32. Kapitel

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„Ach, komm schon, Baby! Du gehörst nun zu den Cheers! Feiern gehört nunmal zu deinem Amt dazu!"
Würde es eine Weltsauszeichnung dafür geben, Mädchen so sehr auf den Senkel zu gehen, damit sie sich am liebsten die Haare ausreissen, sie schlucken, sie wieder auskotzen und sie schlussendlich mit Sekundenkleber wieder auf den Kopf kleben würden, nur damit sie einen Augenblick abgelenkt waren, würde Jacob diese Auszeichnung eindeutig gewinnen.
„Habe ich schon einmal erwähnt, dass du mich echt zur Weissglut bringen kannst?", fragte ich ihn Augen verdrehend.
„Jap, das hast du. Um ehrlich zu sein in dieser Woche bereits jeden Tag um die dreimal. Aber ich kann dich verstehen. Nicht umsonst sagt man: Alle guten Dinge sind drei! Wobei es mich wundert, dass es dich in diesem Fall nicht dreimal gibt."
Jacob wackelte mit seinen Augenbrauen und grinste mich dabei an, wie es eben nur Badboys konnten. Ich lachte bloss Kopf schüttelnd über seinen erbärmlichen Anmachversuch.
Ich hatte keine Ahnung, was zwischen uns in der letzten Woche passiert war, aber ich fand nichts daran auszusetzen. Jacob benahm sich mir gegenüber seltsam nett, obwohl er wusste, wer ich war.
Es war nun schon eine Woche vergangen, als Ethan und ich uns über unsere Lieblingsfrabe und Lieblingsblume unterhalten hatten. Seit diesem Abend waren wir jeden Tag in seiner Bucht und unterhielten uns. Meistens nur über Belangloses, aber immerhin kamen wir uns so näher. Ich habe herausgefunden, dass er mit seinen Kumpels, die auch fast alle Badboys waren, schon eine halbe Ewigkeit befreundet war. Auch, dass seine beiden grössten Hobbies footballspielen und surfen waren. Wir waren beider der Meinung unseren Surfwettbewerb so früh wie nur irgendwie möglich zu starten.
Er dachte tatsächlich, dass er eine Chance gegen mich hatte...
„Wo läufst du denn nun schon wieder hin, Ocean?", rief mir Jacob genervt hinterher.
Ich sah auf die OL-Karte und erklärte:„Da vorne muss der letzte Posten sein!"
„Träum weiter! Der ist da drüben! Na komm schon!"
Augen verdrehend blieb ich stehen. „Muss ich dich daran erinnern, dass ich bei den letzten Posten auch schon recht gehabt habe? Ich kann echt nicht verstehen, weshalb man uns in ein Team steckt. Normalerweise macht mir Sport ja Spass..."
Jacob kam zu mir, packte meine Handgelenkte und zerrte mich mit sich. „Dieses Mal habe ich zu hundertausend Prozent recht! Da können wir wetten!"
„Herausforderung angenommen, Soldat!", lachte ich und überlegte schon, was ich von ihm verlangen würde. „Also, wenn ich gewinne, muss ich nicht mit auf die Party kommen."
„Na gut. Und wenn ich gewinne, kommst du mit und trägst dabei ein scharfes Kleid", grinste Jacob und schien sich so sicher zu sein.
Wir joggten die letzten zwanzig Meter zu dem Platz wo der Posten sein sollte und...
„Ha! Gewonnen! Natalia, es ist mir eine Freude mit dir Geschäfte zu machen!" Jacob macht vor lauter Freude - vermutlich vor allem vor lauter Schadenfreude - einen Salto, während ich immernoch geschockt den verdammten Posten anstarrte.
„Ach du polierte Natigall! Wie kommst du blödes Teil hierher?!", stiess ich hervor, nachdem Jacob einige Male mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumgewedelt hatte. Ich riss die Karte nach oben und starrte sie geschockt an, bis ich schliesslich den Fehler gefunden hatte: Ich hatte das Ding falschrum in den Händen gehalten.
Wie konnte das bloss passieren?!
„Da werden sich die Jungs aber freuen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich dich nun doch noch überredet habe!" Wieder einmal strahlte er wie ein Honigkuchenpferd, während er mich sachte in Richtung High School zog.
„Du hast mich nicht überredet! Das war Nötigung und Erpressung zusammen!", schmollte ich beleidigt. „Ausserdem: Wie hast du das gemeint, mit: Die Jungs werden sich freuen?"
„Na die Cheerleader mögen dich ja nicht besonders. Man könnte sagen die verabscheuen dich abgrundtief, Püppchen."
„Das ist mir klar." Ich zog fragend eine Augenbraue nach oben. - Also ich versuchte es, aber schlussendlich waren dann doch beide oben, was Jacob laut auflachen liess. -
„Also die Footballspieler mögen dich. Sehr sogar. Uns gefällt, wie schlagfertig du auf dem Gebiet Tessa bist."
Ich musste lächeln.
„Darf ich wenigstens Roxie mit auf die Party nehmen? Die liegt mir schon die ganze Woche damit in den Ohren."
Etwas widrwillig nickte er und ich beschloss nichts mehr zu dem Thema zu sagen. Zum Einen, weil ich nicht wollte, dass er seine Meinung wieder ändert und zum Anderen, weil ich etwas weitervorne in zwei zornige Augenpaare blickte, die mir das Blut in den Adern gefrieren liessen.
Es gab so einige Situationen, in denen Ethan und Tessa eine gute Kombination waren. Wie zum Beispiel jetzt gerade. Das zornige Starren beherrschten sie jedenfalls angsteinflössend synchron.
„Hallo ihr zwei! Ratet mal, wen ich überredet habe heute auf meine Party zu kommen!", begrüsste Jacob die beiden freudig, doch die Blicke der beiden Neuzugänger wurden - wenn überhaupt möglich - noch finsterer.
„Toll", zickte Tessa. Ihre Stimme triefte nur so von Ironie und Ethan fuhr Jacob an:„Warum um alles in der Welt musstest du sie dazu überreden?! Du bist mir ein Freund, Jacob!"
Ethan lief los, packte Tessa um die Taille und blickte auch nicht mehr zurück.
Wow. Das hatte gesessen.
„Sagtest du nicht, sie würden sich freuen?", fragte ich Jacob, ich konnte dabei jedoch nicht verhindern, dass sich ein verletzter Tonfall mit reinmischte. Jacob zuckte mit den Achseln. „Die beiden hatte ich jetzt nicht unbedingt gmeint." Da mein Körper wie etstarrt war, legte Jacob mir seinen Arm um die Taille - ja, genau so wie es Ethan bei Tessa gerade eben getan hatte - und zog mich sanft mit.

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now