29. Kapitel

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„Natalia!", rief mich Mr Rickson, zurück. Fragend sah ich ihn an und wartete, was er mir noch zu sagen hatte. Ich hatte gerade mein erstes Cheerleadertraining absolviert und die anderen Mädchen verschwanden bereits in der Umkleidekabine.
„Ich wollte nur sagen, dass du wirklich ein grosses Talent bist! Solche Mädchen brauchen wir in unserem Team. Denn seien wir ehrlich: Die Hälfte der bisherigen Cheerleader sehen zwar nicht schlecht aus, doch so richtig taugen tuen sie nicht viel. Also: Tessa ist die Kapitänin und hat dich mir druch ihre Einladung bereits empfohlen und ich würde dich sehr gerne in unserem Team wilkommen heissen. Was meinst du?", fragte er und ich meinte einen leicht bittenden Ausdruck in seinen Gesicht zu erkennen. Ich nickte begeistert und sagte:„Ja! Ja, ich würde sehr gerne Cheerleaderin werden!"
Mr Rickson sah irgendwie erleichtert aus, dann meinte er:„Das ist wirklich toll. Du weisst ja wann das Training ist. Jeden Tag in der Woche, ausser Freitag, nach der 8. Stunde. Samstags sind wir auf dem Platz und holen uns einen besseren Titel. Ach und gleichzeitig unterstützen wir das Footballteam bei seinem Spiel."
Ich nickte und zeigte ihm so, dass ich verstanden hatte.
Mit einem kurzen „Bis morgen!" verabschiedete ich mich und lief geradewegs zum Busch, in dem ich vor dem Training unauffällig meine Sporttasche darin versteckte hatte.
Ich kannte mich mit Schulbitches und Sportunterricht mittlerweile gut genug aus, um zu wissen, dass Tessa in der Umkleide gerade wie wild meine Sachen suchte, um damit irgendetwas gemeines anstellen zu können.
'Wie schade, Tessa. Dieser Punkt geht dann wohl an mich.'
Etwas in mir brauchte jedoch noch eine Bestätigung, dass es auch wirklich so war, also schlich ich mich in die Umkleide und verharrte kurz vor der Tür.
„Wo ist ihre verdammte Tasche?! Sie wird jeden Moment hier sein!", hörte ich Tessa kreischen. Auf meinen Lippen breitete sich ein triumphierendes Grinsen aus und gerade, als ich mich wieder umdrehen wollte, fragte eines der anderen Mädchen, das sich bisher immer im Hintergrund aufgehalten hatte, schüchtern:„Warum willst du nicht, dass sie ins Team kommt? Sie hat es wirklich drauf. Wenn wir ernstgenommen werden wollen, brauchen wir sie!"
„Wenn wir ernst genommen werden wollen, müssen wir mehr trainieren und nicht Frischfleisch anschaffen, das bis vor einer Woche noch ein Nerd war. Ich habe hier einen Ruf zu verlieren! Also wenn du im Team bleiben und etwas Ehre behalten willst, hältst du jetzt die Klappe und gehst zu Tür und schaust, wann sie kommt!", giftete Tessa zurück. Leises Gemurmel folgte und Schritte kamen auf die Tür, vor der ich stand, zu. Jetzt war es zu spät um unentdeckt wegzulaufen, also benötigte ich eben Plan B. Mit einem Ruck stiess ich die Tür auf und rief so vergnügt wie möglich in die Umkleide:„Danke, Ladies, für dieses tolle erste Training! Ich freue mich schon jetzt darauf mit euch zu arbeiten. Wir sehen uns dann morgen!" Und bevor jemand hätte regieren können, war ich schon wieder zur Tür hinaus und eilte auf den Parkplatz, auf dem meine Brüder bereits grinsend auf mich warteten.
„Mann, Kleines! Das war ja mal der Oberknaller hoch zehn! Du hättest das Gesichicht von Tessa sehen sollen. Zum Brüllen komisch, war das!", lachte Meik und Aiden und Dylan stiegen mit ein. Doch Mason sah alles andere als begeistert aus.
„Mase?", fragte ich also vorsichtig.
Er schaute mich an und seufzte:„Ja, das hast du gut gemacht, Süsse. Ich mache mir nur Sorgen. Ich will einfach nicht, dass du so wirst wie Tessa und die anderen Cheerleader: Die es mit jedem treiben, der sie nur ansieht."
„Ach, Mase. Dass du solche Erwartungen in mich setzt, ist schon fast verletzend. Ich schwöre dir hiermit eine ganz spezielle Cheerleaderin zu werden. Eine, die weiss, was es beduetet, ein kleines Stückchen Ehre mit sich zu tragen", schwor ich und legte dabei meine rechte Hand auf mein Herz und die linke hob ich in die Luft. Mason schien ein Stein vom Herzen zu fallen. „Na dann, ab nach Hause!"

Ich wusste um erlich zu sein nicht, wie ich das alles schaffen sollte. Mein Wochenplan war nun komplett überfüllt. Ich hatte einmal in der Woche Spanisch und Deutsch, Gittarren- und Klavierunterricht habe ich auch je eine Stunde pro Woche und jetzt auch noch fast jeden Tag Cheerleadertraining. Dann war da noch, dass ich in meiner Freizeit gerne tanze und surfe. Ich war zwar intelligent genug, um das alles irgendwie unter einen Hut zu bringen, doch früher oder später musste ich wohl mindestens etwas aufgeben. Und da war ja auch noch das Sozialkundeprojekt mit Ethan! Da sollten wir nun wirklich einmal damit beginnen. Ich wählte seine Nummer und schmiss mich aufs Bett.
„Hallo?", meldete er sich und aus irgendeinem Grund begann mein Körper warm zu kribbeln.
„Boa, Ethy! Leg das Handy weg und komm wieder zu mir!" War das gerade wirklich Tessas Stimme?! „Halt die Klappe, Tessa!", hörte ich es gesämpft sagen. Wahrscheinlich hatte Ethan sein Handy vom Ohr genommen, doch gleich danach meldete er sich wieder:„Hallo, Natalia? Bist du noch dran?" Ich war zu perplex zum Antworten und als ich Tessa auch noch meckern hörte, weil sie meinen Namen gehört hatte, legte ich schnell auf.
Ich wusste nicht wieso, aber es verletzte mich, dass Ethan bei ihr, oder sie bei ihm, war. Warum hatte er solch eine Wirkung auf mich? Wir kannten uns kaum und das einzige Mal, an dem wir allein waren, war in seiner geheimen Bucht. Na gut, und auch bei uns zu Hause, als er betrunken und verletzt war, doch das zählte nicht. Schliesslich war er da nicht richtig bei Verstand. Aber, war er das denn in seiner Bucht? Er kam mir damals so weitweg vor, als würde er gar nicht realisieren, dass ich direkt neben ihm sass...

