54. Kapitel

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Geschockt sah Ethan zwischen mir und seinem Vater hin und her, hin und her, hin und her. Dies ging eine ganze Weile so, bis sein Dad sich gereizt an ihn wandte:„Etahn, was macht dieses Mädchen in meinem Haus?!"
„Aber, Sir! Das habe ich Ihnen doch bereits erklärt! Ihr Kindermädchen hat sich heute krankgemeldet und Ethan bat mich kurzfristig einzuspringen!", wandte ich schnell ein, bevor Ethan hätte antworten können.
„Ich habe nicht mit dir gesprochen!", fuhr Ethans Erzeuger mich an und drehte sich zu Ethan zurück. Ich sah ihn erwartungsvoll an und als er meinen Blick erwiderte, nickte ich ihm zu.

„Sie sagt es so, wie es ist. Natalia ist eine Freundin von mir und gut wie sie ist, ist sie sofort eingesprungen", bestätigte Ethan und sah mich dabei dankbar an.
Was er jedoch noch nicht wusste, war, dass er mir bis ins kleinste Detail erklären musste, wo er war und wie um alles in der Welt er seine kleine Schwester allein zu Hause lassen konnte. Der würde mich aber noch kennenlernen!

„Weisst du was? Es ist mir egal! Sie soll einfach bloss das Haus verlassen!", brüllte Ethans Vater und ich wich geschockt einige Schritte zurück.
„Daddy? Warum bist du denn so wütend?", fragte Rylie mit eingezogenem Kopf und einem Plüschelfanten schützend vors Gesicht haltend.
Sein Gesichtsausdruck wurde augenblicklich weicher, als er seine Tochter ansieht. Er ging auf sie zu und nahm sie auf den Arm. „Wieso bist du denn noch nicht im Bett, mein kleines Mädchen?", fragte er und streichelte ihr sanft über den Kopf. Man konnte sehen, wie sehr sie dies genoss.
„Ich und Natalia sind erst gerade mit meinen Hausaufgaben fertig geworden und jetzt wollte ich sie holen, damit sie mir noch etwas vorliest."
Mr. Black sah mich prüfend an.

Als er seinen Sohn musterte, schaute ich Rylie an und schüttelte den Kopf als Zeichen, dass sie nicht mehr sagen sollte.
„Na dann", begann ihr Dad,„kann Natalia ja jetzt gehen. Gute Nacht!"
Er wollte sich bereits wieder abwenden, als Rylie begann auf seinem Arm herumzuzappeln. Er stellte sie auf den Boden und das kleine Mädchen stürmte auf mich zu, um ihre kleinen Ärmchen um meine Taille zu schlingen.
Sie hob ihren Kopf und schaute mit ihren süssen Augen zu mir hoch. „Du kommst doch einmal wieder vorbei, oder? Dann essen wir wieder zusammen Pizza und spielen Monply!"
Ich lächelte auf sie herab und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Das heisst Monopoly, meine Süsse. Wir werden uns bestimmt bald wieder sehen und dann werden wir ganz sicher etwas zusammen unternehmen, was meinst du?"
Rylie strahlte von einem Ohr zum anderen, liess mich los und tapste wieder zu ihrem Vater.

Dieser sah mich immernoch misstrauisch an und ich sagte in dem genau gleichen unfreundlichen Tonfall wie er zuvor:„Gute Nacht!"

Wie du mir, so ich dir.

Ich marschierte an Ethan vorbei, der das Ganze bloss stumm und überfordert beobachtet hatte, und zog ihn an seinem Handgelenk mit zur Haustür. Schnurstracks öffnete ich sie und trat mit Ethan aus dem Haus. Kaum waren wir draussen, schloss ich die Tür, damit sein Dad nicht noch auf die Idee kam zu lauschen.

Entschlossen verschränkte ich die Arme vor der Brust und baute mich vor dem grossen Badboy auf. Ich sah ihn erwartungsvoll an, doch Ethan verdrehte bloss genervt die Augen. „Was?", motzte er mich an.
Für den Bruchteil einer Sekunde, warf mich das aus der Bahn, doch ich gab mir Mühe, es mir nicht anmerken zu lassen.
„Wie kommt es, dass ich heute bei dir anrufe, deine kleine Schwester rangeht und mir erzählt, dass ihr grosser Bruder bereits seit Stunden verschollen ist und sie sich die Zeit alleine vertreiben muss?", fuhr ich ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen an.
„Was solls? Ist doch nichts passiert!"
Ethan wollte bereits wieder zur Türklinke greifen, als ich ihm die Hand weg schlug.
„Sie ist verdammt nochmal acht! Sie sollte nicht alleine sein! Vor nicht allzu langer Zeit hast du mir noch gesagt, dass sie alles ist, was dir noch etwas bedeutet und jetzt gehst du so leichtsinnig mit der Verantwortung um? Was hat dir denn ins Gehirn geschissen? Ich will um ehrlich zu sein nicht wissen, wie du dich um sie kümmern würdest, wenn sie dir nur halb so viel bedeuten würde, wie sie es jetzt tut. Oder nein, korrigiere: Wie du mir sagtest, wie viel sie dir bedeutet!"-„Dich hat überhaupt nichts anzugehen, was mein Leben betrifft! Du bist weder meine Mutter noch meine Schwester. Du kannst mich nicht kontrollieren, Natalia!"

Alive - Wie er mir half zu lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt