! Damit konnte ich meine Brüder noch viel schneller um den Finger wickeln.
Ethan schien mit sich zu ringen und ich war ehrlich verwundert darüber, dass er so ein führsorglicher Bruder war. Ich meinte: Ethan Black, der grosse Badboy Nummer eins von meiner High School, liess sich von seiner kleinen Schwester weichklopfen, weil sie ihre Hausaufgaben nicht machen wollte. Wie süss war das denn!
„Na gut, du kannst sie morgen machen, gleich wenn du aufstehst! Und jetzt hol etwas, was wir spielen können", gab Ethan schlussendlich nach und Rylie flitze jubelnd in den zweiten Stock hoch, wo ich  ihr Zimmer vermutete.

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now