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

„Hey, Roxie!", rief ich ihr nach, als sie gerade das Schulgebäude betrat. Suchend schaute sie sich um und als sie mich winkend entdeckte, hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf. Ich lief ihr entgegen und zusammen gingen wir zu unseren Spinden.
„Mensch, Roxie, wo hast du denn die letzten beiden Tage gesteckt?", fragte ich sie und sofort wurde sie verlegen.
„Kannst du etwas für dich behalten, Nati?" Sie schaute mir ernst in die Augen und egal, was sie mir zu sagen hatte, es schien sie ziemlich zu bedrücken.
„Natürlich! Wem sollte ich es auch sagen?", gab ich zurück und bemühte mich aufmunternd zu klingen.
„Also, es war so, dass Logan mich überredet hat am Dienstag zu schwänzen, weil er mit mir wohin wollte. Er sagte, er wollte mir etwas zeigen und dann sind wir zum Strand gefahren. Dort hat er ein Picknick und alles drum und dran aufgebaut. Ich habe mich richtig darüber gefreut und wir hatten auch Spass, bis er...", sie brach kurz ab und eine stille Träne rann ihr über die Wange. Ich strich ihr schweigend über den Rücken bis sie tief durchatmete weiterredete:„Bis er mir gestand, dass er bereits seit einiger Zeit in mich verliebt ist. Den gestrigen Tag habe ich damit verbracht, über die Situation nachzudenken."
Ein tiefer Schluchzer stahl sich aus ihrer Kehle.
Kurz war ich verwirrt. „Ähm.. Wie schrecklich?" Es klang eher wie eine Frage, als wie eine Tatsache.
„Ja, das ist schrecklich! Mann, Nati. Du kapierst das nicht! Wir sind bereits seit dem Kindergarten beste Freunde. Da verliebt man sich doch nicht einfach! Das geht doch nicht! Mit wem soll ich denn jetzt darüber reden?" Keine Frage: Roxaine war ein einziges Nervenbündel. Ein einziges verknalltes Nervenbündel.
„Wie wärs mir mir?", fragte ich sie also und lächelte sie schief an.
Ihr Gesicht hellt sich schon wieder auf, als ihr vermutlich klar wurde, dass sie jetzt eine neue Freundin hatte.
„Natürlich! Warum bin ich da nicht selbst darauf gekommen?", strahlte sie, doch dann fuhr sie fort:„Aber trotzdem habe ich meinen Bestenfreund verloren."
„Quatsch mit Sauce hast du verloren. Sei doch nicht so negativ! Das Ganze renkt sich bestimmt wieder ein, glaub mir! Denk einfach nicht zu viel darüber nach, ja?", versuchte ich sie aufzumuntern und nach kurzem Zögern nickte sie. Ob sich das wirklich von selbst wieder einrenkte, liess mich zweifeln. Ich hatte keine Ahnung, wie das lief mit der Freundschaft.
Jedenfalls mussten wir uns auch schon wieder trennen, da ich nun ohne sie Naturkunde hatte.
Ich setzte mich an einen freien Platz in der hintersten Reihe und wartete bis der Mr Sullivan den Raum betrat. Bevor er den Unterricht startete wandte er sich noch kurz an mich:„Miss Ocean! Schön Sie wieder im Unterricht zu sehen! Wie geht es Ihrem Kopf?"
„Ach, dem geht es wieder grandios!", winkte ich ab. Da erhielt ich vom lieben Gott im Himmel einen Geistesblitz. Tessa würde hier und heute büssen, was sie mir angetan hatte. Ich musste ihr einfach eine Grenze setzen und ihr zeigen, dass sie nicht die Herrin der Kugel ist. Oder jedenfalls der High School.
„Derjenige, der mich gestossen hat, war wohl ganz einfach viel zu blöd, als dass ich mir eine ernsthafte Verletzung hätte zuziehen können", lachte ich und hoffte, dass Tessa darauf regierte. Nach geschlagenen drei Sekunden schien sie kapiert zu haben, dass ich sie blöd genannt hatte und wie ich es mir erhofft hatte, begann sie zu meckern:„Was soll das denn jetzt wieder heissen?!"
Ich lächte triumphierend in mich hinein.
„Hättest du doller gestossen, wäre vielleicht auch mehr passiert. Da bist du ganz selbst Schuld!", warf ich ihr vor. Mr Sullivan wollte sich gerade einmischen, doch Tessa kam ihm glücklicherweise zuvor:„Woher sollte ich denn wissen, dass der Hang nicht steil genug war. Ich dachte da wären genug Steine im Weg, da kann dein Kopf gar keiner verfehlen!"
Mason und Meik stiessen einen halben Jubelschrei aus und warfen mir stolze Blicke zu. Die anderen - Mr Sullivan mit eingeschlossen - starrten uns perplex an.

„Danke Euer Ehren, die Verteidigung zieht sich nun zurück", grinste ich und verschränkte meine Hände unschuldig auf dem Pult.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Hallöchen! :)

Heute mal ein bisschen früher. ;)

An dieser Stelle wollte ich mich bei euch allen bedanken. Vor allem bei denen, die so fleissig für die Kapitel gevotet haben.
Tatsächlich habe ich mit 'Der Badboy, der mir half zu leben' die 2'460 Reads geknackt! Das ist der helle Wahnsinn!! :D

Wenn euch dieses Kapitel gefallen hat, dann lasst mir doch ein Sternchen hier ;) und wenn nicht, dann schreibt mir in die Kommentare, weshalb. :P

Bis zum nächsten Mittwoch. :*

Alive - Wie er mir half zu lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt